Kreml wird Beschwerden im Internet und die Reaktionen regionaler Behörden überwachen

Der Kreml will regionale Behörden verpflichten, innerhalb eines Tages auf die Kritik und Unzufriedenheit der Russen in sozialen Netzwerken zu reagieren, berichtet RBK unter Bezugnahme auf nicht genannte Quellen.

Diese Möglichkeiten bietet das von dem Forschungsinstitut Medialogy entwickelte Überwachungssystem „Der Vorfall“. Es kann Nachrichten in den fünf sozialen Netzwerken VKontakte, Facebook, Instagram, Twitter und Odnoklassniki (Klassenkameraden)verfolgen und auswerten. Die Überwachung erfolgt anhand von Schlüsselwörtern, deren Ergebnisse regionale Administratoren erhalten. Diese sortieren die Nachrichten anhand von Profilen und ordnen sie den zuständigen regionalen Ministerien und Kommunen zu. Sie entscheiden ebenso, auf welche Nachrichten aus den sozialen Netzwerken die Behörden antworten müssen. Die Antwort sendet das System „Der Vorfall“ automatisch an den regionalen Administrator (in der Regel ein Mitglied der Regierung der Region). Die lokalen Behörden müssen dann innerhalb von 24 Stunden reagieren.

Mehrere Beiträge zu einem Thema in verschiedenen sozialen Netzwerken können zu einem Vorfall zusammengefasst werden.  Über alle „Vorfälle“ werden Statistiken geführt, die sowohl den städtischen Mitarbeitern als auch den Vertretern der Präsidialverwaltung in Echtzeit zur Verfügung stehen. Die Antworten der lokalen Behörden in den sozialen Netzwerken werden zentral von der Direktion für öffentliche Projekte überwacht, die vom ersten stellvertretenden Leiter der Präsidialverwaltung Sergej Kirijenko beaufsichtigt wird.

Laut RBK wurde das Überwachungssystem zunächst für Medienunternehmen und soziale Netzwerke entwickelt hat, um den Ruf der jeweiligen Marke in den sozialen Netzwerken verfolgen und steuern zu können. Zu den Eigentümern von Medialogy gehören die Geschäftsleute Alexander Volkov, Anatoly Karachinsky und Sergej Matsotsky. Die Pressesprecherin von Medialogie, Nadezhda Zhukovskaya, betonte, dass die regionalen Behörden das Programm direkt vom Hersteller bestellen. Der Kreml ist kein Kunde der Firma.

Nach der Feuertragödie in Kemerovo und den Vorfällen auf der Mülldeponie in Volokolamsk waren die regionalen Behörden nicht in der Lage, adäquat auf den Zorn der Bevölkerung im Internet zu reagieren, urteilte eine dem Kreml nahestehende Quelle. Moskau wolle nun „das Negative lokalisieren und die Tagesordnung in sozialen Netzwerken kontrollieren“. Das Publikum sozialer Netzwerke sei inzwischen oft größer als das klassischer regionaler Medien.

Zu Beginn des Jahres wurde ein Pilotprojekt in der Region Moskau getestet, jetzt ist das Programm zum „Vorfall-Management“ in 10 Regionen tätig. Hauptsächlich in solchen, in denen im September Gouverneurswahlen stattfinden. Am Ende des Jahres soll das Projekt in ganz Russland zur Anwendung kommen.

[hub/russland.NEWS]

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