Tag 148 – Heimatgefühle

Zunächst einmal – hab‘ mich heute mal nur um Fußball gekümmert, also neben den ganzen anderen Sachen, die ich sonst immer noch so treibe, und die meistens irgendwie trotzdem mit Fußball zu tun haben, über die ich aber unmöglich hier berichten kann. Meine Frau weiß ein Lied davon zu singen. Aber das würde echt zu weit führen. Vielleicht nur so viel:

Meine Frau war heute einen Großteil des Tages … sagen wir mal … nur mäßig gut gelaunt – also noch mäßiger als sonst, wenn ich mit neuen Ideen komme. Erzählte ihr, so nebenbei …, dass wir voraussichtlich einen Kredit aufnehmen müssen, falls Deutschland tatsächlich ins Finale kommt. Müsste mit den Jungs ja extra zum Endspiel wieder hinfliegen nach Moskau, Tickets haben wir ja schon (schlappe 433 Euro – pro Person, wohlgemerkt), Übernachtung bräuchten wir noch. Hab‘ gemerkt, dass ihr das nicht so gefällt, als sie plötzlich bös geguckt hat.

Wollte es dann auch gleich wieder gut machen. Hab ihr vorgeschlagen, alternativ den Familien-Ferienurlaub wegfallen zu lassen. Boah, was die einen Stress gemacht hat, aber echt jetzt. Das mit dem Kredit war jedenfalls plötzlich nicht mehr so schlimm. Der geht jetzt klar.

So … hab‘ den DFB jetzt mal direkt kontaktiert. Weil wir doch nicht nur die Finaltickets haben, sondern auch noch Voucher, also Gutscheine, falls wir das Achtelfinale und das Viertelfinale erreichen. Die müssen am Tag des Spieles vor Ort abgeholt werden.

Blöd nur: Wir dürfen auf gar keinen Fall nur Gruppenzweiter werden! Denn dann finden die Spiele in Städten statt, wo wir gar nicht sein werden. Habe also den DFB gefragt, ob man für die Entgegennahme der Tickets einen Generalbevollmächtigten bestellen kann. Der vor Ort alles für einen regelt und erledigt. Wer das sein wird? Noch keine Ahnung. Aber Schritt für Schritt, eins nach dem andern. Falls wir einen installieren dürfen, einen Generalbevollmächtigten, erst dann können Überlegungen starten, wer das sein könnte.

Apropos … kennt jemand von euch vertrauenswürdige Personen (notfalls auch Frauen, aber wirklich nur im Notfall, und der Notfall scheint mir nicht mehr weit weg), die in Samara oder in Kasan wohnen? Denn das sind die Spielorte für das Achtelfinale und das Viertelfinale, falls wir nur Gruppenzweiter werden. Na ja, mal sehen, wird schon gut gehen.

Kontaktiert hab ich auch den Globus, eine große Handelskette mit Hauptsitz in unmittelbarer Nähe meines Heimatortes (www.globus.de). Bin die acht Kilometer aber nicht mit dem Rad hingefahren, sondern hab eine Mail geschrieben. Die haben nämlich seit ein paar Jahren doch tatsächlich mehrere Standorte auch in Russland, vor allem rund um Moskau (www.globus.ru). Hier der Wortlaut (27.04.2018, 09:22 Uhr):

„Guten Morgen!

Mein Name ist Osvaldo und ich würde heute gerne mit einer etwas kuriosen Anfrage auf Sie zukommen:

Mit vier Freunden werden wir im Juni für drei Wochen zur Fußball-WM nach Russland fahren, aber auch das Land und die Menschen kennenlernen wollen. Hierzu schreiben wir seit dem 1. Dezember 2017 einen Blog im Internet, bei dem es um die Vorbereitung auf diese Reise geht.

Das Besondere: Der Blog wird von einem (deutschsprachigen) russischen Nachrichtenportal veröffentlicht (www.wm-2018.ru bzw. www.russland.news).

Als Heimatverbundene würden wir natürlich sehr gerne „unseren“ Globus in Russland besuchen gehen, sozusagen als Botschafter in „offizieller“ Mission.  

Meinen Sie, das würde funktionieren? Könnten Sie ggf. einen Kontakt herstellen? Wäre jedenfalls Weltklasse, wenn es klappen würde. Der in Frage kommende Zeitraum: 18. Juni bis 22. Juni. 

Jetzt schon ganz herzlichen Dank für Ihre Hilfe! 

Ihnen eine gute Zeit wünschend verbleibe ich

mit sonnigen Grüßen

Ihr Osvaldo“

Und – nicht zu glauben – die Antwort kam prompt (27.04.2018, 09:27 Uhr):

„Hallo Osvaldo,

hört sich gut an. Bin heute nur kurz im Hause – kümmere mich in der kommenden Woche. Das bekommen wir hin!!!

Freundliche Grüße“

Da bin ich jetzt aber gespannt, was der Globus plant. Immerhin wurde mir in einem Kommentar zu diesem Blog (Tag 35 „Von Ananas und Asanas“) ja schon mal gesteckt, dass es im Globus in Schelkovo nahe Moskau sogar Fleischkäsweck gibt. Sehr ordentlich! Wie zu Hause. Der Preis: 35 Rubel, umgerechnet 45 Cent.

Wenn das der Norberto mitbekommt! Ist ja leicht auszurechnen: Bei uns kosten die Teile das Doppelte. Norberto würde also auch das Doppelte wegfuttern. Mindestens. Er würde gewichtsmäßig voraussichtlich auch also doppelt so … nein … lassen wir das. Keine Spekulationen. Norberto darf das nicht erfahren – sonst ist letztlich auch der Besuch der Spiele in Gefahr, wenn er erstmal mit Fleischkäsbrötchen angefüttert worden ist.

Weiter weist der Leser darauf hin, dass es wohl auch „Dreibein und Gitterrost“ dort zu kaufen gibt, Zugketten für das Dreibein dagegen leider nicht. Mmhhh … wenn das so ist, könnte das den Transport erleichtern. Müsste den Schwenker ja gar nicht erst von Deutschland nach Russland transportieren, sondern könnte einen vor Ort kaufen. Nur die Ketten müsste ich mitbringen nach Russland.

Vielleicht könnte noch ein Foto nachgereicht werden, damit wir genau planen können? Wie sieht das Dreibein aus? Vielleicht meldet sich der Kommentator ja noch einmal. Wär schön. Vielleicht ist es ja auch kein „Er“, sondern eine „Sie“? Eine russische Bianca S. womöglich? Wir sind gespannt.

Weiter heißt es in dem Kommentar:

„Die DFB-Hütte vor Ort liegt in einem Wald und ist eine Festung mit Hotel. Die Superreichen verbringen dort das Wochenende. Viel Glück wünscht die beste Erfindung aus eurem Land, Dat negaküsschen“

„Sehr sympathisch“, denke ich mir, „da hat sich jemand wirklich richtig Gedanken gemacht“.

Da fällt mir ein: Muss unbedingt noch den Koch der DFB-Elf anschreiben. Dringend. Sonst kocht der womöglich was Falsches. Wenn ich mit den Jungs koche, gibt’s auf alle Fälle Fleisch. Schwenkbraten bis zum Abwinken.

Kontaktiert habe ich heute auch die Brauerei Karlsberg in Homburg. Liegt ja auch um die Ecke. Unser Anliegen (Auszug aus der Mail, 27.04.2018, 09:39 Uhr):

„… würden wir jedenfalls sehr gerne als „Karlsberg-Botschafter“ durch Russland reisen. Schließlich sind wir stolz auf unser Saarland. Und Ur-Pils ist das Aushängeschild. Wäre es denkbar, dass wir ggfs. KARLSBERG „als unseren Wegbegleiter“ gewinnen könnten? Was Typischeres als UrPils gibt es ja nicht für Fußballfans aus dem Saarland …“

Meinen Sie, da geht etwas? In welcher Form auch immer?

Ihnen allen jedenfalls eine gute Zeit wünschend verbleiben wir mit sonnigen Grüßen

„Die Truppe“

mit Michel, Norberto, Lew und Osvaldo“

Mal sehen, ob die sich melden. Normalerweise machen die das. Und egal mit welcher Idee die kommen – wir machen mit. Keine Frage.

Ich seh’s schon kommen: Wenn das gut läuft, also richtig gut, dann eröffnen der Michel, der Lew, der Norberto und ich nach Ende der WM in Russland eine Currywurstbude, bei der Schwenkbraten und Ur-Pils angeboten werden. Currywurst natürlich auch. Mit Mohrenköpfen zum Nachtisch.  Wahrscheinlich sind wir dann selbst unsere besten Kunden. Unsere Körper würden noch unförmiger als ohnehin schon, nach dem zehnten Ur-Pils würden wir täglich meinen, uns untereinander auf fließend Russisch unterhalten zu können, unsere Frauen würden sich weigern, nach Russland nachzukommen und wir würden uns gezwungen sehen, in Novosibirsk eine Vierer-WG zu gründen. Auf ewig.

Au Mann. Ich weiß jetzt aber nicht, ob ich das schlecht oder … ob ich das doch als nicht so abwegig empfinden sollte. Egal. Wir warten ab, was von Karlsberg kommt. Wenn die uns Ur-Pils auf Lebenszeit in Russland versprechen sollten … … dann dürfte das klar gehen, das mit der Vierer-WG.

So, ganz zum Schluss … musste im Internet noch einen krassen Fehler berichtigen, der sich bei Wikipedia eingeschlichen hatte. Hab denen mal geschrieben, wie das richtig lief, damals im WM-Finale 1990 in Italien, als wir Weltmeister wurden. Der Lew, der Michel, der Norberto und ich, der Osvaldo, wir waren damals schon alle beteiligt, wie ihr hier ersehen könnt:

 

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