REGION LIPEZK BELEBT IHRE MASCHINENBAUTRADITION

Von Ullrich Umann Lipezk (gtai) – Deutsche Maschinenbauer sollten sich die russische Region Lipezk genauer ansehen. In der Region finden Unternehmen, die sich in Russland mit einer eigenen Montage niederlassen möchten, interessante Zulieferbetriebe. Die metallverarbeitende Industrie vor Ort bedarf zwar einer Modernisierung. Neue Produkte werden vorerst mit dem vorhandenen Kapitalstock entwickelt. Doch ein Maschinenbaucluster, eine Sonderwirtschaftszone und Industrieparks machen ein Engagement attraktiv.

In der föderalen Sonderwirtschaftszone Lipezk siedeln sich 40 Unternehmen an, sagt Alexej Tscherkassow, Leiter der Abteilung für Investorenanwerbung. Die Firmen kommen vor allem aus den Branchen Kunststoffverarbeitung, Nanomaterialien, Elektrotechnik, Metallverarbeitung und Maschinenbau. Auch deutsche Unternehmen sind darunter: Lanxess, Viessmann und OBO Bettermann. Knauf produziert bereits außerhalb der Sonderwirtschaftszone.

Die Region Lipezk leistet bei Projektplanung und Engineering Hilfestellung. Mit Zuschüssen aus dem Föderalhaushalt wurde das Regionale Engineeringzentrum (RCI) als zentrale Anlauf-, Auskunfts- und Planungsstelle für Investoren eingerichtet. Derzeit arbeitet RCI mit 90 Firmen zusammen, sagte der Direktor des Zentrums Jewgenij Tschugujewez gegenüber Germany Trade & Invest.

Maschinenbau-Cluster im Jahr 2014 gegründet

Deutsche Maschinenbauer, die sich in Russland mit einer eigenen Montage niederlassen wollen, finden in der Region Lipezk interessante Zulieferbetriebe. Dazu gehört das Unternehmen Swobodny Sokol, das gusseiserne Rohre für die Trinkwasserversorgung herstellt. Aktuell wird das Sortiment um Maschinengestelle aus Gusseisen erweitert, wie Generaldirektor Igor Jefremow mitteilt. Diese eignen sich unter anderem als Unterbau und Aufstelltische für Schleifmaschinen.

Swobodny Sokol ist Teil eines 2014 gegründeten Maschinenbau-Clusters namens „LipetskMasch“. Zu den 19 im Cluster organisierten Betrieben gehören unter anderem Jelezgidroagregat, Gidrawlik, Genborg und Lipetsk/LMP. Der Produzent von Werkzeugmaschinen „LMP“ ist vor elf Jahren auf dem Gelände einer ehemaligen Röhrenfabrik entstanden. Seit seiner Gründung im Jahr 2004 wurden das Sortiment, die Verarbeitungstiefe und die Stückzahl erweitert. Wurden damals noch 10 Maschinen pro Jahr hergestellt, so sollen es 2015 bereits 200 sein. „Der Bedarf in Russland ist riesig“, unterstreicht Generaldirektor Wladimir Petrow.

Kooperation mit deutschen Maschinenbauern gesucht

Bei der Bestückung der Werkzeugmaschinen mit Teilen und Komponenten wird bereits mit Zulieferern aus Deutschland zusammen gearbeitet. Derzeit werden neue Hallen gebaut, um die Produktion zu erweitern. Darin könnten deutsche Maschinenhersteller in Kooperation mit LMP eigene Maschinen für den russischen Markt montieren.

Die Maschinenbauer aus Lipezk möchten perspektivisch auch den deutschen Markt beliefern und dafür in Zeiten des billigen Rubels ihren Preisvorteil nutzen. Dies betonte die Vertriebsdirektorin Elena Bokowa. Das Tochterunternehmen Intermash ist in der Montage und dem Vertrieb von CNC-gesteuerten Werkzeugmaschinen aktiv. Nach Aussagen des Generaldirektors Petrow wurde eine Maschine bereits zu Versuchszwecken nach Deutschland verkauft. Sein Ziel ist es, weiter nach Deutschland zu liefern. Dies ergab eine Unternehmerreise der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH, durchgeführt im Dezember 2015.

Am Standort Jelez entsteht ein Industriepark

Das großzügig angelegte Betriebsgelände von Jelezgidroagregat hat schon bessere Zeiten gesehen. Ganze Fabrikhallen stehen leer und können von anderen Unternehmen gemietet werden. Daraus entstand die Idee, in den frei stehenden Betriebsteilen einen Industriepark namens „Sosidatel“ (deutsch: Gründer) einzurichten. Für die künftigen Residenten ist eine steuerliche Förderung seitens der Regionalverwaltung geplant.

LMP möchte in dem Industriepark bestimmte Bohr- und Fräsmaschinen montieren. Jelezgidroagregat will eine hauseigene Produktion von Maschinenwerkzeugen aufbauen und sucht dafür Know-how, darunter auch aus Deutschland. Dies sagte der Vorstandsvorsitzende von Jelezgidroagregat, Wiktor Sitnikov. In einem weiteren Unternehmen in Moskau, Stroymash Service, in dem Wiktor Sitnikov Generaldirektor ist, möchte er den Handel mit gebrauchten Werkzeugmaschinen in Schwung bringen. Hierfür sucht Generaldirektor Sitnikov ebenfalls Kontakte in Deutschland.

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