Russischer Anti-Krisen-Plan soll Stabilität bringen

[Ulrich Heyden] Mit Staatsgarantien für Unternehmen und Banken hofft der Kreml die Wirtschaftskrise abzumildern. Wegen der patriotischen Stimmung bekommt die Opposition zurzeit kein Bein auf den Boden.

Die Russen wollten es nicht wahrhaben. Doch allmählich spüren sie, dass es mit der Krise ernst wird. Die Moskauer streichen Auslandsreisen. Restaurant-Besuche werden weniger. Und auch bei teurer Kleidung beginnt man, sich einzuschränken. Besonders den Geringverdienern macht die Inflation – offiziell elf Prozent, bei Grundnahrungsmitteln aber 20 Prozent und mehr – zu schaffen. Eine mehrjährige Krise mit Entlassungen und einem geringeren Lebensstandard sei unausweichlich, so die Meinung russischer Experten. Für dieses Jahr erwarten die Experten einen Rückgang des Wachstums um vier Prozent.

Die Russen sind allerdings sehr krisenerfahren. Deshalb gibt es keine Panik. Familien und Freunde helfen sich jetzt untereinander und im Sommer werden vor allem die Russen in der Provinz wieder im Datschen-Garten Gemüse und Obst anbauen. Die Regierung vermeidet das Wort „Krise“. Sie legte dem russischen Präsidenten, Wladimir Putin, am Mittwoch einen „Plan zur nachhaltigen Entwicklung der Wirtschaft und der sozialen Stabilität“ vor, den der Kreml-Chef billigte.

Ministerpräsident Dmitri Medwedew erklärte gestern auf einer Regierungssitzung, vor der Regierung stehe „harte Arbeit“. Als wesentliche Krisenfaktoren nannte Medwedew Strukturprobleme der Wirtschaft, nicht überwundene Folgen der Krise von 2008, den Zusammenbruch des Öl-Preises und „äußeren Druck“. Dieser sei „Folge politischer Entscheidungen, die von unsere Seite getroffen wurden“. Medwedew spielte dabei auf den Anschluss der Krim an. „Das war eine bewusste Wahl, eine Wahl auf Bitten der Menschen, welche unser Land um Hilfe gebeten haben.“ Gemeint ist das Referendum, indem sich die überwältigende Mehrheit der Bewohner der Krim für einen Anschluss an Russland aussprach.

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