Russische Föderation: Wirtschaftstrends Jahresmitte 2014

Konsum

Konsumiert wird traditionell viel. Der jüngste Wertverlust des Rubels und die Inflationsängste lösten eine regelrechte Kaufwelle aus. Die Flucht in Sachwerte wie Immobilien wurde angefeuert. Im Januar verzeichnete der Einzelhandel einen Umsatzzuwachs von 2,6% gegenüber dem Vorjahr, im Februar schon 3,9% und im März 4,0%. Insgesamt ergab sich im 1. Quartal 2014 ein Plus von 3,5%. Lange wird diese Aufwärtsentwicklung allerdings nicht anhalten, geht sie doch auf Kosten der Ersparnisse. Deshalb wird für den Einzelhandel 2014 ein Zuwachs von 1,9% prognostiziert (nach 3,9% im Vorjahr).

Die Bankwirtschaft gewährt kaum noch Konsumentenkredite und die realen verfügbaren Geldeinkommen der Bevölkerung sind im ersten Quartal um 2,4% gesunken. Die Nominallöhne stiegen im gleichen Zeitraum um nur 4,2%, bei einer Inflation von 6,9%. All das engt die Handlungsspielräume für den privaten Konsum auf Dauer ein. Bis Jahresende rechnet das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung mit einem realen Wachstum der Gehälter von nur noch 1,4% und des frei verfügbaren Realeinkommens von 0,5%.

Angehoben wurden die Gehälter im Wesentlichen im öffentlichen Dienst, was im Einklang mit den Wahlversprechen von Präsident Putin vom Mai 2012 steht. In der Privatwirtschaft stagnierten die Einkommen dagegen in Anbetracht der angespannten Wirtschaftslage. Für die zweite Jahreshälfte rechnen Experten deshalb mit abflachenden Konsumzuwächsen.

Außenhandel

Das Volumen des deutsch-russischen Außenhandels hat 2013 nach Angaben des Föderalen Statistikdienstes Rosstat um 2,2% auf 74,9 Mrd. US$ zugelegt. Davon entfielen auf russische Einfuhren aus Deutschland 37,9 Mrd. $ (-1,0%) und auf russische Ausfuhren nach Deutschland 37,0 Mrd. $ (+5,8%).

Im 1. Quartal 2014 sank das Handelsvolumen Russlands mit der Welt um 4,2%. Die Ausfuhren nahmen um 3,0% ab und die Einfuhren um 6,2%. Insbesondere die starken Einbrüche im Handel mit der Ukraine schlugen sich hier nieder.

Für den deutsch-russischen Handel errechnete Rosstat im 1. Quartal 2014 ein Volumen von 17,0 Mrd. $ (+3,6%). Dabei legte der russische Export nach Deutschland um 10,1% auf 9,4 Mrd. $ zu, wohingegen die Lieferungen aus Deutschland um 3,5% auf 7,6 Mrd. $ sanken. Der russische Exportzuwachs basiert insbesondere auf Kohlenwasserstoffen und Metallen, bei denen die Weltmarktpreise konstant blieben beziehungsweise sogar anstiegen.

Empfindliche Einbußen musste der deutsche Maschinen- und Anlagenbau hinnehmen. Allein im Januar und Februar 2014 ist der Maschinenexport von Deutschland nach Russland laut VDMA um 19% im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen. Der März lag um 14,1% hinter dem Vorjahresergebnis zurück. Das erste Quartal schlossen die deutschen Maschinenexporteure mit -17,2% ab.

Geringe Investitionen in Russland, teurere Finanzierungen, politischer Sanktionsdruck und die dadurch bedingte restriktivere Handhabung von Ausfuhrgenehmigungen für Dual-Use-Güter in Deutschland, machen sich im deutsch-russischen Handel bemerkbar. Der Ausblick auf das Gesamtjahr trübt sich ein.

Der Außenhandel der Russischen Föderation strukturiert sich aktuell neu. Mittelfristig steigen die Lieferströme mit asiatischen Handelspartnern, insbesondere mit der VR China, Korea (Rep.) und Indien. Einen höheren Stellenwert im russischen Außenhandel dürfte künftig auch der Iran einnehmen, nachdem die russische Staatsführung als eine mögliche Gegenreaktion auf Sanktionen weniger Rücksicht auf westliche Befindlichkeiten nehmen könnte.

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