Roskosmos-Chef Borissow nennt Absturzursache von Luna-25

Roskosmos-Chef Borissow nennt Absturzursache von Luna-25

Der Leiter von Roskosmos, Juri Borissow, hat erklärt, dass der Absturz der russischen Mondsonde Luna-25 erfolgte, nachdem das Triebwerk nicht normal abgeschaltet wurde und 127 statt 84 Sekunden lief. Als einen der Gründe für den Vorfall nannte er die Unterbrechung des Mondprogramms für fast 50 Jahre.

Wie Borissow erklärte, wurden am 19. August um 14.10 Uhr die Triebwerke gezündet, die das Raumschiff korrigieren und auf eine Vorstartbahn bringen sollten. Um 14:57 Uhr brach die Kommunikation mit dem Raumfahrzeug ab. „Vorläufige ballistische Berechnungen haben ergeben, dass das Fahrzeug aufgrund einer Fehlfunktion des Korrekturantriebs in eine nicht geschlossene Mondumlaufbahn eingetreten und tatsächlich auf der Mondoberfläche aufgeschlagen ist.“

„Roskosmos wird untersuchen, was genau die Fehlfunktion des Triebwerks verursacht hat. Ich bin sicher, dass wir alle notwendigen Daten erhalten werden, wenn die Notfallkommission ihre Arbeit aufnimmt. Sie ist bereits ernannt und hat ihre Arbeit aufgenommen“, sagte Borissow. Er erwarte die Ergebnisse der Kommissionsarbeit in naher Zukunft.

Das Mondprogramm wegen des Geräteversagens zu beenden, wäre seiner Meinung nach die schlechteste Entscheidung. „Ich denke, dass die negative Erfahrung der Unterbrechung des Mondprogramms für 50 Jahre der Hauptgrund für das Scheitern ist.“

„Die unschätzbaren Erfahrungen, die unsere Vorgänger in den 60er und 70er Jahren gesammelt haben, sind praktisch verloren gegangen, weil der Generationswechsel unterbrochen wurde. Nur durch den Einsatz neuer Technologien und moderner Modellierungsmethoden können wir die Zahl solcher Unfälle verringern“, so Borissow.

Das russische Portal für professionellen Journalismus Republic will nicht leugnen, „dass das Fiasko eines Projekts dieser Größenordnung für den Kreml zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt kam“. Um zu verstehen, warum, stellt sich der Autorfür einen Moment vor, die Mission wäre gelungen: „In diesem Fall wäre es dem Kreml gelungen, den Eindruck eigener Effizienz zu erwecken, indem er den Mythos von der Bedeutung der westlichen Sanktionen für die Entwicklung des Landes, einschließlich seines wissenschaftlichen und technologischen Potenzials, entlarvt hätte.“

Der britische Journalist Tim Marshall hatte vorab in einem Interview mit Politico erklärt, ein Erfolg der russischen Mission wäre „eine große technologische und wissenschaftliche Leistung“. Das Wall Street Journal verband das hypothetische Gelingen mit einer „Demonstration, wie das Land den Sanktionsdruck überwinden und Fortschritte in einem technologisch so anspruchsvollen Bereich erzielen könnte“.

Angesichts des Rummels um das „Mondrennen“ mit den Indern hätte die Landung der russischen Luna-25 zweifellos strategische Aufmerksamkeit erregt und wäre dem Prestige Russlands zuträglich gewesen. Die indische Raumsonde Chandrayaan-3 soll am 23. August landen – mitten im BRICS-Gipfel.

China wird sich auch nach dem Absturz der russischen Luna-25 um eine internationale Zusammenarbeit bei der Erforschung des Mondes bemühen. Das erklärte Wang Wenbin, Sprecher des chinesischen Außenministeriums, bei einem Briefing auf die Frage, ob China nach dem Zwischenfall mit der russischen Station Luna-25 weiterhin eine Partnerschaft mit Russland in der Raumfahrt anstrebe.

Bloomberg berichtete, dass der missglückte Start der Station die Zusammenarbeit Russlands mit China im Weltraum gefährden könnte. Der chinesische Journalist Hu Xijin schrieb für die The Global Times, das Scheitern von Luna 25 dürfte Russlands Ambitionen beeinträchtigen.

Nach dem Absturz wurde der 90-jährige Michail Marow – Veteran der russischen Raumfahrt, der das Mondprogramm als sein Lebenswerk betrachtet – ins Krankenhaus eingeliefert. Der Wissenschaftler bezweifelt, dass er den nächsten Versuch noch erleben wird, hofft aber, dass „wir es schaffen, dass die Führung von Roskosmos den Wunsch, ja das bewusste Bedürfnis hat, dieses Experiment zu wiederholen“. Die nächsten beiden Luna-Raumsonden sollen 2027 und 2028 starten, die dritte 2030 oder später.

Das Projekt Luna-25 begann im Jahr 1997. Es scheiterte mehrfach an mangelnder Finanzierung, Unfällen und Sanktionen. Insbesondere die Europäische Weltraumorganisation hatte geplant, sich an der Mission zu beteiligen, doch die Organisation stellte die Zusammenarbeit mit Russland nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine ein.

Nach russischen Schätzungen gaben die russischen Ministerien mindestens 12,6 Milliarden Rubel – etwa 125 Millionen Euro – für das Luna-25-Projekt aus.

Zuletzt war die UdSSR 1976 mit der automatischen Station Luna-24 auf dem Mond erfolgreich.

[hrsg/russland.NEWS]

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