Tag 171 – Konfliktfelder

Werde auf der Couch wach. Warum das denn? Schaue an mir runter. Als ich feststelle, dass ich noch das Eintracht-Trikot anhabe, fällt es mir wieder ein: Gestern war DFB-Pokalfinale. Hab’s in der Alten Schmiede mitverfolgt. Wurde dann auch ziemlich spät. Bis ins Bett hatte ich es offensichtlich nicht mehr geschafft. Genauso fühle ich mich auch. So ein Sieg gegen Bayern ist eben anstrengend.

Heute geht daher nicht viel. Muss mich mit meiner Frau gut halten. Wenn ich einen Tag lang ausfalle, so wie momentan, dann kriege ich immer einiges von ihr zu hören. Muss daher vorgaukeln, mir ginge es blendend. Kann in diesen schweren Stunden keine zusätzlichen Kontroversen gebrauchen. Würde mich nur noch schwummriger werden lassen.

Wo wir gerade beim Thema sind, versuche ich mal, einige Konfliktfelder mit Blick auf Russland zu rekapitulieren:

  • Zu Hause: Meine Frau hat sich noch nicht endgültig damit abgefunden, dass wir mit unsrer Truppe wieder zu einer WM fahren. Um einer möglichen Sabotage vorzubeugen, habe ich die Tickets für die Vorrundenspiele gut versteckt.
  • Putins Töchter: Die wollen sich uns angeln. Die werden nichts unversucht lassen, sich an uns ranzuschmeißen.

Dazu passt der russische Radiosender, den ich jetzt auf der Kurzwellenfrequenz 4625 kHz und 6998 kHz entdeckt habe: offiziell „Vulkan“ oder auch „The Buzzer“. Er sendet seit etwa 1973, und bis heute weiß kein Mensch genau, was es mit ihm auf sich hat. Das Geheimnisvolle: Er sendet nichts, keine Musikstücke, keine Moderation – bis auf einen einzigen, durchgehenden Brummton. Der wird dann – laut Sendeplan – ständig wiederholt. Die Sendung dauert täglich 23 Stunden und 10 Minuten, jeweils von 7:50 Uhr bis um 7:00 Uhr am Folgetag (https://de.wikipedia.org/wiki/The_Buzzer). Sehr mysteriös.

Es kursieren verständlicherweise jede Menge Gerüchte um „The Buzzer“. Die naheliegendste Erklärung dürfte sein, dass der russische Geheimdienst hinter uns her ist. Diese Theorie ist öffentlich bisher aber noch nirgends so richtig aufgegriffen worden.

Ich meine, vor kurzem sogar mal was rausgehört zu haben, so als Hintergrundgeräusch: „Schnappt Osvaldos Truppe, sobald sie russischen Boden betritt, und bringt sie zu Maria und Jekaterina“.

Wer es sich selbst mal anhören möchte: https://www.youtube.com/watch?v=Wcv_cGLjxCY.

Ob es Zufall ist, dass Russland auch noch ausgerechnet die Ländervorwahl „+7“ hat?             Ausgeschrieben also 007. Es ist daher mehr als naheliegend, dass die uns unter Beobachtung             haben. Hier schließt sich der Kreis. Ich hoffe, die Schlinge zieht sich nicht noch weiter zu.

  • Tickets: Wir haben schlicht zu viele. Bekamen überraschend mehr zugeteilt, als wir gerechnet hatten. Jetzt haben die den Betrag auf der Kreditkarte schon abgebucht und wir müssen zusehen, wie wir das angestellt kriegen, falls wir nur Gruppenzweiter werden. Denn dann finden die Spiele in Samara und Kazan statt, aber wir werden dann anderswo sein, nämlich in Sankt Petersburg bzw. Wolgograd. Und die Tickets müssen persönlich von uns abgeholt werden.
  • Unterkünfte: Es fehlt immer noch eine Unterkunft für eine Nacht in Moskau (30. Juni auf 1. Juli). Wo genau wir in Tarussa (29. Juni) und in Saratow (6. Juli) schlafen, wissen wir noch nicht. Auch der in Moskau gebuchte Schlafsaal (16. bis 22. Juni) bereitet mir Kopfschmerzen.
  • Norbertos Hungerattacken, die sich jetzt zunehmend als „durchgehend am Stück“ herausstellen. Ein schwächelnder Capitano Michel. Ein Lew, der kaum noch aus seiner Bierbar rauszukriegen ist. Und ein ratloser Osvaldo: Mein sich zunehmend steigerndes Gewicht, wie bei einer Bergetappe der Tour de France, Kilo(meter) für Kilo(meter) quäle ich mich nach oben statt nach unten. Hab meinen Körper falsch programmiert. Könnte aber auch was mit der Mondzirkulation zu tun haben. Der macht ja auch Ebbe und Flut. Und bei mir ist er vermutlich Ursache für die einseitigen Gewichtsschwankungen.
  • Und dann natürlich noch die schlimmste Konfliktsituation – meine Frau. Oder hatte ich das schon erwähnt? Ach, egal. Solange ich noch hier in Deutschland zugange bin, kann ich nichts erledigen, ohne unter Beobachtung zu stehen. Ist schlimmer als der russische Geheimdienst. Wenn die mal eine Stellen-Ausschreibung machen – ich hätte da einen brauchbaren Tipp.

 

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