Russische und deutsche Ärzte sind unterschiedlicher Meinung

Russische und deutsche Ärzte sind unterschiedlicher Meinung

Die Omsker Ärzte, die Alexei Nawalny behandelten, stimmen nicht mit den Schlussfolgerungen der deutschen Spezialisten überein, dass der Oppositionelle vergiftet wurde, sagte Alexander Sabajew, Leiter der Abteilung für akute Vergiftungen im Omsker Krankenhaus für medizinische Nothilfe Nr. 1, am Mittwoch auf dem Fernsehkanal Rossija 24.

„Unsere Ansichten in dieser Frage sind geteilt. Hier treten Stoffwechselstörungen in den Vordergrund, was nicht charakteristisch für Vergiftungen mit phosphororganischen Verbindungen ist (zu denen auch der Giftstoff Nowitschok gehört)“, sagte Sabajew, die Frage beantwortend, ob die Meinungen russischer und deutscher Ärzte gegensätzlich seien.

Am 2. September teilten die deutschen Behörden unter Berufung auf das Labor der Bundeswehr mit, dass in Nawalny Giftspuren der Gruppe „Nowitschok“ gefunden wurden.

„In den ersten acht Stunden des Krankenhausaufenthalts des Patienten wurden in drei unabhängigen Labors chemische und toxikologische Studien durchgeführt. Weder im Blut noch im Urin wurden Giftstoffe, vor allem so starke Gifte wie Organophosphor, gefunden“, sagte Sabajew.

Er hob hervor, dass die Untersuchung auf das Vorhandensein von Organophosphor und anderen ähnlich starken Substanzen im Körper des Patienten die erste Aufgabe gewesen sei, die dem chemischen und toxikologischen Dienst in allen drei Labors aufgetragen wurde.

Die Antwort sei nur wenige Minuten nach Beginn der chemischen toxikologischen Untersuchungen eingegangen. Es wurden keine phosphororganischen Verbindungen gefunden.

„Eine Vergiftung mit Organophosphor-Substanzen ist durch das so genannte Mediatorsyndrom gekennzeichnet, das sich in einem etwas anderen klinischen Bild manifestiert. Ja, der Patient hatte mosaikartige Manifestationen des holergischen Syndroms. Aber mosaikartig und kurzlebig, deshalb wurde Atropin auch in unserer Klinik verabreicht. Aber es gab kein klassisches Bild einer Organophosphorvergiftung“, sagte Sabajew.

Er betonte auch, dass phosphororganische Verbindungen hochgiftige Substanzen seien und nicht nur gezielt eine Person vergiften würde. Das heißt, wenn der Patient am Tag vor oder während des Fluges dieser Substanz ausgesetzt gewesen wäre, wären seiner Meinung nach auch Vergiftungssymptome bei den Menschen in seiner Umgebung beobachtet worden, doch dies sei nicht der Fall.

„Vergessen Sie nicht, dass der Patient in einem geschlossenen Raum im Flugzeug saß. Solche Substanzen sind hochgiftig und führen schon in geringsten Dosen zu ziemlich tödlichen Veränderungen“, sagte Sabajew.

Darüber hinaus seien Labortests mit verschiedenen Alkoholen, Suchtstoffen und Medikamenten verschiedener Gruppen durchgeführt worden, darunter Schlaftabletten, Sedativa, Neuroleptika und Psychopharmaka. Die Bandbreite der toxikologischen Tests war sehr groß. Sie zeigten alle ein negatives Ergebnis.

Gleichzeitig habe der Patient bereits in den ersten Stunden seines Krankenhausaufenthaltes einen hohen Blutzuckerspiegel und andere Anzeichen einer schweren Stoffwechselstörung gehabt, was die Ärzte in Omsk zu der Schlussfolgerung veranlasste, dass die Ursachen seines Zustandes nicht durch äußere Umstände hervorgerufen worden war.

Nawalny erkrankte am 20. August auf einem Flug von Tomsk nach Moskau. Das Flugzeug machte eine Notlandung auf dem Flughafen Omsk. Der Oppositionelle wurde in der Wiederbelebungsabteilung des Notfallkrankenhauses N1 in Omsk in ein Koma versetzt. Am 22. August wurde er zur Behandlung in Deutschland an die Charité in Berlin verlegt. Die Ärzte der Klinik berichteten, dass sie in seinem Körper Spuren von Substanzen aus der Gruppe der Cholinesterase-Hemmer gefunden haben. Eine Reihe von Medikamenten basiert auf diesen Substanzen, ebenso wie eine große Gruppe gefährlicher Nervengifte.

[hrsg/russland.NEWS]

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