Pjotr Wersilow: Verleger und Pussy-Riot Aktivist will zurück nach Russland

Pjotr Wersilow will nach der erfolgreichen Behandlung seiner Vergiftungssymptome in wenigen Tagen von Berlin nach Moskau zurückkehren. „Wir machen mit unserer Arbeit weiter“, kündigte er am Donnerstag in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur an.

Wersilow verdächtigt russische Geheimdienste, ihn am 11. September in Moskau vergiftet zu haben. Eine offizielle Stellungnahme gibt es bisher aus Russland nicht. Der Fall spielt in den offiziellen russischen Medien kaum eine Rolle. Die kritische Zeitung Republik  erinnerte daran, dass Wersilow nicht nur ein Aktivist ist, sondern auch der Verleger des russischen Online-Portals Mediazona.

„Die Rolle dieses Projekts kann im sozialen Leben des modernen Russlands nicht überschätzt werden“, schrieb der bekannte Journalist Oleg Kaschin. Es berichtet über Gerichte, Gefängnisse, Strafsachen und Proteste. „Wird Mediazone verschwinden, wird das ein viel schlimmerer Verlust als die Schließung einer normalen Zeitung sein.“ Ohne Wersilow werde Mediazona nicht überleben.

Wersilow soll Verbindungen zu den russischen Journalisten gehabt haben, die in der Zentralafrikanischen Republik bei ihrer Recherche über russische Söldnern Anfang August getötet worden. Die Hintergründe der Tat sind bislang unklar. Zurück in Moskau wolle er sich neben Kunstprojekten weiter diesem Thema widmen.

„Die Ärzte hier haben gesagt, dass es Vergiftungserscheinungen waren. Aber mit einem Stoff, den sie nicht erkennen können. Etwas sehr Ungewöhnliches.“ Deswegen vermutet Wersilow, dass russische Geheimdienste ihre Finger im Spiel hatten. „Es war vermutlich ein flüssiges Nervengift, denn es gab keine Gelegenheit, mir eine Spritze zu setzen“, sagte Wersilow. Am 11. September sei er vor einem Besuch in einem Gerichtsgebäude in einem Café gewesen. Dort habe sich etwas zum Essen und Trinken gekauft. Rund zwei Stunden später habe er kaum noch etwas sehen können und die Kontrolle über Bewegungen verloren.

In der Berliner Charité stand Wersilow unter Polizeischutz. In Moskau könne er darauf verzichten? „Da ist das nicht nötig. Wenn sie dir in Russland was antun wollen, dann machen sie das, egal, wie viele Leibwächter du hast.“ Für Oppositionelle sei das Leben in Russland riskant. „Aber sie werden mich nicht los.“

Beim Finalspiel der Fußball-WM 2018 lief Wersilow als Mitglied der russischen Polit-Punk-Gruppe Pussy Riot mit drei Mitstreitern auf das Spielfeld, um unter anderem gegen Polizeigewalt zu demonstrieren.

[hub/russland.NEWS]

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