Pentagon begrenzt multipolare auf tripolare Welt: Russland, China und die USA

Pentagon begrenzt multipolare auf tripolare Welt: Russland, China und die USA

Die Weltgemeinschaft tritt in eine Ära erhöhter strategischer Instabilität ein, sagte einer der wichtigsten amerikanischen Generäle Mark Milley, Vorsitzender des Ausschusses der Stabschefs der US-Streitkräfte. Seiner Meinung nach bilden sich im System der internationalen Beziehungen derzeit drei Machtzentren – Russland, China und die Vereinigten Staaten.

„Wir betreten eine tripolare Welt“, in der die Vereinigten Staaten, Russland und China allesamt Großmächte sind“, sagte Milley auf  dem Sicherheitsforum der US-Denkfabrik Aspen Institut. Ihm zufolge nach wird eine solche Welt strategisch unbeständiger sein „als in den letzten 40, 50, 60 oder 70 Jahren“. Der Aufrechterhaltung des Friedens zwischen den Großmächten muss verstärkte Aufmerksamkeit geschenkt werden. Der Dialog zwischen uns sei notwendig, so der General, der als Militärberater des Präsidenten, des Nationalen Sicherheitsrats und des Verteidigungsministers in der Hierarchie des amerikanischen Militärs eine Schlüsselposition einnimmt.

Das Konzept der Tripolarität der Welt hatte Donald Trump mehrmals erwähnt und dafür plädiert, den chinesischen Präsidenten Xi Jinping in den Dialog einzubeziehen. „Dann verblasste dieser Diskurs jedoch“, so der Amerikanist Dmitry Drobnitsky.

Moskau, das sich an die Prinzipien einer multipolaren statt tripolaren Welt hält, fragt sich, warum das Pentagon die Trio-Debatte befeuert. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte im September in seiner Rede auf dem 8. BRICS-Gipfel erneut betont, Russland setze auf die Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten und die Arbeitsbeziehungen mit wachsenden Regionalmächten.

Russische Reaktionen zeigen, dass ein solches Konzept für Russland selbst vorteilhaft sein könnte. Andrej Kortunow, Generaldirektor des russischen Rates für internationale Angelegenheiten, attestiert Milley Wunschdenken: „In einer tripolaren Welt sollten die Parteien gleich weit voneinander entfernt sein. Derzeit sehen wir vielmehr eine russisch-chinesische Achse, gegen die sich die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten stellen. Ein gleichschenkliges Dreieck funktioniert hier also nicht. Das aktuelle Weltbild ähnelt eher einer aufkommenden bipolaren Struktur.“

Kortunow zufolge werden die Vereinigten Staaten das Konzept der doppelten Abschreckung ausbauen. „Einerseits wird Washington Russland mit Hilfe der NATO und der Länder an der Ostflanke Europas eindämmen. Andererseits, um China aufzuhalten, indem man Einfluss in der asiatisch-pazifischen Region nutzt, Taiwan, das Militärbündnis AUKUS sowie das Geheimdienstbündnis Five Eyes“.

Fjodor Lukjanow, Chefredakteur der einflussreichen Plattform Russia in Global Affairs gibt General Milley aus militärstrategischer Sicht Recht. „Jedes der drei Länder – Russland, die USA und China – hat wirklich eine militärische Macht, die sich qualitativ von allen anderen Ländern außerhalb dieses Trios unterscheidet. Und Milleys aktuelle Rede bedeutet, dass Washington die Bedeutung militärischer Kontakte mit Moskau bekräftigt hat, um unnötige „Überraschungen“ zu vermeiden. Tatsächlich macht der General dies – er arbeitet produktiv mit dem Chef des Generalstabs der russischen Streitkräfte, Walerij Gerassimow, und bespricht alle wichtigen Fragen direkt“, so Lukjanow.

Washington habe die militärische Stärke Russlands anerkannt.  „Hier gibt es Vor- und Nachteile. Dies ist einerseits eine Garantie dafür, dass die USA keine Provokationen gegen Russland wagen. Andererseits werden die Vereinigten Staaten alle Eindämmungsmechanismen gegen uns einsetzen und das Wettrüsten anheizen.“ Seiner Meinung nach ist theoretisch eine multipolare Welt für Russland von Vorteil, in der es als Vermittler zwischen den USA und China bei der Beilegung von Krisensituationen auftritt.

Mark Milley äußerte sich auch zu US-Medienberichten über russische Truppenbewegungen in der Nähe der ukrainischen Grenze. Er sagte, Washington sehe in Moskaus Vorgehen nichts „offenkundig Aggressives“. Aber das Pentagon „weiß noch nicht, was diese Übungen bedeuten“. Zuvor hatten die Washington Post und Politico über Aktivitäten der russischen Truppen an der Grenze zur Ukraine berichtet. Gleichzeitig teilte das ukrainische Verteidigungsministerium mit, dass es keine russische Truppenaufstockung in Grenznähe registriert habe. Das russische Außenministerium bezeichnete die Informationen der US-Medien als Fälschung.

[hrsg/russland.NEWS]

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