Putin scherzhaft und ernst zur „Kreml-Liste“

Bei einem Treffen mit seinem Wahlkampfteam wurde Putin zu seiner Haltung gegenüber der gerade veröffentlichten „Kreml-Liste“ der USA befragt und was er davon halte, dass sein Name nicht auf der Liste stehe.

Scherzhaft meinte er „Schade“ – was im Publikum Heiterkeit hervorrief – um gleich danach ernst zu erklären, er „Ich habe dieses Dokument noch nicht gesehen. Weder die Liste noch irgendwelche Vorschläge. … Meine Kollegen haben mich am Morgen darüber informiert“. Er forderte alle auf, den Bericht einfach zu ignorieren, da „ein bellender Hund die Karawane nicht behindern kann“.

„Was ich zu diesem Thema sagen muss – nicht zur Liste, sondern zur Sache insgesamt – wir müssen mehr an uns selbst denken, wir müssen über unsere wirtschaftlichen Probleme sprechen, insbesondere über die landwirtschaftlichen, wir müssen auch unsere Exporte, unsere Gesundheitsversorgung, die Bildung und unsere Verteidigungsfähigkeit erhöhen, dann werden sie erkennen, dass es keinen Sinn hat, irgendwelche Listen aufzustellen und unsere Entwicklung zu behindern. Das ist die Hauptsache, an die wir uns erinnern müssen, denn, wie man sagt, ‚ein bellender Hund kann die Reise einer Karawane nicht aufhalten‘“.

Seiner Meinung nach schädigt die „Kreml-Liste“ die internationalen Beziehungen im Allgemeinen.

„Das gesamte Präsidialpersonal, die Regierung und alle Unternehmen [stehen auf der Liste]. Hinter jeder dieser Personen und Organisationen stehen normale Bürger unseres Landes, Arbeitskräfte und ganze Industrien. In der Tat, wie alle von uns, bin auch ich nicht in der Lage, die Bedeutung solcher Aktionen zu erkennen“.

„Natürlich ist das ist ein unfreundlicher Akt. Es verschlimmert den ohnehin schlechten Zustand der russisch-amerikanischen Beziehungen und schadet den internationalen Beziehungen im Allgemeinen“.

Die, die hinter dieser Aktion stünden, würden in Wirklichkeit Innenpolitik betreiben, „sie greifen den gegenwärtigen Präsidenten“ [der Vereinigten Staaten] an.

Als Beispiel nannte er auch die Tatsache, dass das Budget der Regierung zuerst nicht genehmigt worden sei und die Regierung mit Zwischenfinanzierungen arbeiten musste, was dazu geführt habe, dass Trump zum Flug nach Davos nicht einmal seine Präsidentenmaschine benutzen durfte. Trump werde von internen Widersachern unter Druck gesetzt, die die Beziehungen zwischen Russland und den USA hoffnungslos ruinierten.

„Schauen Sie sich nur die dummen Dinge an, die in diesen Tagen passieren: Da wird Russland neben Nordkorea und Iran auf eine schwarze Liste gesetzt und dann aufgefordert, sich an der Lösung des nordkoreanischen Atomprogramms zu beteiligen und darüber nachzudenken, was mit der iranischen Frage geschehen könnte. Ist das nicht dumm?“ fragte Putin.

Dabei sollten Russland und die Vereinigten Staaten zusammenarbeiten.

„Wir sind müssen eine Entscheidung treffen, was mit dem Vertrag zur Reduzierung der strategischen Waffen zu machen ist. Er läuft aus, und wir sollten darüber nachdenken, wie wir ihn verlängern können, wie wir vorgehen sollen. Werden wir das tun oder nicht? Wird gegen den Terrorismus gekämpft oder nicht?“

Er erinnerte an den Hinweis, den Russland von den USA über die Vorbereitung eines Terroranschlags in St. Petersburg erhalten habe.

„Wir sind wirklich sehr dankbar dafür. Wir bieten ihren Geheimdiensten ähnliche Informationen an. Der Direktor unseres föderalen Sicherheitsdienstes FSB hat das kürzlich in Washington getan. Unser Geheimdienst tut das Gleiche. Brauchen sie das oder nicht? Da dachten einige, sie bräuchten das nicht und dann folgte der Boston-Marathon-Anschlag. Also ist es notwendig – oder nicht? Sollen wir zusammenarbeiten oder nicht? Wollt ihr das oder nicht?“

Es sei völliger Unsinn, die Beziehungen zu den USA einzufrieren, meinte Putin.

Moskau sei bereit für konstruktive Beziehungen mit Washington, aber die USA müssten entscheiden, ob sie die Zusammenarbeit mit Russland aufrechterhalten wollen oder nicht.

„Was wollen sie? Sie sollten für sich selbst entscheiden. Wir wissen, was wir wollen – wir wollen langfristige und stabile Beziehungen auf der Grundlage des Völkerrechts. … Wir sind nicht daran interessiert, die Beziehungen abzubauen. Im Gegenteil, wir wollen unsere Beziehungen zu den Vereinigten Staaten ausbauen. … Ich bin davon überzeugt, dass auch die Menschen in den USA und in Russland daran interessiert sind und die Menschen in der Welt erleichtert aufatmen werden, wenn sie sehen, dass die beiden größten Atommächte in gegenseitiger Achtung Beziehungen aufbauen. … Jeder sollte verstehen, dass ein endloses Aufgeben von Positionen nicht infrage kommt“, warnte Putin.

„Wir werden nicht nach Schwierigkeiten suchen oder die Situation verschärfen, wir wollen und werden geduldig Beziehungen aufbauen, falls die andere Seite – in diesem Fall die amerikanische Seite – dazu bereit ist“.

Putin warnte jedoch auch: „Wir können eine Wiederholung dessen, was 2008 in Südossetien geschah, nicht hinnehmen. Wir können nicht zulassen, dass diese Person, deren Nationalität unklar ist – ein Ukrainer oder ein Georgier –, der auf den Plätzen Kiews herumspringt, einen Anschlag auf unsere Friedenstruppe ausführt und diese tötet. Sollen wir das einfach hinnehmen? Denken sie, dass wir sitzen bleiben, Däumchen drehen und untätig beobachten, was um uns herum vor sich geht? [Die USA] haben die Unzufriedenheit der Menschen mit der ehemaligen Regierung und mit der Situation in der Ukraine genutzt, um einen Staatsstreich zu unterstützen. Das ist offensichtlich, jeder weiß es, es wurde im Fernsehen gezeigt. Die Krim ist [von der Ukraine] gegangen, und daher haben wir den Wunsch der Krim, nach Russland zurückzukehren, unterstützt. Und haben sie [wirklich] erwartet, dass das anders geht?“ sagte Putin unter dem Beifall der Anwesenden.

[hmw/russland.NEWS]

COMMENTS