Russland hört gar nicht mehr auf zu gefallen

Vorbei die Zeiten in denen man Russland die Fußball-Weltmeisterschaft mit allen Mitteln madig machen wollte. Die englischen Fans konnten nicht fassen, was ihnen ihre Regierung und deren Sprachrohr Medien über den Ausrichter des Turniers 2018 alles erzählt hatten. Bei einem Journalistentreffen in Kasan sprachen nun die Pressevertreter über ihre Eindrücke, die sie bisher von dieser WM gewonnen haben.

„Es gab einmal eine Zeit voller Befürchtungen, dass diese WM feindlich, Angst und Schrecken verbreitend und voller pathologischer Bürokratie sein wird. Dass angeblich russische Ultras den britischen Fans die Hölle auf Erden bereiten werden“, sagt ein Reporter des britischen Telegraph. Genau das Gegenteil sei eingetreten, weiß er es nun besser, ihn würden all die bunten und friedlichen Menschen eher an Woodstock erinnern, als an strikte Gesetze.

Die auffälligste Reaktion der örtlichen Polizei für ihn sei, wie erstaunlich lässig sie Situationen bereinigt, wenn einmal etwas außer Kontrolle gerät und schildert eine Szene in der Nähe des Luschniki-Stadions: „Da entstand eine Rangelei zwischen mehreren verärgerten Marokkaner und einer Gruppe von Fans mit israelischen Flaggen, aber es gab keine Polizeiblöcke, keine Wasserwerfer, keinerlei ungerechtfertigten Einsatz von Gewalt.“

„Die Welt freut sich, denn ohne die Russen mache die WM in Russland sicherlich nicht so viel Spaß“, findet auch sein Kollege vom Tagesspiegel. Auf jeden Fall sei für ihn die Welt von den Gastgebern angenehm überrascht. Ihre Wärme wecke die Bereitschaft für einen Urlaub im Land, sagt er. „In Rostow-am-Don zum Beispiel lehrten die Einheimischen ihren Gästen aus Brasilien ein wichtiges Wort – sowohl den Männern als auch den Frauen in den gelb-blauen T-Shirts. Zusammen skandierten sie auf dem Weg zum Stadion immer wieder: Bier! Bier!“

Auch beim norwegischen Sender T2 Norge hat man seine anfängliche Skepsis aufgegeben: „Jetzt kann ich besser verstehen, warum sich die Weltmeisterschaft so gut anfühlt. Es ist eine große Freude – diese Verbrüderung, die sich über nationale Grenzen hinweg erstreckt. Das ist ein eindrucksvolles Ereignis für das man dem Gastgeberland Respekt erweisen muss.“

„Hunderttausende von Touristen die als Fußballfans hierher kamen, haben mit den Russen ein Fenster in eine Welt des Online-Dating mit Menschen geöffnet, die ihre Interessen teilen“, sagt die Moderatorin. Das habe dazu geführt, „dass viele von denen, mit denen ich sprach, mehr daran interessiert waren, was außerhalb des Landes geschieht. Einige haben mich angesprochen und gefragt, was für sie besser sei zu lernen, Englisch oder Deutsch.“

Die hauptsächlichen politische Probleme zwischen Ost und West seien dadurch nicht verschwunden, räumt sie ein. „Aber sie haben ein paar hektischen Sommermonate in den Hintergrund geraten lassen“, sieht sie das Positive an der WM. „Dies gab den Russen die Möglichkeit, mehr über die Welt zu lernen und, was noch viel wichtiger ist, es bietet Ausländern eine Chance, mehr über Russland, das Russische und die Russen zu lernen.“

[mb/russland.NEWS]

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