Tag 149 – Vom Petersburger Dialog Symposion zum Isländer Sigthorsson

Heute hat sich in Sachen Fußball wenig getan. Meine Frau war noch zu sehr beschäftigt mit der gestern einseitig – also von mir – anvisierten Kreditaufnahme. Mann oh Mann. Muss sie wirklich so einen Terz machen? Wir geben ja kein Geld aus, wir kriegen doch Geld! Kann sie sich doch freuen. Werde den Kredit sogar höher aufnehmen als nötig. Mir fehlt das Verständnis, dass sie dafür kein Verständnis hat. Verstehen … können das wohl nur Frauen.

Neben dem Kredit gibt es weitere positive Dinge zu vermelden:

Es ist ein Treffen mit Michael in Sankt Petersburg ins Auge gefasst. Michael ist der Hauptakteur für die tolle Webpräsenz zur Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland, und ich kenne keine Internetseite, die so vielfältig über die verschiedenen Aspekte zur WM berichtet wie www.wm-2018.ru bzw. über Russland allgemein auf www.russland.news. Wir, also der Michel, der Lew, der Norberto und ich, sind stolz, in gewisser Weise zum Team dazu zu gehören. Unsere Begegnung könnte zwischen dem 1. und 4. Juli erfolgen, dann weilen wir in Sankt Petersburg. Wir kennen den Michael bisher nicht persönlich, freuen uns aber sehr auf ein Kennenlernen. Schon toll, so eine Fußball-WM!

Ich weiß jetzt nicht, wie ich darauf komme, aber ich frage mich an der Stelle, was ist der Unterschied zwischen Symposium und Symposion? Ich meine, bei beiden handelt es sich doch auch um „Treffen“ in gewisser Weise, oder? Zumindest, wenn man den meisten Ergebnisseiten bei Vögel, ähhh Google, glauben darf. Dabei sind das laut Duden bzw. der Wortbedeutung nach zwei völlig unterschiedliche Angelegenheiten.

Unter Symposium versteht man eine wissenschaftliche Konferenz, eine Zusammenkunft von Wissenschaftlern und Fachleuten, bei der bestimmte fachbezogene Themen in Vorträgen und Diskussionen erörtert werden.

Ein Symposion dagegen ist schlicht ein Trinkgelage.

Wer zu einem Symposion einlädt, dem geht es also in Wirklichkeit nicht etwa um irgendeinen wissenschaftlichen Aspekt, nein, nein. Entscheidend ist denen nämlich allein die dritte Halbzeit, also das, was nach der Zusammenkunft abgeht. Das wär genau das Richtige für uns, für den Lew, den Norberto, den Michel und mich, da sind wir nämlich gaaanz stark drin. Könnten quasi jedes Symposion bereichern, allein durch unsere Anwesenheit.

Wenn ihr selbst also irgendwo mal eine Einladung zu einem Symposion erhaltet – ihr könnt bedenkenlos hingehen. Nehmt ohne Zaudern die Einladung dankend an und marschiert los – egal, wie das Thema offiziell benannt wird.

Ich kenne Michael nicht, aber ich glaube, ich werde ihm vorschlagen, unser Treffen unter folgendem Arbeitstitel stattfinden zu lassen:

„Wissenschaftliche Aspekte einer Fußball-Weltmeisterschaft in einem Land von Putins Gnaden – ein Symposion“

Ablauf

Offizielle Begrüßung

Michael

Impulsreferat

Osvaldo: „Erneuerung der FIFA unter Einführung von Pupskissen in den offiziellen FIFA-Shops“

Vortrag

Michel: „Wie wir dafür sorgen werden, den Pott auch 2018 nach Deutschland zu holen“

anschl. gemeinsame Diskussionsrunde unter weiterer Beteiligung von

Lew                 –           Experte für zwischenmenschlichen Erfahrungsaustausch auch im                                Non-Fußball-Bereich

Norberto           –           Sachverständiger für kulinarische Angelegenheiten aller Art

Im Anschluss an die Veranstaltung:

Imbiss mit regionalen Köstlichkeiten. Auch für Getränke wird mehr als genug gesorgt sein.

Die Bevölkerung ist herzlich eingeladen.

Oha. Das kann was werden.

Wie auch immer und egal wie’s kommt – wir freuen uns sehr darauf! Bis bald, Michael!

Inzwischen wurde mir berichtet, dass eine Ziege aus dem Zoo von Samara als neues WM-Orakel fungiere. Die hätte jetzt Belgien als WM-Sieger gezogen. Ausgerechnet die Frittenfresser! Pah, eine Ziege! „Kokolores“, sag ich dazu. Nachmacher. Es geht nichts über das Original, unseren Paul.

Wer erinnert sich nicht gerne und wehmütig an das Orakel aus Oberhausen, den liebenswerten Tintenfisch Paul, der vor jedem Spiel der deutschen Mannschaft bei der WM in Südafrika 2010 ins richtige Loch schwamm? Oder war’s gar kein Tintenfisch, sondern ein Krake? Oder ein Kalmar? Oder gar ein Oktopus? Ich weiß es nicht mehr. Ist ja auch egal. Er hatte jedenfalls Ahnung von Fußball. Das hat diese blöde Ziege nicht. Das liegt auf der Hand.

Dabei hat Russland doch schon längst offiziell ein Orakel bekanntgegeben: eine verkaterte, weiße Taube.

Hää? Meinen die das ernst? Wie kann man eine Taube zum Orakel ernennen? Die fliegen los, und zwar an die Adresse, die auf dem Zettelchen steht, das sie an den Fuß gesteckt oder auf den Rücken gebunden bekommen. Die kriegen vorher genau erklärt, wo sie hin fliegen soll. Typisch FIFA. Will einem weis machen, dass alles mit rechten Dingen zugeht, und sucht sich ausgerechnet eine Taube aus. Unglaublich, sowas. Ich werde gar nicht mehr ruhig, so sehr rege ich mich darüber auf. Gibt es jemanden Bestechlicheren als eine Brieftaube? Wohl kaum. Passt voll zur FIFA, denke ich.

Ein schillerndes historisches Beispiel Historische für einen Langstreckeneinsatz einer Brieftaube ist die Übermittlung der Nachricht von der Niederlage der von Napoleon geführten französischen Truppen in der Schlacht von Waterloo am 18. Juni 1815 an die britische Regierung.

Ha! Da schließt sich der Kreis! Die Taube und die Ziege stecken unter einer Decke! Denn wo liegt Waterloo, das eben erwähnte Dörfchen? Ganz klar: in Belgien. Und welches Team spielt bei der WM am 18. Juni? Na? Klar, Belgien (gegen Panama).

Oh Mann, wer hätte das gedacht. Die ganze WM ist verschoben, alles abgesprochen: Belgien wird gegen Panama siegen, die Franzosen die WM nicht gewinnen und die ebenfalls am 18. Juni antretenden Briten gegen Tunesien gewinnen. Da beißt keine Maus einen Faden ab.

Bin ja ein regelrechter Profiler. Wer hätte das gedacht. Ich selbst am wenigsten. Höchstens noch meine Frau. Die prophezeit mir ohnehin eine schwere Zeit, sollte der Familien-Jahresurlaub wegen der Russland-Reise aus finanziellen Engpässen abgesagt werden müssen. Da muss man kein Orakel sein.

Würde sich aber trotzdem toll anhören, wenn die im Radio verlautbaren ließen: „Orakel Osvaldo lag schon wieder richtig.“

Mmhhh … wenig später werde ich stutzig … wieso ist die von Russland als Orakeln bestimmte Taube denn verkatert, um Himmels Willen? Was hat man der eingetrichtert? Und warum? Dann kann die doch gar nicht mehr richtig fliegen? Dann fliegt die womöglich … total falsch! Jedenfalls nicht so, wie die FIFA das will. Kriege plötzlich Mitleid mit der FIFA.

Gucke jetzt mal selbst bei denen im Internet nach. … … Ach Gott! Das gibt es doch nicht! Dieses Mal liegt es nicht an der FIFA, nee. Dieses mal liegt es an mir, Osvaldo. Hab mich total verlesen. Es ging gar nicht um eine verkaterte, weiße Taube. Lese da, dass angeblich eine „taube, weiße Katze namens Achilles“ das neue Orakel sei.

Wie konnte ich mich nur so vertun? Das russische Bier tut mir nicht gut. Hatte eben wieder eines am Wickel. Dass sich das so schnell auswirkt? Oh weh, sage ich da nur. Wie wirkt das erst im Herstellerland.

Wie auch immer, dem Paul macht so schnell keiner was vor.

Wenn ich mir es so recht überlege, dann … plädiere ich dafür, mal eine Robbe als Orakel zu nehmen. Der Arjen, der spielt seit Jahren durchgehend so stark, der hätte es einfach verdient. Hätte ja auch Zeit, wo seine Holländer an der WM nicht teilnehmen.

Ein Adler (René), ein Ochs (Patrick), ein Geyer (Ede) oder Haye (Kalle del) wären darüber hinaus ebenfalls schöne Tier-Orakel-Alterativen. Ein Nerz (Otto) dürfte dagegen ausscheiden – gehäutete Tiere eignen sich nicht als Fußballexperten.

Überhaupt Fußballernamen. Heini Ziegenspeck (HSV) dürfte uns allen wohl noch geläufig sein. Wer erinnert sich nicht an seine beiden Treffer beim 6:2 gegen Fortuna Leipzig beim ersten jemals im Hörfunk übertragenen Fußballspiel im Jahr 1926?

Cool natürlich auch Wolfgang Wolf, Wolfsburg. Dort Trainer 1998 bis 2003. Gibt wohl nix, was besser zusammenpasst.

Ach ja … nicht zu vergessen, auch wenn es etwas in prekärere Regionen geht: Dirk Hupe, Christian Sackewitz und Hans-Jörg Butt (jeder, der kein Englisch versteht, kann sich an dieser Stelle glücklich schätzen …) sind natürlich auch nicht schlecht. Zu toppen nur von Tobias Fick. Und der wiederum nur zu toppen von Franco Foda, dessen Namen ich in diesem weitgehend seriösen Blog erst gar nicht in den Mund nehmen möchte. Was der bedeutet? Nun, Portugiesisch sprechende Brasilianer können ein Liedchen davon singen …

Cacau gefällt mir übrigens nicht so gut. Besser schon der Rolf Blau und der Dieter Trunk. Auch Joachim Standfest (ehemals Austria Wien) klingt vielversprechend. Der Jürgen Mohr dürfte heute wahrscheinlich nicht mehr Mohr heißen, sondern müsste womöglich „Jürgen Schwarz“ genannt werden. Und selbst das ist höchst fraglich.

Wie auch immer – der Spielername, der mir mit Abstand am Besten gefällt, kommt aus Island. Was gibt es Schöneres als:

Siegthorsson!

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