Tag 184 – Grillplatz als Dauereinrichtung auf dem Roten Platz

Das Erste, was mir meine Frau morgens (ich hatte noch gar keine Augen, so früh war das, und immerhin war ich gestern Abend noch mit Lew und Michel aus, wie das ausging, kann man sich vorstellen) vorhält: Sie will wegen den Bikinis eine Strafmaßnahme vornehmen und mit schwarz-rot-goldenen Männertangas nach Jamaika schüsseln. Will sie dort an Interessierte, wie sie es nannte, vertickern.

Boah. Mit so einem Gegenschlag hab‘ ich jetzt echt nicht gerechnet. Und gestraft werde ja nicht ich, sondern die armen Männer auf Jamaika. Sowas kannten die bis dahin ja noch gar nicht. Nicht mal von Erzählungen. Also, von mir hat sie grünes Licht. Sollen doch ruhig mal sehen, die Männers auf Jamaika, wie das in Deutschland so zugeht.

Tja, gestern Abend mit dem Michel und dem Lew, das war ziemlich gut. Trafen uns in der Alten Schmiede. Wurde natürlich länger als geplant. Die Planungen an sich sind immer vollkommen harmlos. Beste Absichten und so. Aber die Umsetzung! Kommt mit steter Regelmäßigkeit immer genau anders als vorgesehen. Kann man nix machen. Ungeschriebenes Gesetz. Vielleicht sollten wir es mal umgekehrt machen und unseren Frauen einflüstern:

„Hör mal, wir gehen heute Abend kräftig aus und hauen uns die Hucke voll, aber mal so richtig!“

Ich vermute, das würde nicht funktionieren. Dann wäre das Ergebnis ja schon vorweggenommen. Das macht dann keinen Spaß. Der Überraschungseffekt wäre weg und würden uns nach dem dritten Bier anschauen und anmerken: „Wir gehen jetzt sofort nach Hause, es reicht.“ Das gäbe dann einen Überraschungseffekt auf Seiten unserer Frauen. Würden – schwupps! – so gut wie nüchtern daheim auftauchen und könnten noch normal reden und vernünftige Bewegungen vollziehen. Nicht wie sonst, da zelebrieren wir ja eher. Mmhhh … ich glaube, dafür hätten unsere Frauen dann aber auch kein Verständnis. Ach, alles egal. Am besten macht man wie immer. Keinen Plan machen, einfach loslegen.

Will noch die Botschaft in Moskau anschreiben: Sollen uns mal einen Tipp geben für einen guten Platz zum Schwenken. Der Rote Platz in Moskau ist für Russen ja sowas von heilig. Wir wurden ausdrücklich davor gewarnt, dort zu schwenken. Aber versuchen würden wir es trotzdem gerne.

Hab mich schon mal erkundigt: Im Nordosten Moskaus gibt es den Nationalpark Lossiny Ostrow, das größte zusammenhängende Waldgebiet der russischen Hauptstadt. Dort könnten wir schon mal das Brennholz herbekommen. Wie ich gelesen habe, verfügt das Waldgebiet vor allem über Fichten, Linden, Birken und Kiefern. Am Besten schwenkt man ja mit Buchen- oder Birkenholz. Werden uns also auf die Birken konzentrieren müssen. Nadelholz geht dagegen gar nicht: Damit machst du den ganzen Geschmack deiner Schwenkbraten kaputt.

Die Schwenkbraten werden wir in irgendeinem der zahlreichen Globus-Märkte kaufen. Ist dann wie daheim. Eine Wildsau im Nationalpark ginge natürlich auch. Aber ich glaube, Gewehre dürfen wir nicht nach Russland einführen. Das käme womöglich noch schlechter an als Schwenken auf dem Roten Platz.

Egal. Ich glaube, wenn die Holzspäne erstmal lodern und der Schwenkbratenduft den freundlichen Polizisten in die Nase steigt, dann drücken die bestimmt ein Auge zu. Dürfen gerne auch mitfuttern – natürlich nur, falls Norberto das zulässt. Ansonsten dürfen sie eben nur zusehen. Und wenn wir fertig gegrillt haben und jeder gut satt ist, könnten die Polizisten vielleicht auf’s Feuer aufpassen. Dass es nicht so schnell ausgeht.

Könnten auf dem Roten Platz einen Schwenkplatz sogar als Dauereinrichtung einrichten. Die Polizisten schüren regelmäßig die Glut. Putin schaut ab und zu vorbei und prüft, ob auch alles in Ordnung ist. Und jeder, der Hunger hat, legt sich nach Gutdünken und eigenem Bedürfnis ein paar Schwenker auf. Menschen aus aller Herren Länder träfen sich am Lagerfeuer vor dem Kreml. Das wäre ein Fan-Fest!

Schöner könnte man sich sowas gar nicht vorstellen.

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