Maria Kolesnikowa über ihre Verschleppung in Minsk: „Mit gebrochenen Fingern 25 Jahre in die Strafkolonie“

Maria Kolesnikowa über ihre Verschleppung in Minsk: „Mit gebrochenen Fingern 25 Jahre in die Strafkolonie“

„Sie haben mir ein Ultimatum gestellt: Ich verlasse das Land und im Ausland könne ich machen, was ich will, oder sie bringen mich entweder lebend oder in Stücken raus.“ So beschreibt Maria Kolesnikowa, Mitglied des belarussischen Koordinierungsrates, die Ereignisse, die sich nach ihrer Entführung durch Unbekannte am 7. September ereigneten.

Am ersten Montag im September setzten Personen ohne Erkennungszeichen die Musikerin Maria Kolesnikowa im Zentrum von Minsk in einen Kleinbus und brachten sie an ein unbekanntes Ziel. Wohin sie gebracht wurde, erfuhr der Koordinierungsrat erst drei Tage später – ins Minsker Untersuchungsgefängnis SIZO des KGB für Personen, deren Aktivitäten die nationale Sicherheit des Landes gefährden. Zwei Monate später erzählte die Aktivistin ihre Version von dem ihr, was ihr damals widerfahren ist, und nannte diejenigen, die ihre „Abreise“ organisierten.

Nach ihrer Entführung schleppte man sie gewaltsam in das Büro von Nikolai Karpenkow, dem Leiter der GUBOPiK (Hauptdirektion zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität und Korruption) des Innenministeriums. „Er schrie und versuchte mich zu beleidigen und einzuschüchtern.“ Koslikowa zufolge nahmen an dem „Gespräch“ zwei weiteren Herren teil: der erste Vizeinnenminister Gennadi Kasakewitsch, und Andrei Pawljutschenko, dem Leiter des Operational-Analytical Center (OAC).

„Sie stellten mir ein Ultimatum: Ich verlasse das Land und mache aus dem Ausland, was ich will, oder sie bringen mich lebend oder in Stücken raus. Sie werden mir die Finger brechen und mich für 25 Jahre in eine Strafkolonie stecken, in der ich Hemden für die Sicherheitskräfte nähen werde“, so Kolesnikowa.

Das „faszinierende Gespräch“ soll bis spät in die Nacht gedauert. Sie interessierten sich für Autoren von Texten, Organisatoren von „unautorisierten Massenveranstaltungen“, Verbindungen zu zum Telegramkanal Nexta und die Ziele des Koordinierungsrates. Ob sie nicht verstehe, dass die „Verantwortung für die Geschlagenen und Getöteten bei ihr liegt“ und nicht bei den Behörden? Die auf die Straße gehen, seien Kriminelle und Marionetten eines „Puppenspielers“ im Ausland, berichtete Kolesnikowa über den Verlauf des Verhörs.

„Ja, ich hatte während Ereignisse am 7. und 8. September Angst“. Die scheint inzwischen verflogen. Kolesnikowa gab bekannt, dass sie beim Untersuchungsausschuss und bei der Generalstaatsanwaltschaft einen Antrag auf Einleitung eines Strafverfahrens gemäß Artikel 182 des Strafgesetzbuchs (Entführung), Artikel 183 des Strafgesetzbuchs (rechtswidrige Freiheitsberaubung) und Artikel 186 des Strafgesetzbuchs (Morddrohung, schwere Körperverletzung oder Zerstörung von Eigentum) gestellt hat. „Ich kann alle Büros, Korridore und Räume, in denen ich war, detailliert beschreiben und alle Anwesenden identifizieren. Angst sollten diejenigen haben, die Verbrechen begehen“, so das Mitglied des Koordinierungsrates.

[hrsg/russland.NEWS]

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