Kreml lässt nationale Gendatenbank erstellen

Kreml lässt nationale Gendatenbank erstellen

Der russische Präsident Wladimir Putin beauftragte die Regierung, unter Beteiligung des Kurtschatow-Instituts eine nationale Datenbank für genetische Informationen zu verwirklichen. Bis zum Herbst sollen Speicherformate und Software entwickelt sein, und ab 2021 werden regelmäßig Mittel aus dem Bundeshaushalt für den Betrieb der Datenbank fließen.

Putin wies auch die Bildungseinrichtungen an, Kurse und Schulungen im Bereich der Genetik für Schulkinder zu entwickeln und Fortbildungen für Lehrer in diesem Bereich zu organisieren. Auch sei die Schaffung „inländischen Labor- Technik, die eine erstklassige Forschung auf dem Gebiet der Gentechnologie sowie die Herstellung von Verbrauchsmaterialien dafür ermöglichen“, in Russland sicherzustellen.

Mitte Mai hatte Putin bei einem Treffen mit Alexander Blagow, Direktor des Kurtschatow-Instituts, das 2018 zur führenden wissenschaftlichen Organisation für die Entwicklung der Gentechnologie in Russland ernannt wurde, vorgeschlagen eine nationale Datenbank für genetische Informationen aufzubauen, die allen wissenschaftlichen Instituten Zugang zu Sammlungen genetischer Proben anbieten kann.

Blagow berichtete bei dem Treffen, dass das Kurtschatow Genom Zentrum bereits im Rahmen des nationalen Projekts Wissenschaft daran arbeite. Bisher gäbe es keinen zentralisierten Zugang zu bestehenden Bioressourcensammlungen oder eine einzige Datenbank, die allen wissenschaftlichen Einrichtungen zur Verfügung steht. Ab 2027 soll die Abhängigkeit russischer Wissenschaftler von fremden Gen- und Bio-Datenbanken beendet sein.

Rosneft wurde zum Hauptpartner des Projekts ernannt, um im Frühjahr auf Putins Anweisung drei neue Genomzentren zu schaffen, deren Ergebnisse in Branchen verwendet die von Medizin und Landwirtschaft über Industrie bis hin zu Energie reichen, sagte Putin. Rosneft-Chef Igor Setschin forderte Putin auf, die Investitionen in die Genetik von der Steuerbemessungsgrundlage auszuschließen.

Die BBC hatte Ende April berichtet, dass Rosneft die russische Gentechnologie ANO gegründet habe. „Setschin wird den Aufsichtsrat leiten, zu dem auch die stellvertretende Ministerpräsidentin Tatjana Golikowa, der Berater des Präsidenten Andrei Fursenko und Maria Worontsowa gehören könnten, die von den Medien als älteste Tochter des russischen Präsidenten Wladimir Putin bezeichnet wird“, so die BBC. „Dies ist ein Projekt der Tochter des Präsidenten – sie werden alles geben, was benötigt wird“, sagte eine Quelle zur BBC. Danach gab Rosneft bekannt, dass man beabsichtige, die russische Ausgabe der BBC zu verklagen.

Gestern unterschrieb der russische Präsident ein Gesetz zur Schaffung eines einzigen föderalen Registers mit Informationen über die Bevölkerung des Landes, in dem alle wichtigen Lebensabschnitte der Bürger erfasst werden: von der Geburt bis zum Tod. Betreiber ist die russische Steuerbehörde und der Service soll ab dem 1. Januar 2023 funktionieren.

Der im Sommer 2019 der Staatsduma vorgelegt Gesetzentwurf, der im September in erster Lesung angenommen wurde, sorgte für eine breite öffentliche Diskussion, da ein zentrales Einzelregisters mit dem Verlust personenbezogener Daten russischer Staatsbürger einhergehen könnte. Die Staatsduma versicherte, dass das Register keine medizinischen und biometrischen Daten sowie Beschreibungen von Persönlichkeitsmerkmalen enthalten werde.

[hrsg/russland.NEWS]

[Aktualisierung]

Die BBC hat den Artikel mit der laut Rosneft „unbegründeten Lüge in Bezug auf das Unternehmen und Personen“ überarbeitet. Ob es um Putins angeblich älteste Tochter geht oder um den Rosneft-CEO, bleibt unklar. Die neue Version des Artikels – jetzt unter der Überschrift „Rosneft wurde Partner in einem großen russischen genetischen Projekt“ – unterlässt die Behauptungen, dass Maria Worontsowa und Igor Setschin im Vorstand des neuen Projektes sitzen werden. Die Aussage, dass Rosneft zwischen 500 und 1 Milliarde Dollar in das Projekt investiert, wurde ebenfalls gestrichen.

Die BBC räumte ein, dies sei „auf der Grundlage von Klarstellungen seitens Rosneft“ geschehen. „Die Aufnahme dieser Informationen entsprach nicht den erforderlichen Standards für die Veröffentlichung“, heißt es in der Erklärung.

Die Namen der Journalisten, die an dem Bericht gearbeitet haben, wurden ebenfalls entfernt.

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