Russische Gastwirte warten skeptisch auf WM-Gäste

Seitdem der Rubel bei den Russen wegen der wirtschaftlich harten Zeiten nicht mehr ganz so locker sitzt, richten die russischen Gastronomen ihren Blick jetzt ganz auf die anstehende Fußball-Weltmeisterschaft. Anvisiert werden knapp zehr Prozent Mehrumsatz, die das Turnier und seine Fans mit sich bringen sollen. Das haben ihnen Experten zumindest versprochen.

Globale Sportveranstaltungen kurbeln das Geschäft in der Gastronomie merklich an. Man muss kein Wirtschaftsanalytiker sein, um sich auszumalen, dass mehr Gäste vor Ort sein werden und die allermeisten unter ihnen mindestens einen Gaststättenbesuch täglich fest einplanen. Erfahrungen hat man, die Zahlen aus Sotschi belegen es schwarz auf weiß. Mit den Olympischen Winterspielen 2014 und der Aussicht auf einen regelmäßig jährlich stattfindenden Grand Prix in der Formel Eins, wurden Restaurantprojekte angeschoben, die sich rentierten.

Im Zeitraum der Olympischen Spiele wurde Sotschi von mehr als 1,3 Millionen Fans aus 126 Ländern besucht, verrät eine Studie von RosBisnesKonsalting RBK. Während sich die Gastronomie in Sotschi im Jahr vor den Olympischen Spielen auf einem Durchschnittsniveau bewegte, entwickelte sich das gesamte Gebiet Krasnodar Ende 2014, mit einem Anstieg von elf Prozent, zu einem der führenden Märkte in der Entwicklung der öffentlichen Bewirtschaftung in Russland. Allgemein betrachtet konnte die russische Gastro-Branche im Jahr 2014 lediglich zwei Prozent zulegen.

Experten versprechen goldene Zeiten

Diese unterschiedliche Dynamik lässt Rückschlüsse auf die Auswirkung lokaler Großveranstaltungen zu. Nach Schätzungen der Analysten belief sich der Beitrag dieser Sportveranstaltungen zum russischen Restaurantmarkt auf fünf Milliarden Rubel, das sind 77 Millionen Euro, was ihm ein zusätzliches Wachstum von 0,4 Prozent bescherte. Experten gehen davon aus, dass sich der Beitrag der bevorstehenden Fußball-Weltmeisterschaft nicht minder zur Entwicklung der Gastro-Branche beitragen werde.

Laut Prognosen der staatlichen Toristik-Agentur Rosturizm wird Russland während der WM 2018 von rund 1,5 Millionen Ausländern besucht. Das ist vergleichbar mit dem Besucheraufkommen 2014 bei den Olympischen Spielen in Sotschi. Jedoch wird diese Meisterschaft doppelt so lange dauern und wird zudem in elf Städten Russlands stattfinden. Experten sagen, der Beitrag zur Entwicklung des Restaurantbetriebe werde dadurch doppelt so groß ausfallen. „Nach unseren Schätzungen wird der Weltcup zusätzliche 13 Milliarden Rubel, oder 200 Millionen Euro, in die Kassen der Restaurants spülen und deren Entwicklung um 0,9 Prozent bis Ende des Jahres steigern.

Am deutlichsten wird der Effekt in Moskau und St. Petersburg zu spüren sein, wo 19 von 64 WM-Spiele stattfinden werden. Im Allgemeinen erwarten die Analytiker, dass der Umsatz der russischen Restaurants in diesem Jahr um 6,4 Prozent steigen wird und 1,5 Milliarden Rubel, beziehungsweise knapp 25 Millionen Euro, Umsatz bringt. Die Durchführung großer Sportveranstaltungen bewegt den Restaurantmarkt, trommelt der Geschäftsführer der Beratungsfirma Restcon, Andrej Petrakow.

Wirte kennen dagegen das Geschäft

Im Sommer haben Cafés und Restaurants in vielen Städten einen gewissen Besuchermangel und man kann davon ausgehen, dass die WM 2018 den Wirten in den Städten, in denen die Spiele ausgetragen werden, zusätzliches Publikum beschert. Dies gilt vor allem für Restaurants und Cafés der mittleren Preisklasse bei einer durchschnittlichen Rechnung in Höhe von 1.000 Rubel. „Der durchschnittliche Fan ist nicht reich, also werden Fußball- und Sportveranstaltungen normalerweise mit preiswerten, preiswerten Lokalen in Verbindung gebracht, wo es reichlich Bier und Snacks gibt und man die Zeit bei Gesprächen verbringen kann“, schränkt Petrakow ein.

In den Fastfood-Restaurants, die praktisch in allen Städten zu finden sind, in denen WM-Spiele ausgetragen werden, werden die Besucherzahlen während der Fußballweltmeisterschaft 2018 steigen, sagt Irina Guschtschina, die Vertreterin der Agentur Yum! Diese entwickelte Netzwerke für KFC und Pizza Hut in Russland.. Guschtschinas Prognosen zufolge werde es dort genügend Nachfrage nach Essen sowie spezielle Angebote der Unternehmen für die Gäste geben. Der Inhaber des Restaurants „Mansion“, Mikhail Gontscharow dagegen ist skeptisch. „Ich denke, dass kein Gastronom dieses Wachstum bemerken wird. Aber selbst wenn es so wäre, dann nur kurzfristig.

Ein Wachstum der Restaurants um zehn bis zwanzig Prozent in einem Monat, spiegelt sich nicht im Jahresumsatz wider. Das entspräche einem Wachstum von einem Prozent im Jahr. Deshalb erwarten wir uns erst gar nichts“, sagt er.

[mb/russland.NEWS]

 

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