Russische Föderation: Wirtschaftstrends Jahresmitte 2014

2 Branchen im Überblick

Maschinen- und Anlagenbau

Eine breit gestreute Maschinennachfrage durch die unterschiedlichsten Industriebranchen wird es 2014 nicht geben. Staatliche Zuschüsse zum Kauf von Maschinen und Anlagen werden nur noch für Projekte in strategischen Bereichen gewährt. Nationale Lieferbindungen bei öffentlichen Ausschreibungen tun ihr übriges.

Gebraucht werden Importerzeugnisse allerdings im russischen Maschinenbau, in der Energiewirtschaft, im Fahrzeugbau, in der Öl- und Gasindustrie sowie in der Luft- und Raumfahrt. Deutsche Maschinenbauer berichten aktuell von guten Geschäften aus einzelnen Industriezweigen, wie bei Maschinen zur Herstellung von Baustoffen und Baumaterialien. Die anhaltend rege Entwicklung im Wohnungsbau und die Wiederbelebung des Tiefbaus zeigen offensichtlich eine positive Wirkung.

Kfz-Industrie

Der Pkw-Absatz ist im 1. Quartal 2014 um 2% auf 602.500 Pkw zurückgegangen. Nissan und Toyota konnten ihre Verkäufe gegen den Trend um 27% beziehungsweise 20% steigern. Der Pkw- Import brach um 15,6% ein. Die Nutzfahrzeugsparte legte um 7% zu. Dies erklärt sich aus den noch 2013 abgeschlossenen Kaufverträgen. Kunden bestanden auf einer Auslieferung von Importfahrzeugen, bevor die Preise wegen der Rubelschwäche korrigiert wurden.

Die Produktion von Kraftfahrzeugen ging im 1. Quartal 2014 aufgrund der schwachen Nachfrage um 7,6% zurück. Dabei sank die Produktion von Pkw und leichten Nfz um 3,9%, von Lkw um 25,7% und von Autobussen um 28,9%. Ungeachtet dessen realisieren Kfz-Hersteller und – Zulieferer weiterhin neue Projekte mit Blick auf das mittelfristige Wachstumspotenzial des russischen Kfz-Marktes.

Chemie

Die chemische Industrie gehört zu den wenigen Sparten neben Öl und Gas sowie – mit Abstrichen – Metall, die 2014 bestimmt auf Wachstumskurs bleiben. Schon 2013 gehörte die Chemiesparte mit einem Zuwachs von 4,9% zu den Lichtblicken im verarbeitenden Gewerbe, neben Textilindustrie und Luft- und Raumfahrt. Im 1. Quartal 2014 legte die Chemieproduktion erneut überdurchschnittlich zu um 7,4% gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum. Innerhalb der Chemiebranche entwickeln sich vor allem die Produzenten von Kunststoffen und Dünger erfolgreich. Kapazitätserweiterungen sind bei Haushaltschemie und Pharma wahrscheinlich. Von der Rubelschwäche profitieren vor allem die Exporteure von Kalidüngern.

Bauwirtschaft

Der Wohnungsbau entwickelt sich in Russland in schnellen Schritten. Im Jahr 2013 wurden 912.100 Wohnungen mit einer Gesamtfläche von 69,4 Mio. qm übergeben. Das entspricht einem Plus von 5,6%. Mit dieser Entwicklung hob sich der Wohnungsbau von der gesamten Baubranche positiv ab, die 2013 um 2,5% und im 1. Quartal 2014 um 3,6% weniger Leistungen erbrachte. Nach einem Jahr Pause werden 2014 große Infrastrukturprojekte angeschoben. Darunter befinden sich Vorhaben des Straßen-, Flughafen-, Hochseehafen- und Schienenwegebaus. Beispiele sind der Ausbau des Moskauer Transportknotenpunktes (Straßen, Flughäfen, U-Bahn), der Bau der Moskauer Ringautobahn ZKAD und der Bau der Eisenbahnstrecke Elegest-Kysyl-Kuragino in der Republik Tywa.

Elektrotechnik/Elektronik

Ausrüstungen der Elektrotechnik werden 2014 insbesondere in der Stromwirtschaft nachgefragt. Ausgebaut werden die Bereiche Wasserkraft und die Kraft-Wärme- Koppelung. Im Fernen Osten befindet sich der Bau von vier Wärmekraftwerken in verschiedenen Vorbereitungsstufen. Projektträger ist die OAO RusHydro.

Russlands Elektronikindustrie befindet sich dagegen im Konjunkturtal. Die ersten Anzeichen wurden 2013 sichtbar, als die Branche nach drei respektablen Wachstumsjahren ins Minus rutschte. Damit es künftig wieder aufwärts geht, muss saniert und investiert werden. Absatz- und Exportchancen rechnen sich die Hersteller unter anderem bei Systemen der Nachrichten- und Signalübertragung, Satelliten- und Navigationstechnik sowie LTE-Systemen aus.

Informations- und Kommunikationstechnik

Smartphones und Tablett-PC mit SIM-Karte sind der große Renner. Zur Jahreswende wurden erstmals mehr Smartphones als konventionelle Mobiltelefone verkauft. Dieser Trend setzt sich 2014 fort. Doch darf diese Nachfrageverschiebung innerhalb des Mobilfunks nicht darüber hinweg täuschen, dass die abgesetzten Gesamtstückzahlen bei Handys sinken.

Auf dem Markt für ITK mischen deutsche Unternehmen wie SAP oder T-Systems mit. Gute Geschäftsmöglichkeiten werden bei der Automatisierung von Industrieanlagen, darunter der Prozesssteuerung, oder der Einrichtung von Smart Grids in der Stromübertragung gesehen. Zu den chancenreichen Sparten gehören auch satellitengestützte Mautsysteme und die Einrichtung von Unternehmens-Clouds.

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