Tag 105 – Schon wieder die Holländer!

Da Russisch lernen offenbar schwer ist, also so richtig schwer, meine ich, hab‘ ich mir was überlegt. Sozusagen als Gegenangriff, falls wir vor Ort in Russland kein Wort rausbringen sollten.

„Das russische Alphabet hat 33 Buchstaben“, erklärte mir Diane vorgestern, „das Besondere:         Sie kennen kein ‚H‘.“

Tatsächlich. Da fiel es mir auf. In der Buchstabenübersicht (siehe Tag 103) fehlt das „H“.

„Und was sagen sie für ‚h‘? Irgendeinen anderen Buchstaben? Vielleicht ‚Ä‘ oder ‚q‘?“, frage ich. Wissbegierig bin ich ja. Untalentiert zwar, aber sau-ehrgeizig. Aber noch ehe sie antworten kann, fällt es mir selbst auf: Auch für Ä und Q kennen die Russen keine entsprechenden Buchstaben.

„Die Russen können ein H überhaupt nicht aussprechen“, meint Diane.

Das ist ja ähnlich wie bei den Franzosen, überlege ich. Kein Wunder, dass der Gérard Depardieu, der französische Schauspieler, vor ein paar Jahren ausgerechnet nach Russland ausgewandert ist. Mittlerweile ist er von Präsident Putin sogar zum russischen Staatsbürger ernannt worden.

„Wenn wir nicht aufpassen, passiert uns das auch noch“, denke ich noch, ehe ich bei Diane dann nachfrage:

„Was heißt eigentlich auf Russisch ‚Sprechen Sie das nach!‘?“

„Skaschítche“ höre ich Diane sagen.

Schreiben kann ich das nicht, was sie gesagt hat. Aber nachsprechen kann ich das gleich. Wichtiges behalte ich eben ohne Probleme.

Wenn wir im Juni also in Russland sind und wir kein Wort rausbringen sollten und deswegen ausgelacht werden und man im Umkreis von 20 Metern mit Fingern auf uns zeigt, dann … ja, dann rufe ich zwischendurch einfach mal ganz selbstbewusst aus:

„Skaschítche:

‚Hallo, hier haben frohe Holländer hochheilige Hochzeitshelfer, halt wie die Häher in der Höhe.“

Ergibt zwar keinen Sinn, aber umgekehrt wissen die ja auch nicht, was es bedeutet. Und außerdem verstehe ich ja auch nix, wenn die Russen was sagen. Hauptsache, ich bringe die Russen dazu, möglichst viele Wörter mit „H“ auszusprechen zu versuchen.

Weiß nicht. Irgendwie erinnert mich das doch stark an Loriot. Da gab es mal einen Hund, der angeblich sprechen konnte. In Wahrheit aber bekam der nur den Buchstaben „O“ heraus.

Dort hieß es:

„R: Bello, sach mal: „Neun Nonnen holen Kohlen zum Kohlenofen.“
Bello: OH OH-OH OH-OH OH-OH OH OH-OH-OH-OH.“

Legendär. Nur „Scrabble“ von Loriot war noch besser.

Egal. Bin jedenfalls gespannt, wie die Russen reagieren werden.

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