„Mensch im All!“ Erinnerungen an den 12. April 1961   ©russland.NEWS

„Mensch im All!“ Erinnerungen an den 12. April 1961  

Am 12. April 1961 flog Juri Gagarin als erster Mensch ins All. Seit 1962 ist dieses Datum als “Tag der Kosmonautik” ein offizieller Feiertag in Russland. Vera Tatarnikowa, stellvertretende Vorsitzende des gesamtdeutschen Koordinationsrates russischer Landsleute, erinnert sich an diesen Tag.

Diese Frühlingstage werde ich nie vergessen. Ich ging in die 9. Klasse des Französischen Gymnasiums in der Gorochowaja-Straße (damals hieß die Straße übrigens Dserschinski-Straße) im damaligen Leningrad, heute St. Petersburg. Nur wenige Meter vom Newski-Prospekt entfernt [die Hauptstraße von St. Petersburg – russland.NEWS].

Ich erinnere mich, dass während meiner zweiten Stunde die Tür plötzlich aufging und der Geschichtslehrer völlig aufgeregt hereinstürmte. Er rief buchstäblich von der Schwelle aus „Mensch im All!“ Wir waren zuerst fassungslos und rannten dann schreiend zum Ausgang. Keiner hat uns aufgehalten. In einem chaotischen Gedränge eilten wir zum Newski-Prospekt, nachdem wir unsere Kleidung gepackt hatten. Damals hörten wir zum ersten Mal den Namen des Piloten und Kosmonauten – Juri Gagarin. Mit diesem Nachnamen begann eine neue Geschichte im menschlichen Leben. Auf dem Newski-Prospekt liefen Menschenmassen. Alle schrien aufgeregt, völlig fremde Menschen umarmten sich. Ich erinnere mich an eine Gruppe von Kadetten in Pilotenuniform. Sie liefen auf die Leute zu und riefen, dass sie auf jeden Fall die nächsten sein würden. Das war sehr ergreifend.

Und nach einer Weile durften wir nach Hause gehen, denn an diesem Tag begrüßte das Land seinen Helden. Wir wollten es unbedingt sehen. Damals hatten nur wenige Menschen einen Fernseher. Wir hatten ein Fernsehgerät „Snamja“. Ich rannte los und lud alle meine Nachbarn zu uns ein. Viele kamen mit ihren eigenen Stühlen, um einen Platz zum Sitzen in unserem Zimmer zu haben.

Diese Reportage werde ich nie vergessen. Auf der Flugzeugtreppe erschien ein junger Mann in einer Fliegeruniform, damals noch Oberstleutnant, mit einem strahlenden Lächeln, das heute die ganze Welt kennt. Wir standen vor Freude erstarrt neben dem Fernseher und hörten seinen Bericht, den er dem Generalsekretär des Zentralkomitees der KPdSU Nikita Chruschtschow gab. Die Ära der Eroberung des Weltraums durch den Menschen hatte begonnen.

Bald flog die erste Frau, Walentina Tereschkowa, ins All. Die Kosmonauten wurden zu unseren Nationalhelden und traten buchstäblich in unser Leben. Und die ganze Welt kannte und liebte Juri Gagarin. Kannte sein Lächeln, und dann schien es, dass dieser kleine junge Mann buchstäblich mit den Helden des antiken Griechenlands verwandt war.

Als ich bereits in Deutschland lebte, besuchte ich Erfurt, wo es ein Denkmal für Gagarin und eine nach ihm benannte Straße gibt. Die Erfurter ehren den ersten Kosmonauten unserer Welt und bringen jeden Frühling Blumen zu seinem Denkmal.

2011, zum Jahrestag des ersten Fluges ins All, habe ich eine Dokumentation zum Gedenken an Gagarin in Deutschland vorbereitet. Der Film gewann den zweiten Platz in einem internationalen Wettbewerb. Im selben Jahr wurde der Film beim Internationalen Filmfestival „Zusammen“, das jährlich in Jalta stattfindet, mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Wie lange ist es her! Damals waren wir nicht nur bei Filmfestivals zusammen.

In diesem April will ich erneut an den ersten bemannten Flug ins All erinnern. Ich halte es für wichtig, den Kindern davon zu erzählen und ein Foto dieses jungen Offiziers mit einem atemberaubenden strahlenden Lächeln zu zeigen.

 

Übersetzung aus dem Russischen

Veröffentlicht in http://russkoepole.de/ru/gagarin-60/6572-12-aprelya-1961-goda-my-bezhali-po-nevskomu-s-krikami-ura.html

 

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