Tag 160 – Immer streng nach Schnittmuster!

So außer sich hab‘ ich den Michel noch nie erlebt. Er ist bei uns ja immer der ruhende Pol und nicht umsonst unser Capitano. Behält immer den Überblick und ist total zuverlässig. Erst dachte ich, es geht um die Fan-ID, wo sich immer noch nix tut. Aber nein. „Schlimmer!“, meint er, kurz angebunden.

„Schlimmer?“, denke ich und hake nach: „Was kann schlimmer sein als nicht nach Russland zu kommen?“ Er relativiert auch sofort und meint: „Das Zweit-Schlimmste dann eben!“, immer noch aufgebracht.

„Um was geht es denn, Michel? Mach mir doch nicht die Nase lang. Ist eine deiner Ex-Freundinnen wieder bei dir zu Hause aufgetaucht oder was?“

Er verdreht sie Augen.

„Nein, schlimmer. … Du erinnerst dich doch noch an Brasilien, an das ‚Pecunia doch olet‘,           oder?“

„Klar, wie könnte ich das vergessen!“

In Brasilien zur WM-Zeit war das „Tag 178 – 3. Juni 2014“. Damals hatte der Michel eine prima Idee, und ich zitiere jetzt einmal aus dem damaligen Blogbeitrag:

„Er macht sich etwas Sorgen um die Sicherheitslage in unseren WM-Spielorten und um die vielen Überfälle und so. Er meinte, wir könnten das Bargeld, das wir nach Brasilien mitnehmen müssen, doch in die Schuhe stopfen. Notfalls sogar in die Strümpfe. Da wäre unsere Reisekasse gut aufgehoben.

Ich sehe uns jetzt schon in meinem geistigen Auge vor mir, wie wir an der Copacabana rumschlawenzeln und jedes Mal, wenn wir an den Ständen etwas schlumpsen wollen, zieht einer nach dem anderen von uns seine Schuhe aus und anschließend seine Socken, um zu bezahlen. Au Mann.

Das hätte zwar was, da auch andere Gäste an der Copacabana „blank” ziehen, aber bei denen sieht das irgendwie besser aus. Sicher ist das Rezept von Michel zudem auch nicht. Irgendwann würden wir bestimmt bei den Räubern Aufsehen erregen. Die würden uns dann beim Heimgehen irgendwo auflauern und rufen:

„Sapatos decolar! Não se esqueça as meias!“ – „Schuhe ausziehen! Und die Stümpfe nicht vergessen!”

Michel meint, das solle ich aber auf gar keinen Fall hier im Blog schreiben. Das wäre ja eine Anleitung, um uns sicher überfallen zu können. Dann würden die Verbrecher das alles lesen und wir wären als Opfer gleich an unserem wackeligen Gang erkennbar. Wegen der vielen Münzen in den Schuhen und so.

Wobei die Räuber noch gar nicht wissen, … wie die Füße von Michel … sagen wir mal … so abenteuerlich anders riechen. Das sind keine normalen Füße bei ihm, nein, nein. Deswegen fühlt er sich ja so sicher, wenn er das Bargeld in seine Strümpfe stopft. Das ist schon Extremstufe. Und dann heißt es angeblich immer „pecunia non olet!” – „Geld stinkt nicht.”

Vonwegen! kann ich da nur sagen. Am Ende bleibt jedenfalls:

„Pecunia doch olet!”

Er zeigt mir ein Foto aus dem Internet. „Unglaublich“, stoße ich hervor.

„Ja, da hat jemand meine Idee geklaut! Und macht jetzt auf unsere Kosten Kasse damit.“

„Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen und die Missetäter ausfindig machen“, pflichte ich ihm bei. Biete ihm dann ein Bier an. Und noch eins. Und noch eins. Beim vierten Bier wird er dann etwas lockerer. Beim siebten Bier ist er schon wieder ganz jovial.

„Konnte ja keiner ahnen, dass wir mal eine gute Idee haben. Die auch noch zu was taugt. Wenn    die andern was draus machen, dann ist das schon ok. Meinen Segen haben sie.“

Damit meinte er die Missetäter, die seiner Patentanmeldung ein paar Monate zuvorgekommen sind. Ein echter Gentleman eben, dieser Michel.

Ach ja, um was es geht … hier mal ein Link zu den Flip-Flops mit Einlagerungsmöglichkeiten für Bargeld, Handys, Autoschlüssel, Kreditkarte und andere wesentliche Dinge für einen entspannten Tag am Strand, wenn man nur mit Badekleidung und Handtuch unterwegs sein will. Genau das richtige für uns:

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Bis zu diesem Zeitpunkt war heute ansonsten ein ruhiger Tag. Es gab nix Neues. Fast nix. Nur weitere mögliche Schwierigkeiten mit Blick auf die beabsichtigte Einreise nach Russland:

Hab‘ was von einem Transitvisum gelesen. Mein Flug macht auf dem Weg von Köln/Bonn nach Moskau immerhin Zwischenstation in Wien. Und die Österreicher haben sich nicht für die WM qualifiziert. Wenig überraschend. Aber wenn die einen „Piefke“ auf dem Weg zur Titelverteidigung nach Russland stoppen können, dann werden die womöglich nichts unversucht lassen. Hoffe nicht, dass die mich im Gegenzug die WM verpassen lassen. Notiere mir:

„Eventuell Flug umbuchen. Alternative über die Ukraine?“

Die haben sich zwar auch nicht qualifiziert, sind den Deutschen aber besser gesonnen als die Österreicher. Mal sehen. „Wäre auf jeden Fall sicherer“, schießt es mir durch den Kopf.

Weiteres Problem: Große Beachtung wird auch dem Fall gewidmet, dass eine Fluggesellschaft sich weigert, jemanden mit der Fan-ID nach Russland einreisen zu lassen. Um die Problematik mal zu verdeutlichen, hier ein Foto mit den Lösungswegen („Vorgehensweise des ausländischen Zuschauers bei Weigerung der Fluggesellschaft, die FAN ID als Dokument anzuerkennen, das die Einreise in die und die Ausreise aus der Russischen Föderation gestattet“):

 

Irre. Solche Tafelbilder mochte ich schon in der Schule nicht. Arbeiten jetzt etwa einige meiner ehemaligen Lehrer bei der FIFA? Denkbar wär’s. Mir fällt da spontan mein Geschichtslehrer ein. Aber seit wann interessiert der sich für Fußball …? Einmal hat ein Freund von mir in einer Geschichtsarbeit bei ihm die Ergebnisse des zurückliegenden Bundesligaspieltages aufnotiert. Alle korrekt. Ungefragt zwar, aber alle Paarungen einschließlich Toren exakt wiedergegeben. War ja schließlich auch etwas Historisches. Gab trotzdem null Punkte. Spaß hatte der Lehrer keinen verstanden. Aber Tafelbilder malen wie ein Schnittmuster, da machte ihm keiner was vor!

In der Schule sahen die in etwa so aus, die Tafelbilder (https://blog.factgrid.de/wp-content/uploads/2017/11/Schnittmuster-1.png):

Musste man auswendig können. Ist uns heute vielleicht sogar hilfreich, wenn wir in Moskau sein werden. Dessen U-Bahnnetz stelle ich mir ähnlich vor. Aber wir machen es uns leicht:

Wir fahren einfach immer streng nach Schnittmuster!

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