„Lassen wir die Angst nicht unsere Seele auffressen“ – Proteste in Russland

„Lassen wir die Angst nicht unsere Seele auffressen“ – Proteste in Russland

Mitglieder der Kommunistischen Partei (KPRF), Sympathisanten und Wähler der Kommunistischen Partei richteten einen gemeinsamen Aufruf an ihre Parteifreunde. Sie forderten sie auf, sich öffentlich für ein Ende der Militäraktion in der Ukraine einzusetzen.

Das Dokument wurde auf VK veröffentlicht. Bis zum 4. März um 13.00 Uhr hatten mehr als 291 Personen den Aufruf unterzeichnet. Unter ihnen waren Parteimitglied und Abgeordneter der Moskauer Stadtduma Evgeny Stupin, Wiktor Worobjow, Fraktionsvorsitzender der KPRF im Staatsrat der Republik Komi, Maksim Kukuschkin, Abgeordneter der Legislativduma der Region Chabarowsk, weitere regionale und kommunale Abgeordnete sowie ehemalige Kandidaten für die Staatsduma.

„Als größte parlamentarische Oppositionspartei in Russland muss sich die KPRF, die bei den Dumawahlen die Unterstützung der Öffentlichkeit erhalten hat, aktiv am Antikriegsprotest beteiligen und ihn mit Forderungen nach sozioökonomischen Reformen im Land verbinden“, heißt es in der Erklärung.

Es war die KPRF-Fraktion in der Duma, die den Appell an Wladimir Putin initiierte, die Unabhängigkeit der sogenannten Volksrepubliken LPR und der DPR anzuerkennen. Mehrere kommunistische Abgeordnete verurteilten jedoch anschließend das Vorgehen Russlands in der Ukraine und erklärten, dass sie nur zur Unterstützung der Einwohner von Donezk und Luhansk sprechen würden.

Wjatscheslaw Markhajew, Mitglied der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation und Abgeordneter der Staatsduma aus der Republik Burjatien, hat den Krieg mit der Ukraine verurteilt. Dies schrieb er am 27. Februar auf Facebook: „Zu meinem großen Bedauern hatte die gesamte Kampagne für die Anerkennung der ‚DVR‘ und der ‚LPR‘ einen völlig anderen Plan und eine völlig andere Absicht, die anfangs verheimlicht wurde, und als Ergebnis kam es zu einer umfassenden Konfrontation und einem Krieg zwischen den beiden Staaten“.

„Ich bin überzeugt, dass weder das russische noch das ukrainische Volk einen solchen Krieg braucht“, so Markhajew.

Markhajew war der dritte Abgeordnete der Staatsduma, der den Krieg Russlands gegen die Ukraine verurteilte. Am zweiten Tag der russischen Invasion in der Ukraine sprach sich ein weiterer Abgeordneter der KPRF, Oleg Smolin, gegen den Krieg aus.

„Lassen wir nicht zu, dass die Angst unsere Seele auffrisst“. Das ist der Titel eines Videos, das der bekannte Filmkritiker Anton Dolin auf seinem YouTube-Kanal Radio Dolin aufgenommen hat. „Heute wird es keine reguläre Ausgabe von Radio Dolin geben“, schrieb er. „Stattdessen wird eine Sonderausgabe zu den tragischen Ereignissen in der Ukraine ausgestrahlt werden. Krieg kann nicht unblutig sein, Krieg ist immer eine Katastrophe. Es ist die Aufgabe der Kultur (und auch der Filmkunst), sich der Gewalt und dem Blutvergießen zu widersetzen. Es ist höchste Zeit, sich an die alten sowjetischen Slogans zu erinnern, die immer noch aktuell sind: „Frieden für die Welt, nein zum Krieg!“. Heute, da zu viele Bürger unseres Landes verängstigt sind und Angst haben, ihre eigenen Schlüsse aus den Geschehnissen zu ziehen, ist es die Pflicht der Künstler, sich klar gegen Lügen und Gewalt auszusprechen“. Fünfzehn Schauspielerinnen, Regisseure und Kameraleute haben sich gegen den Krieg in der Ukraine ausgesprochen. Darunter auch der Filmregisseur und Preisträger mehreren internationalen Filmpreise Andrei Swjaginzew.

Die Petition „Stoppt den Krieg mit der Ukraine!“ auf der russischen Webseite change.org hat inzwischen mehr als 1.178.462 Unterschriften (Stand 04.03.2022, 16.00 Uhr Mitteleuropäischer Zeit) von russischen Bürgern gesammelt. „Wir fordern einen sofortigen Waffenstillstand durch die russischen Streitkräfte und ihren sofortigen Rückzug aus dem Gebiet des souveränen Staates Ukraine“, heißt es in der Petition. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass man auch mit der Unterschrift unter diese Petition ein Risiko eingeht, da sie nicht anonym erfolgen kann.

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