Tag 156 – Wenn Gott Fußball spielt

Heute war ich im Stadion. Eintracht Frankfurt gegen den HSV. Tolle Stimmung mit tollen Fans beider Teams, die sich gegenseitig mit Gesängen übertrafen. Und ein besonderer Moment: Alex Meier wird nach fast einjähriger Verletzungspause in der 87. Minute eingewechselt. Sein erstes Saisonspiel am 33. Spieltag. Schießt dann natürlich gleich ein Tor, ein Volleyschuss mit Links, seinem schwachen Fuß. Selbst die HSV-Anhänger lauschen andächtig, als es durchs Stadion schallt: „Alex-Meier-Fuß-Ball-Gott!“

Der HSV-Diekmeier stand nicht auf dem Platz. War nicht mal im Kader. Kann mir vorstellen, dass das der Grund für die HSV-Niederlage war.

Bei der FIFA wird derweil überlegt, ob man Trommeln im Stadion während der WM verbieten soll. Darf dann nur noch die Trommel mit ins Stadion, die man am eigenen Leib trägt. Kommt mir durchaus entgegen. Schade wär’s aber für das Spiel Polen gegen Senegal. Kann mir vorstellen, dass mindestens jeder zweite Senegal-Anhänger eine Trommel dabei gehabt hätte. So müssen sie mit meiner Vorlieb nehmen. Ich biete hiermit an: Jeder Senegalese im Stadion darf mir einmal auf meinen Bauch tätscheln.

Könnte übrigens die leiseste WM aller Zeiten werden, denn auch Vuvuzelas und andere Instrumente sind verboten. Schade, dass unser Herrmann dieses Mal in Russland nicht dabei ist – ihn hätte man im Stadion mit seiner wohlklingenden Stimme und – sagen wir mal … – intensiven Zwischenrufen sicherlich gut herausgehört.

Mein senegalesischer Freund Max schickt mir unterdessen eine Musikdatei, eine Demo-Version. „Bastele im Moment an einem WM-Song“, lässt er mich wissen. Höre es mir an. Klingt sehr gut, ein regelrechter Ohrwurm. Freue mich auf den fertigen Song, der Mitte Mai endgültig abgemischt werden soll.

Max ist ein Künstler durch und durch: Sänger, Tänzer, Trommler und nicht zuletzt ein außergewöhnlicher Geschichtenerzähler. Kinder lauschen immer überaus gebannt, wenn er – vom Aussehen her vergleichbar mit einem zwei Meter großen afrikanischen Massai-Krieger – in astreinem saarländischem Dialekt vorträgt. Freue mich sehr darauf, mit ihm zusammen das Spiel Polen gegen Senegal am 19. Juni live in Moskau miterleben zu dürfen. Mit oder ohne Trommel.

Viel Nerven hat mich die beabsichtigte Hörbuch-Veröffentlichung gekostet. Hatte mit meinem Freund Moritz aus Berlin ja im Dezember letzten Jahres das Buch „Die Truppe – Logbuch eines Tagediebs: Wie wir den Pott nach Deutschland holten“ eingelesen. Voraussichtlich wird es ab 26. Mai 2018 in den einschlägigen Portalen in digitaler Version erhältlich sein.

„26. Mai? Bist du dir sicher? Willst du dich an diesem Tag etwa erneut ins Unglück stürzen?“

Meine Frau meldet sich unerwartet zu Wort. Verstehe sie nicht ganz. Sie scheint es zu merken und ergänzt, dabei die Schultern sacken lassend und den Kopf in die Seite gelegt:

„Unser Hochzeitstag, schon vergessen?“

Au Mann. Das hätte jetzt echt nicht passieren dürfen. Also nicht das mit dem verdrängten Hochzeitstag – nein, das mit dem Veröffentlichungsdatum für’s Hörbuch. Das kann ja nur schief gehen.

 

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