Tag 188 – Wanted: Ein tragbarer Akku-Kühlschrank

Die WM rückt näher und das Fußballfieber steigt ebenso wie die Anzahl an Freundschaftsspielen. Alle Teams wollen noch einmal testen. So spielten aktuell Armenien gegen Moldawien, Kasachstan gegen Aserbaidschan, Luxemburg gegen Georgien und Italien gegen die Niederlande. Alle auf einer Wellenlänge, alle etwa die gleiche Spielstärke, da nicht qualifiziert. Oha. Statt einer möglichen Finalpaarung müssen die Italiener und Holländer beim größten Fußballevent zusehen. Kein Wunder, dass sie sich schiedlich friedlich 1:1 trennen. Wobei: Es gab trotz „Freundschaftsspiel“ auch eine glatte rote Karte. Für die Italiener. Der geneigte Zuschauer kann davon ausgehen, dass es sich um ein typisches Frustfoul gehandelt haben muss.

Wie auch immer – ich hätte die beiden Teams lieber dabei gehabt. Tolle Fans, die gut feiern können und immer alles geben. Na gut, jetzt sind wir eben auf die Panamesen (heißt das so?) und die Araber gespannt. Und auf die Panamesinnen und die Araberinnen natürlich. Die erste Araberin, der wir begegnen, werden wir um ein gemeinsames Foto bitten. Dürfen neuerdings immerhin Auto fahren. Ob sie dann auch zum Fußball dürfen? Und das auch noch weit von zu Hause weg? Wer weiß. Bin jedenfalls sehr gespannt, ob wir welche in Russland antreffen.

Unterdessen treffen weitere bestellte Fanartikel ein. Wird wohl schwer, alles in einem einzigen Koffer unterzubringen. Gesetzt sind der Schwenker und ein Deutschland-Trikot. Alles andere ist Beiwerk.

Telefoniere lange mit unserem Freund in Tarussa, dem Guntar. Er hat viele Neuigkeiten für uns. Einige können wir gar nicht glauben. Oder besser – wollen sie nicht wahrhaben.

Auf dem Roten Platz herrscht angeblich ein Rauchverbot. Mmhhh … gut, dass er nix von Schwenkverbot gesagt hat. Mit extrem trockenem Buchenholz dürfte das nämlich kein Problem sein. Das gibt nämlich keinerlei Rauchentwicklung. Wird also von Putins Freunden (haben die russischen Polizisten eigentlich einen bestimmten Namen wie die „Bobbys“ in England?) nix Schlimmes zu beobachten sein. Da sind wir auf der sicheren Seite.

Das Rauchverbot in Russland geht wohl zurück auf ein Gesetz zur „Förderung der Volksgesundheit“ vor etwa drei Jahren. Es sei die strengste Regelung in ganz Europa: 50 Meter von öffentlichen Gebäuden entfernt darf nicht mehr geraucht werden und 100 Meter von Schulen. Zu was zählen Stadien? Die sind ja hoffentlich alle in Privatbesitz. Bei der Einführung des Rauchverbots hätten alle mit einer Revolution gerechnet. Damit haben die Russen ja Erfahrung. Blieb aber überraschend alles ruhig.

Als wenn das nicht schon schlimm genug wäre (Lew, Oleg und Norberto sind leidenschaftliche Gelegenheitsraucher, vor allem bei dramatischen Strafraumszenen und bei Gegentoren), herrscht wohl auch ein strenges Verkaufsverbot von Alkohol nach 22 Uhr (und vor 10 Uhr morgens).

„Es hat keinen Zweck, die Verkäuferinnen bestechen zu wollen“, klärt mich Guntar auf, „die russischen Registrierkassen nehmen zu bestimmten Uhrzeiten erst keinen Alkohol an. Heißt also, wir brauchen einen Plan. Das Bier soll ja nicht warm werden, wenn wir es vor 22 Uhr kaufen, aber erst um Mitternacht schnappen wollen. Einen tragbaren Akku-Kühlschrank, gibt es sowas? Wenn nicht, wäre das für Russland auf jeden Fall eine brauchbare Geschäftsidee.

COMMENTS