„Man möchte einfach nur Danke sagen!“ – Akinfeev verlässt die Sbornaja

Nach dem Achtelfinale-Spiel Russland der diesjährigen Fußball-WM gegen Spanien stand ganz Russland Kopf. Hunderttausende liefen auf die Straßen und skandierten voller Begeisterung: „Rossija, Rossija“ und „Igor, Igor, Akinfeev!“

Der Torhüter der Sbornaja, Igor Akinfeev, parierte im Elfmeterschießen zwei Strafstöße und brachte seine Mannschaft so ins Viertelfinale. Er wurde zum wahren Superhelden dieses Spieles und für seine Landsleute zum Star der gesamten Heim-WM. Gestern hat der Kapitän der russischen Nationalmannschaft seinen Rücktritt erklärt.

Jede Geschichte hat einen Anfang und ein Ende. Meine Geschichte in der Nationalmannschaft findet einen logischen Abschluss. Es war eine große Ehre, Russland bei der WM als Kapitän auf das Feld zu führen“, schrieb der 32-Jährige auf der Webseite seines Klubs ZSKA Moskau. Er will sich ganz auf ZSKA konzentrieren, teilte Akinfeev seinen Fans mit.

In Lew Jaschins Fußstapfen getreten

Seine Karriere in der Fußball-Nationalmannschaft begann vor 14 Jahren. Im April 2004 stand der damals 18-jährige zum ersten Mal im Tor der Nationalelf und wurde damit zum jüngsten Nationalspieler Russlands.

Der Höhepunkt seiner Nationalmannschaftszeit vor der WM 2018 war das Erreichen des Halbfinales bei der EM 2008. Er spielte außerdem bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien, der Europameisterschaft 2016 sowie dem FIFA Konföderationen-Pokal in Russland 2017. Insgesamt hütete er 111 Mal das Tor für die Sbornaja und brach damit alle Rekorde.

Der legändere Lew Jaschin beispielsweise stand „nur“ 74 Mal im Tor der Nationalmannschaft. Der Vergleich mit der Fußballlegende ist nicht zufällig. Viele Fußballexperten halten Akinfejev für einen der Besten seiner Zunft. Wjatscheslaw Korotkin vom „Sport-Express“ meint sogar, dass er jetzt zu den Top-Ten der Welt gehöre – Igor Akinfeev zählte im Laufe seiner Karriere sogar zu der 15 besten Goalkeepern.

Der Volksheld mit höchster Anerkennung

Der ehemalige Nationalspieler Wjatscheslaw Malofeev ist der Meinung, der Vergleich mit dem besten Torwart des 20.Jahrhunderts Lew Jaschin spreche dafür, dass Akinfeev ein wahrer Volksheld für die Russen sei und deren Anerkennung genieße.

32 Jahre ist heutzutage kein Alter für einen Torhüter. Doch Akinfeev hatte in seiner Karriere zwei Kreuzbandrisse hinnehmen müssen und hatte seitdem immer wieder Probleme mit dem Knie. Nach solchen Verletzungen ist es sehr schwer, das vorherige Niveau wieder zu erreichen. Doch der russische Nationalspieler hat sich nicht nur wieder eingespielt, sondern bewiesen, dass er immer noch die Nummer Eins in Russland ist.

Allerdings verlief nicht alles reibungslos in seiner Karriere. So hält er den „Antirekord“ in der Champions League. Er hatte zwischen 2006 und 2017 in 43 Spielen hintereinander 85 Tore kassiert. Auf der anderen Seite hielte er das Tor seines Klubs ZCKA Moskau in der russischen Meisterschafft 161 Mal sauber und ist damit wieder besser als Jaschin.

Wer wird nun sein Erbe antreten?

Ich gehe mit ruhigem Gewissen. Russland hat eine vielversprechende Generation junger, neuer Spieler“, schrieb Akinfeev in seiner Mitteilung. Doch junge Torhüter werden es schwer haben, denn man wird sie mit ihm, dem großen Star vergleichen. Für viele Fußballexperten ist sein Rücktritt allerdings doch überraschend gekommen.

So meinte der Fußballkommentator Pawel Sanosin im Interview gegenüber russland.NEWS: „Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass er noch nicht an seinen Rücktritt denkt. Der Grund ist bestimmt seine Gesundheit. Wir erinnern uns an seine schlimmen Verletzungen und im Laufe der Saison ist der Druck enorm. Ich denke, dass Igor auf dem Höhepunkt seiner Karriere geht. Bei der WM in Russland war er alles – der Leader, der Kapitän, der Held.“

Jetzt“, Sanosin blickt in die Zukunft, „wird es spannend, wer seine Stelle einnimmt – die Konkurrenz ist groß. Bis jetzt ist Andrej Lunjow der erste Kandidat und dann werden wir sehen. Igor möchte man einfach nur Danke sagen. Danke für alles, war er für die Nationalmannschaft getan hat. Er war bei zwei wichtigsten Meisterschaften dabei – bei der EM 2008 und der WM 2018. Unseren Erfolg haben wir größtenteils ihm zu verdanken“.

[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]

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