Schipulin darf nicht nach Pyeongchang – mit welchem Maß misst das IOC?

Völlig unerwartet kam am Dienstag die Nachricht, der Biathlon-Weltstar Anton Schipulin und weitere russische Spitzensportler würden keine Einladung zu den Olympischen Spielen in Nordkorea erhalten. Dabei war keiner der Betroffenen jemals in Doping-Skandale verwickelt. Die Empörung in Russland ist groß – es werden bereits wieder Forderungen nach einem Olympia-Boykott laut.

Die Russen müssen eh unter neutraler Flagge antreten – und auch das nur nach sorgfältigen Kontrollen. Bisher hatte niemand daran gezweifelt, dass die „sauberen“ Athleten keine Probleme haben würden auf dem Weg nach Pyeongchang. Die neueste Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) macht allerdings alle Hoffnungen auf ein faires Handling zunichte.

Betroffen sind unter anderem Anton Schipulin, Shorttracker Viktor Ahn, Langläufer Sergej Ustjugow und Eiskunstläuferin Xenia Stolbowa. Bei den Biathleten wurde fast die gesamte Mannschaft disqualifiziert, fahren dürfen nur drei Sportler aus dem B-Kader. Dass der Biathlon-Nation Russland damit ein vernichtender Schlag versetzt wird für den bevorstehenden Großevent, steht außer Frage. Für Viktor Ahn, den geborenen Südkoreaner, seit 2011 russischer Staatsbürger, ist das Teilnahmeverbot in der Heimat eine persönliche Katastrophe. Aber auch die anderen, die seit vier Jahren auf die Spiele 2018 hingelebt und hingearbeitet hatten, bricht eine Welt zusammen.

Die Begründung des IOC ist (mal wieder) mehr als dünn: Das Ziel sei gewesen sicherzustellen, dass es „keinerlei Zweifel an der Sauberkeit“ der Sportler gibt, erklärte Valerie Fourneyron vom „Invitation Review Panel“. Und: Werde ein Athlet nicht berücksichtigt, heiße das nicht, dass er gedopt sei. Schipulin zum Beispiel sei „in das russische Staatsdoping“ verwickelt gewesen. Soll man nun lachen oder heulen? Derartige Formulierungen öffnen alle Türen für Willkür jeder Art. Wenn es diese „Logik“ ist, hätten die internationalen Sportfunktionäre den ganzen Eiertanz mit „neutralem Status“ und so weiter erst gar nicht anfangen sollen. „Verwickelt“ könnten sie ja allesamt sein – also warum nicht gleich alle verbannen? Das wäre zumindest ehrlicher gewesen.

Dass dieses Schmierentheater die olympische Idee endgültig in eine Farce verwandelt hat, ist ein Nebenprodukt all dieser Ungereimtheiten. Allerdings ein sehr wichtiges, das langfristige Folgen haben könnte. „Dabei sein ist alles“ beim „Fest der Jugend“ will bald keiner mehr. Das IOC der Bürokraten hat Olympia schon seit Langem diskreditiert. Wie sich herausstellt, sind sie dort sogar noch schlimmer als bei der FIFA…

[Susanne Brammerloh/russland.NEWS]

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