Rahr: „Vor allem ein Wertekonflikt“

Der prominenteste – neben Gabriele Krone-Schmalz – unter den sogenannten Russlandexperten in Deutschland dürfte Alexander Rahr sein. Ob ihm der Titel noch gefällt?

Längst verschwimmt „Russlandexperte“ mit dem abschätzigen „Russlandversteher“. Und das bedeutet, jedenfalls in den Augen der mächtigen Transatlantiker, die Deutschlands Heil bei den Weltkriegssiegern im Westen sehen: Sympathie mit dem Feind, Defätismus, Nestbeschmutzung. Den Vorwurf, „Putins fünfte Kolonne“ zu sein, kennt Rahr zur Genüge.

Am Mittwoch sprach er zum Thema „Russland – Deutschland – aktuell“ vor dem Verein Berliner Freunde der Völker Russlands. Dort hängen die meisten der Überzeugung an, der Weltkriegssieger im Osten sei der natürliche Partner der Deutschen. Der Verein ist gewissermaßen Nachfolger der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft in der DDR.

Und so wie Die Linke nunmehr ein Schatten der mächtigen SED ist, so ist auch dieser Verein eine verblichene Erinnerung an die einst über 6 Millionen Mitglieder starke Vorgängerin. Ein Drittel aller DDR-Bürger war dort organisiert.

Fähnlein der Aufrechten

25 Jahre später sind es wenige hundert. Ein Fähnlein, aber eines der ganz Aufrechten, die ungebeugt ihr weißes Haar tragen und in denen sozialistische und vaterländische Gesinnung in friedlicher Koexistenz überdauern.

Für Rahr war es ein Heimspiel, fast zu sehr schon, denn in einem Milieu, das im Wellengang der Geschichte derart abgeschrubbert wurde, blühen Verschwörungstheorien und sinistere Unterstellungen. Der realpolitisch denkende Analytiker ließ sich auf solche Diskussionen gar nicht ein. Er orientiert sich am kühlen Menschenverstand und an einem unromantischen Wirklichkeitssinn.

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