Poker im Wandel der Zeit

Jeder kennt es, viele spielen es und so mancher ist ihm sogar verfallen – das Pokerspiel. Über den Weg der Neuen Welt entwickelte sich aus einem europäischen Zeitvertreib ein lukratives Milliardengeschäft.

Die französischen Siedler, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Kartenspiel von zu Hause mit nach New Orleans brachten, haben sicherlich nicht ahnen können, welchen Hype sie dadurch für die weiteren Zeiten auslösen sollten. Aus einem geselligen Zeitvertreib heraus entwickelte sich das Spiel, das in ihrer Heimat noch Bouillotte hieß und schon bald vom englischen to poke (pochen), als Poker bekannt wurde, zu einer wahren Epidemie entlang des Mississippi.

So mancher Glücksritter hoffte während der Zeiten der großen Goldräusche in Kalifornien und Alaska wenigstens beim Pokerspiel zu Reichtum zu gelangen, wenn schon die Jagd nach dem begehrten Edelmetall nichts brachte. Als erster, der vor den Gefahren des Pokerns warnte, gilt heute gemeinhin ein gewisser Jonathan E. Green, von dem es schriftliche Hinterlassenschaften gibt, in denen er jenes Kartenspiel als Schummelspiel bezeichnet, das viele Siedler ihr ganzes Vermögen kosteten.

Nachdem sich das Spiel endgültig über den ganzen nordamerikanischen Kontinent verbreitet hatte, ging man zu der noch heute gebräuchlichen Variante mit 52 Karten über. Die Regeln wurden weitgehend vereinheitlicht, obwohl es davon viele gebräuchliche Varianten gibt. Aus der ältesten Variante, dem Spit Poker, entwickelte sich das moderne Texas Hold’em. Die Hold’em-Varianten erlebten ihren weltweiten Durchbruch in den späten 1990er Jahren, als sich fast alle Spielcasinos darauf spezialisierten.

Aus verrauchten Hinterzimmern in die Öffentlichkeit

Galt Pokern bis Anfang der 1970er Jahre es als reines Glücksspiel, ohne strategische Elemente, dessen Ausgang oft blutig endete, wurde es allmählich immer populärer. Schließlich kehrte es sogar wieder auf den europäischen Kontinent zurück, der bis dahin kein allzu großes Interesse an dem Spiel zeigte. Heute ist das Spiel mit den 52 Karten längst aus düsteren, verrauchten Hinterzimmern zwielichtiger Spelunken in breiten Teilen der Gesellschaft angekommen. Mit der „World Series of Poker“ hat sich das Glücksspiel endgültig von seinem zweifelhaften Ruf verabschiedet.

Mit dem 20. Jahrhundert begann der Siegeszug des Online Poker. Im Schatten der Anonymität wagen inzwischen Abermillionen Internetnutzer ihr Glück herauszufordern. Erhebungen aus dem Jahr 2010 ergaben aus nur zwei der wichtigsten Online-Pokerräumen, die einen Marktanteil von etwa 25 Prozent halten, über eine Million Spieler aus den 30 wichtigsten online Pokerländern , die rund 202 Millionen US-Dollar bewegten. Weltweit schätzt man den Umsatz auf dem Pokermarkt auf insgesamt 3,7 Milliarden US-Dollar.

Als größte online Pokernationen gelten die USA, dicht gefolgt von Deutschland, Russland, Kanada und Großbritannien. Mittlerweile werden sogenannte Bonuspakete sowie andere Muliplikationsmöglichkeiten von den Anbietern der online Pokerplattformen angeboten, um den Verlust, der zwangsläufig beim Pokern entsteht, zu kompensieren oder zumindest in Grenzen zu halten. Clevere Strategen können es dadurch aber tatsächlich auf stattliche Gewinnsummen bringen.

Nichtsdestotrotz ist Pokern, auch in seiner Onlinevariante, ein Glücksspiel, vor dessen Suchtgefahr ausdrücklich gewarnt wird.

 

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