St. Petersburger Gastronomie zur WM mit Umsatzplus

Erwartet haben sie nicht viel bis nichts, die Gastronomen in St. Petersburg, einer der Ausrichterstädte der Fußball-WM 2018. Inzwischen haben die meisten ihre Meinung geändert, sie verbuchen Mehrumsätze, die tatsächlich auf das Turnier und dessen Besucher zurückzuführen sind. Einige zweifeln jedoch noch.

Man spricht von Plus 30 bis 50 Prozent in der Restaurant-Branche. Einige Eigentümer von Gastronomiebetrieben reiben sich die Hände, wenn sie in ihre Kasse blicken und wittern bereits einen Hype. Andere behaupten hingegen, dass sie auf ein ganz anderes Besuchersegment abzielen würden. Aber eines sagen sie gemeinsam: Die Einkommen könnten größer sein, wenn es keine rechtlichen Probleme mit der Koordination von Schildern und Sommerveranden gäbe.

Die Gastronomen geben sich bescheiden, wenn sie behaupten, dass sie keine Superprofite von der WM erwartet haben. Dennoch waren die meisten von ihnen angenehm überrascht, als die ersten Tage des Turniers einen merklichen Anstieg der Besucherzahlen und damit auch der Umsätze zeigten. Die meisten Fans, so heißt es hätten sich für ihre Mahlzeiten Sport Pubs und Restaurants mit russischer Küche ausgesucht.

Ausländischen Fans sitzt das Geld locker

„Wir haben bereits am ersten Tag die Wirkung der WM gespürt, die alle Erwartungen übertroffen hat“, wird der Generaldirektor der SkyRest-Gruppe, Alexander Satuliwetrow, vom Stadtportal Fontanka.ru zitiert. Ihm zufolge, war das Restaurant am 14. Juni, als die russische Nationalmannschaft in Moskau gegen die Saudi Araber spielte, höher als üblich. Der Donnerstag sei, von den Besuchern her gesehen, noch wie jeder andere Wochentag gewesen, sagt er. Aber schon der Freitag, jubelt der Gastronom, habe 20 bis 30 Prozent mehr gebracht wie sonst.

Obwohl man in den Lokalen „Skobar“ und „Warwara“ nichts für die Fans getan habe, nicht einmal Fernsehgeräte hat man für die Spiele aufgestellt. Die Gäste aus Marokko, dem Iran, Mexiko und Brasilien haben ihren Weg auch so in die Rubinstein Straße, die Restaurantmeile der Stadt, gefunden. Beim bezahlen sieht man schon im vorbeigehen mehr Ausländer als einheimische Gäste.

„Meine Landsleute bestellen grundsätzlich Getränke, aber die ausländischen Gäste wollen die russische Küche probieren. Auf die Preise schauen sie dabei nicht, für sie steht der Rubel günstig“, bestätigt Satuliwetrow gegenüber Fontanka. Die Bar „Oh, Sport!“ lockt Besucher mit Live-Übertragungen, verdiene aber mehr wegen der russische Fans. Unter den Besuchern seien nur 30 Prozent Ausländer, sagt Mitinhaber Igor Ljadow. Wer von ihnen nun großzügiger sei, könne er aus der dem Stegreif jetzt auch nicht sagen.

Eine Frage des Standorts

Der Erfolg hängt jedoch wohl auch vom Standort ab. „Der Ausstoß in unseren Restaurants auf der Krestowsk-Insel, wo sich auch das WM-Stadion befindet, hat sich seit dem 14. Juni um 30 bis 40 Prozent erhöht“, sagt ein Gastronom, der dort drei Lokale betreibt. Er hat die Chance erkannt und gleich schwere Geschütze aufgefahren. Die Bilddiagonale seiner Leinwand hat mit 12 Metern Fanmeilen-Format. Die Fans kommen zu ihm schon am Nachmittag sagt der Geschäftsmann, dafür kümmert er sich um Blaskapelle und Bands, um seine Gäste zu unterhalten.

Ob das Niveau zu halten ist, können sie alle noch nicht sagen. Das sei wohl auch stark vom Wetter abhängig, so die Skeptik. Dazu geselle sich die Bürokratie, deren Hürden sie ihrer Meinung nach stark einschränken. Den Gastronomen zufolge wurde die Einhaltung von Normen verschärft, installierte Werbemaßnahmen wurden entfernt, selbst wenn sie vorher noch geduldet wurden. Das Fehlen eines Schildes in der Hochsaison kann dem Betrieb eines Drittel der Einnahmen kosten, sagen sie.

Sommercafés fallen den Razzien des Grundstücks-Kontrollausschusses zum Opfer. Drei dutzend Veranden wurden in den letzten Wochen geschlossen, weil die Anträge erst noch bearbeitet werden müssten. Laut den Betreibern kann sich das Monate hinziehen. Da sie nicht auf die zusätzlichen Einnahmen verzichten wollten, stellten sie ihre Tische eben ohne Genehmigung auf die Straße, was den nächsten Ärger nach sich zieht. Im Smolni hat man ihnen zwar versprochen, sich zügig um ihre Belange zu kümmern, aber daran glauben sie schon lange nicht mehr. Vielmehr sehen sie ihre Felle für den Rest der WM davonschwimmen, bevor etwas geschieht.

[mb/russland.NEWS]

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