Spiegel: Deutschland könnte deutschen Abschnitt von Nord Stream 2 verstaatlichenNord-Stream-Foto-©-gazprom.ru

Spiegel: Deutschland könnte deutschen Abschnitt von Nord Stream 2 verstaatlichen

Aufgrund von Gasmangel erwägt das deutsche Wirtschaftsministerium die Verstaatlichung des deutschen Abschnitts der Nord Stream 2-Pipeline, berichtet der Spiegel unter Berufung auf seine Quellen. In der Veröffentlichung heißt es, dass die deutschen Behörden planen, die Rohre am Unterwasserabschnitt der Pipeline zu durchtrennen und sie mit dem schwimmenden LNG-Terminal zu verbinden. „Am Ende der Leitung steht ein komplettes Verteilernetz mit Kompressoren und Pipelines, die das Gas direkt nach Süddeutschland transportieren können“, betont Spiegel die Vorzüge des möglichen Plans der Bundesregierung. Dies geschehe vor dem Hintergrund reduzierter Gaslieferungen aus Russland über Nord Stream.

Eine Änderung an der Nord Stream 2, die für eine Verstaatlichung der Pipeline technisch Voraussetzung wäre, birgt hohe Umweltrisiken. Das Gebiet, in dem die Rohre, die für die deutschen Behörden von Interesse sind, verlaufen, ist durch das Natura 2000-Gesetz geschützt. Sie stellt besonders strenge Anforderungen an alle technischen Interaktionen mit Nord Stream 2. „Jede Änderung an der Pipeline würde ein neues Genehmigungsverfahren, einschließlich einer Umweltverträglichkeitsprüfung, erfordern“, erklärte Spiegel.

Die deutsche Regierung befürchtet auch Vergeltungsmaßnahmen seitens Russlands. „Was die Deutschen am meisten fürchten, ist, dass Wladimir Putin und sein Staatsunternehmen Gazprom auf eine solche Enteignung mit Vergeltung reagieren werden … indem sie deutsche Unternehmen in Russland verstaatlichen“, prognostiziert die Publikation die wahrscheinlichen Folgen der Entscheidung.

Die kürzlich vom Bundestag verabschiedeten Gesetze geben der Bundesregierung das Recht, „radikal“ in den Erdgasmarkt in Deutschland einzugreifen. Vor dem Hintergrund der Schwierigkeiten bei den Gaslieferungen aus Russland über die Nord Stream erwägt das deutsche Kabinett unkonventionelle Wege der Erdgasbeschaffung. Laut Spiegel haben auch die deutschen Behörden Probleme, die Mittel an die Verbraucher zu liefern.

Letzte Woche hat Gazprom die Gasmenge, die es durch Nord Stream pumpt, um 40 Prozent reduziert. In Deutschland wird dies als politischer Druck gesehen. Die russische Seite wies den Vorwurf des politischen Charakters der Exportreduzierung zurück und erklärte, der Rückgang des Gastransports sei auf technische Probleme bei der Reparatur einer Turbine zurückzuführen. Der Chef von Gazprom, Alexey Miller, erinnerte die BRD daran, dass Nord Stream 2 startbereit sei, aber wegen der Sanktionen nicht in Betrieb genommen werden könne. Nach Ansicht von Herrn Miller könnte der Beginn der Gaslieferungen über Nord Stream 2 das derzeitige Problem lösen.

Deutsche Beamte schließen einen vollständigen Stopp der Gaslieferungen durch Nord Stream nicht aus. Die Financial Times berichtet unter Berufung auf Quellen in der deutschen Regierung, dass die deutschen Behörden die Situation als mögliche Ursache für eine Energiekrise im Land ansehen.

[hrsg/russland.NEWS]

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