Russkij Futbol – Das ultimative Werk über den russischen Fußball

Dass sich der russische Fußball nicht hinter den anderen europäischen Nationen verstecken braucht, hat die Sbornaja bei der Fußball-WM in diesen Tagen und Wochen mehr als eindrucksvoll bewiesen. Für all diejenigen, die sich nun nach dem Turnier neugierig auf den Fußball in Russland geworden sind, ist im Verlag Die Werkstatt das ultimative Buch Russkij Futbol erschienen.

Nein, Russland ist keine reine Eishockeynation, wie allerorts im Vorfeld des Turniers kolportiert wurde. Auch ist Fußball im größten Land der Erde keine neuzeitliche Randerscheinung, sondern von Grund auf seit den ersten Anfängen im Zarenreich und vor allem in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts solide gewachsen. Nichts unterscheidet den Fußball in Russland also vom Rest Europas. Bis auf die kleine Tatsache vielleicht, dass er außerhalb Russlands, beziehungsweise der damaligen Sowjetunion, nie so richtig beachtet wurde.

Spätestens seit der WM 2018 weiß man, dass die Russen genauso begeisterungsfähig sind, wenn es um den Kampf um das runde Leder geht, wie anderswo auch. Auf Vereinsebene haben sich die russischen Klubs schon längst in den internationalen Wettbewerben etabliert. In der Saison 2007/2008 gewann Zenit St. Petersburg den Europapokal und anschließend auch noch den Supercup. ZSKA Moskau zählt mittlerweile zu den regelmäßigen Teilnehmern in der Königsklasse, der Champions League.

Russischer Fußball – bisher nicht wahrgenommen

Von den Anfängen bis hin zur Gegenwart zeichneten die Autoren Stephan Felsberg, Tim Köhler und Martin Brand auf 224 Seiten in 21 Kapiteln ein umfangreiches Bild zu der schönsten Nebensache der Welt über den Tellerrand Europas hinaus. Russkij Futbol wirft einen wertvollen Blick auf den russisch-sowjetischen Fußball als Sport, Massenphänomen, Subkultur und Politikum.

120 lange Jahre, vom ersten Gebolze auf Sandplätzen bis zu den Megaevents in futuristischen Stadien, wurden unterhaltsam und informativ aufbereitet, um die Sportart mit den Augen des WM-Ausrichters vorzustellen. Da darf natürlich die sowjetische Torhüter-Legende Lew Jaschin nicht fehlen und dass sogar im während des Zweiten Weltkrieges belagerten Leningrad gekickt wurde. Den nötigen Raum nimmt zwangsläufig die Zeit des Sozialismus ein, in der Moskauer Mannschaften unter den Augen der Partei am Roten Platz vorspielten.

Im Jahr 1955 schließlich durften erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg deutsche Fußballer zu einem Länderspiel nach Moskau reisen. 14 Essays namhafter Sport- und Osteuropaexperten, Wissenschaftlern und Journalisten spannen den zeitlichen Bogen von der ersten Stadtliga in St. Petersburg zum vieldiskutierten Hooligan-Problem der EURO 2016. Und was hat eigentlich Putin neuerdings mit der ganzen Sache zu tun?

Wer etwas über den russischen Fußball fernab der üblichen, meist voreingenommenen und überheblichen, Stereotypen der deutschen Berichterstattung, gerade zur diesjährigen WM, erfahren möchte, ist mit diesem Werk über den Fußball in Russland bestens beraten. Es gibt noch viel zu entdecken, in und neben den Stadien zwischen Kaliningrad und Wladiwostok.

M. Brand, S. Felsberg, T. Köhler: Russkij Futbol, Verlag Die Werkstatt 2018, 224 Seiten, zahlreiche Abbildungen, ISBN: 978-3730703953

[mb/russland.NEWS]

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