Fall Nawalny: Russland und Deutschland spielen weiterhin Katz und Maus

Fall Nawalny: Russland und Deutschland spielen weiterhin Katz und Maus

Russland habe Deutschland nicht alle Informationen über die Situation mit dem Oppositionellen Alexei Nawalny zur Verfügung gestellt und keine Untersuchung eingeleitet, sagte Stefan Zimmermann, ein Vertreter des deutschen Justizministeriums, gegenüber Interfax. „Damit wir mit der Bereitstellung von Informationen beginnen können, muss Russland eine Untersuchung einleiten.“

Im Moment gebe es einen offiziellen Briefwechsel zwischen Russland und Deutschland zu diesem Fall. „Vier Rechtshilfeersuchen aus Russland sind in Deutschland eingegangen und an die Berliner Justiz weitergeleitet worden“, sagte er.

Am Freitag erklärte hingegen der offizielle Vertreter der russischen Generalstaatsanwaltschaft, Andrej Iwanow, dass der Mangel an notwendigen Informationen seitens der deutschen Behörden über die Situation im Zusammenhang mit dem Krankenhausaufenthalt Nawalnys es den zuständigen russischen Behörden unmöglich macht, endgültige Schlussfolgerungen im Fall Nawalny zu ziehen, „da als Ergebnis von Expertenstudien, die auf dem russischen Territorium durchgeführt wurden, keine toxischen Substanzen gefunden wurden.

Nawalny verlor am 20. August auf einem Flug von Tomsk nach Moskau das Bewusstsein. Das Flugzeug machte eine Notlandung in Omsk, wo er im Koma auf die Intensivstation des Krankenhauses eingeliefert wurde.

Ab 22. August wurde er auf Wunsch der Familie Nawalny in der Charité in Berlin behandelt. Er befindet sich jetzt in Deutschland in der Rehabilitation.

Russische Ärzte haben festgestellt, dass eine mögliche Ursache für Nawalnys Zustand eine Störung des Kohlenhydratstoffwechsels einhergehend mit der Verschärfung einer chronischen Pankreatitis war. Giftstoffe haben russische Experten im Körper Nawalnys nicht gefunden.

Deutsche Experten berichteten jedoch am 24. August, dass der Zustand des Oppositionspolitikers durch eine Vergiftung „durch eine Substanz aus einer Gruppe von Cholinesterase-Hemmer“ verursacht wurde. Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte am 2. September, es handele sich um ein Nervengift aus der Gruppe „Nowitschok“.

Die Organisation für das Verbot chemischer Waffen berichtete am 6. Oktober, dass Nawalny mit einer Art Nervengas „Nowitschok“ vergiftet wurde, das nicht in den Listen des Anhangs über Chemikalien zum Chemiewaffenübereinkommen aufgeführt ist.

Die Familie und die Mitstreiter Nawalnys bestehen auf der Version über die Vergiftung des Oppositionsaktivisten und die Beteiligung der russischen Behörden daran, aber die Behörden lehnen dies ab.

[hrsg/russland.NEWS]

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