Wenn man aktuell in die ostukrainischen Medien schaut, bekommt man genau den umgekehrten Eindruck, wie wenn man die dortige Lage durch die Brille der westlichen Medien sieht. Denn auf der Krim passiert wenig und auf dem von der Euromaidan-Regierung beherrschten ostukrainischen Festland viel – vor allem Gewalttätigkeiten und Repressalien.
Die größte Nachricht von der Krim war noch das Auftauchen von großen Mengen von Material, mit dem man potentiell Unruhen initiieren kann, wie Baseballschlägern und Helmen. Verdächtigt werden hier natürlich vor allem nationalistische ukrainische Rechtsradikale, das Materiallager angelegt zu haben, da die Ausrüstung ihrer „Bewaffnung“ auf dem Maidan entspricht. Die Onlinezeitung NTS Sewastopol hat dazu einen Film gemacht:
Auch sevnews.info berichtet über diesen Fund. Weiter hat sich ein geheimnisvoller Konvoi aus 20 Reisebussen heute von Russland kommend über die Krim bewegt, wie unser dortiger Partner Kertsch FM berichtet:
Ansonsten ist auf der Krim heute der „Tag der Stille“, der Tag vor der geplanten Volksabstimmung, an dem es keine öffentliche Veranstaltungen geben soll und an denen sich die Zeitungen deshalb wieder mit Wohnungsbränden oder für morgen erwarteten Verkehrsbeschränkungen. Auch das fehlende Recht zur Teilnahme am Referendum für ukrainische Soldaten, die auf der Krim stationiert sind, ist ein Thema. Keine ist bezeichnenderweise die von russischen Medien groß berichtete Übernahme einer US-amerikanischen Drohne auf der Krim, der vor Ort ja eigentlich die größten Schlagzeilen machen müsste.
Ganz anders sieht es auf dem ukrainischen Festland aus. Hier berichtet die Onlinezeitung Tajmer aus Odessa mit zahlreichen Amateurfilmen über Unruhen in Charkow am vorgestrigen Donnerstag. Hier sei es auch zum Einsatz von Molotowcocktails und automatischen Waffen gekommen.
http://www.youtube.com/watch?v=sMX3Jtlf_HQ
http://www.youtube.com/watch?v=iDHBu-OxA08
Dort ist es offenbar zu zwei Todesopfern und 15 Verletzten gekommen. Auch die Namen der beiden getöteten wurden veröffentlicht: Alexej Scharow (30) und Artjom Schudow (20). Aktuell durchsucht die Polizei laut Tajmer ein Büro ukrainischer Nationalisten wegen der Vorfälle. Auseinandersetzungen zwischen prorussischen und Euromaidan-Anhängern am heutigen Tag meldet Tajmer auch aus Odessa selbst. Die Euromaidaner, wie sie hier genannt werden, hätten diese zunächst proviziert, seien dann aber glücklicherweise vor einer Eskalation ebenso wie in Charkow gegen 14 Uhr Ortszeit abgezogen. Prorussische Demonstranten wurden in den letzten Tagen in Odessa in großer Zahl ins Polizeirevier vorgeladen, die Gebietsverwaltung hat jedoch Verhaftungen dementiert. Zu solchen ist es jedoch im Lugansk ganz im Osten der Ukraine laut örtlichen Berichten unter prorussischen Demonstranten gekommen.
In Charkow wiederum habe sich am heutigen Tag eine Explosion ungeklärter Ursache mit drei Verletzten ereignet. Ob hier ein Zusammenhang mit den vergangenen Unruhen besteht, ist ebenfalls unklar. In der Innenstadt sollen Absperrungen Demonstrationen verhindern, die für dieses Wochenende untersagt worden waren. Für den morgigen Sonntag war wieder eine prorussische Demonstration geplant. In Donezk ist die Situation ganz ähnlich, vorgestern gewalttätige Auseinandersetzungen mit einem Toten und 28 Verletzten, jetzt Demonstrationsverbot. Wegen der Opfer ist heute in Donezk ein Trauertag angesetzt.
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