Wie der Ex-Doppelagent Sergei Skripal und seine Tochter Julia die Wirkungen des Nervengifts überleben konnten, erklärte Vil Mirzajanow, Chemiker und Chefentwickler des binären Kampfstoffes aus der Nowitschok-Gruppe. Es war der Nebel, besser die hohe Luftfeuchtigkeit, die die Verbindungen in der Substanz instabil machten.
In einem Interview mit Kommersant erinnert der Chemiker daran, dass es am 4. März in Salisbury neblig war. Durch die vielen Wassertröpfchen habe die Hydrolyse-Reaktion sofort begonnen, nachdem die Türklinke mit dem Gift kontaminiert wurde. Bis zum Zeitpunkt der Berührung durch die Skripals sei die Konzentration der Substanz mehrfach gefallen. Sie bekamen wegen der hohen Hydro-Vulnerabilität der chemischen Verbindungen eine nicht tödliche Dosis.
Diese Substanz kann nur in Abwesenheit von Feuchtigkeit stabil sein. In Schichan in der Region Saratow, wo man die neuen Nervenkampfstoffe entwickelte und herstellte, ist die Luft stets trocken und im usbekischen Nukus, wo man testete, gäbe es generell keinen Regen. Ins Wasser gekippt findet man nach ein paar Stunden keine Spuren mehr. Im Wasser zersetzt sich das Gift sofort. Wenn das Wasser sauer ist, dauert es nur ein paar Minuten, erklärte Mirzajanow, der als russischer Whistleblower 1985 vor aller Welt das sowjetische Chemiewaffenprogramm beschrieb und von der Produktion und Tests der neuen Binärwaffen aus der Gruppe Nowitschok in Russland berichtete.
„Nur ein Idiot konnte die Substanz unter diesen Bedingungen verwenden – es war ein großer Fehler. Die Täter in Salisbury kannten die physikalisch-chemischen Eigenschaften dieser Substanz nicht.“
Bei der Suche nach der Identität der Täter gibt es ebenfalls Neuigkeiten. Der Sicherheitsberater von Premierministerin Theresa May schrieb an Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, Spezialisten des russischen Militärgeheimdienstes GRU hätten Julja Skripals E-Mail-Adressen 2013 ins Visier genommen und fünf Jahre lang ausspioniert.
Laut Reuters veröffentlichte die britische Nachrichtenagentur Press Association dieses Schreiben. Das nähre Vermutungen, russische Geheimdienste betrachteten Überläufer als Attentatsziele.
Mit dieser Darstellung konfrontiert zeigte sich Alexander Jakowenko, der russische Botschafter in London, überrascht: „Wenn wirklich jemand spionierte, warum haben sich die britischen Dienste nicht darüber beschwert?“
[hub/russland.NEWS]
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