Rap spaltet Russlands Provinzverwaltung und Kreml-Elite

Rap spaltet Russlands Provinzverwaltung und Kreml-Elite

Es ist unmöglich, Rap-Konzerte in Russland zu verbieten, und, überhaupt, talentierte Künstler müssen unterstützt werden. Diese Stellungnahme gab Elena Jampolskaja ab, die Vorsitzende des Kulturausschusses der Staatsduma.

„Die Verse der Rapper sind meistens sehr schlecht“, gab sie bei einer Pressekonferenz zu. Sie betonte aber sofort hinzu: „Viele haben schlechte Texte, aber einer wird gute haben. Und diese talentierte Person muss großgezogen. Dabei sollte weniger auf deren äußere Schale geachtet werden, weil die bald von selbst abfallen wird.“

Sie begründete dieses Problem damit, dass der Rap in unserem Land „gerade erst anfängt“. Konzertverbote, einschließlich der von Rappern, können das Qualitätsproblem der modernen Musik nicht lösen. „Diese Verbote funktionieren nicht. Sie führen zu Irritationen unter den Menschen nur“, sagte Jampolskaja, zitiert von der Agentur Moskva. Ihrer Ansicht nach können Verbote genau das Gegenteil gewirken – aus den Rappern, deren Konzerte von den Behörden verboten werden, können junge Leute Helden machen.

In den letzten Jahren wurden in verschiedenen Regionen des Landes mehrere Konzerte von populären zeitgenössischen Künstlern abgesagt. Die Absagen stießen in der Öffentlichkeit auf große Resonanz.

Nach Aussage der Bürgerbeauftragten Tatjana Moskalkowa hat Präsident Wladimir Putin den Auftrag gegeben, sich mit den Gründen für die Absage von Rap-Konzerten zu befassen. Das Staatsoberhaupt selbst hat bereits darüber gesprochen und gesagt, dass der Weg „zugreifen und nicht loslassen“, der ineffizienteste sei . „Wir müssen sehr vorsichtig sein. Wenn Sie nicht aufhören können, müssen wir Sie entsprechend führen. Aber wo es längs geht, hängt von uns ab“, sagte Putin. Er versprach, dass dieses Thema unter Beteiligung der Präsidialverwaltung und Vertretern des Kulturministeriums erörtert werde.

Sergei Naryschkin, Vorsitzender des Organisationskomitees für die Unterstützung der Literatur, des Verlagswesens und des Lesens in Russland, hatte sich Ende November dafür ausgesprochen, den talentiertesten Rap-Künstlern Staatsstipendien zu gewähren, und bezeichnete Rap als „eine moderne Form poetischer und musikalischer Kreativität“.

Michail Schwydkoy, Sondervertreter des Präsidenten für internationale kulturelle Zusammenarbeit, schlug vor, dass Kulturschaffende einen Dialog mit den Rappern führen sollten, da sie „die Literatur der heutigen jungen Generation“ schreiben und singen. „Gehen Sie ins Internet und sehen Sie, wie viele Leute es lesen und hören! Die Beamten sollten die „Parallelwelt“ nicht ignorieren, da sie sehr nahe ist. Dem Sonderbeauftragten des Präsidenten zufolge werden Verbote in diesem Bereich nichts erreichen, da dies bei der Rockkultur in den 80er Jahren auch nicht gelang.

Auch Sergei Kirijenko, Vizechef des Präsidialamtes, kritisierte die Behörden: „Wenn es mit Konzertverboten endet, ist das eine Dummheit.“ Im staatlichen Fernsehsender Rossija 1 griff sogar Dimitri Kisseljow das Thema auf und trat für den Rap und die Rapper als „alternative Musikkultur“ ein. Er sagte: „Ein Vorreiter des Rap in unserer russischen Lyrik ist natürlich Wladimir Majakowski“, und gab selbst auch gleich ein paar Majakowski-Raps zum Besten. Kisseljow vertritt sonst eher konservative, orthodoxe und autokratische Positionen.

Zwischen einfachen Beamten aus regionalen Behörden und den Eliten aus dem Kreml scheint es demnächst zu krachen – welch Stoff für einen „markanten Sprechgesang“, was für ein Rap.

[hub/russland.NEWS]

COMMENTS