UEFA-Fußball: Rostow schlägt die Bayern!

Die europäische Fußballwoche erbrachte einen völlig unerwarteten, fulminanten Sieg des russischen Mittelklasseclubs Rostow gegen die (im Moment gar nicht sonderlich) „kosmischen“ Bayern. Zenit und Krasnodar dürfen in Europa überwintern, ZSKA und Rostow verlegen die Entscheidung darüber auf den allerletzten Spieltag.

In Rostow gab es einen äußerst spannenden Kick bei minus vier Grad und einer sehr steifen Brise. Es war ein torreicher Schlagabtausch – fünf Mal war das Leder im Netz, erst führten die Gäste, dann setzten die Hausherren nach und gingen in Führung, bevor erneut der Ausgleich fiel. Rostow hatte zum Schluss jedoch die besseren Nerven und den stärkeren Willen zum Sieg. 3:2 hieß es nach 94 Minuten – und das kleine, gerade mal 15.365 Zuschauer fassende Stadion kochte vor Begeisterung. Die Bayern hatten zwar 71 Prozent Ballbesitz, aber genutzt hat es ihnen im Endeffekt nichts.

Im Hinspiel in der Allianz-Arena war Rostow noch sang- und klanglos mit 0:5 untergegangen. Die Begegnung am Mittwoch in der überfüllten heimischen Hütte am Don hatte für das Weiterkommen in der Champions League, in der Rostow sein Debüt gibt, keinerlei Bedeutung mehr – Atlético Madrid und Bayern München haben eh bereits die Play Offs erreicht.

Kein Selbstbewusstsein“ gegen „Leidenschaft“

Für die Südrussen geht es aber um das „Überwintern“ in der Europa-Liga. Der hart erkämpfte und letztendlich verdiente Sieg gegen den deutschen Rekordmeister rückt die Aussicht auf die K.o.-Runde immer näher, denn jetzt reicht ein Unentschieden am letzten Spieltag gegen PSV Eindhoven für das Weiterkommen.

Nach dem Spiel nahm Carlo Ancelotti die Schuld für das Malheur auf sich; Philipp Lahm kreidete seiner Mannschaft Sorglosigkeit und mangelnde Konzentration an. „Diesen Gegner muss man als FC Bayern schlagen“, monierte er gegenüber uefa-com. Und Lothar Matthäus bescheinigte den Münchnern an gleicher Stelle „kein Selbstbewusstsein“, Rostow aber „Leidenschaft“.

Sergej Andrejew, Ex-Trainer von Rostow, sagte im Interview mit „Sport-Express“, dieser Sieg werde „nicht Jahre, sondern Jahrzehnte im Gedächtnis bleiben“. Bayern bescheinigte er „eine ernste Krise“: „In den letzten drei Spielen hat die Mannschaft einen Punkt geholt. Für so einen großen Verein ist das zu wenig.“

ZSKA gibt Lebenszeichen

Bereits am Dienstag hatte der russische Meister ZSKA die Werkself aus Leverkusen zu Gast. Wie schon im ersten Spiel, endete die Partie mit einem Unentschieden; diesmal hieß es zum Schluss 1:1. Und wieder hinterließ Bayer den Eindruck, für die zweite Spielhälfte keine Lust und keine Kraft mehr zu haben. ZSKA machte hingegen einen munteren Eindruck und hätte auch mehr für sich aus dem Match herausholen können.

Auch die „Armeekicker“ haben keine Chance mehr auf die Play Offs in der Champions League, könnten aber in der Europa-Liga weitermachen. Dafür muss am letzten Spieltag unbedingt ein Sieg gegen Tottenham her, das in der Tabelle einen Punkt mehr aufzuweisen hat.

Kurze Bank und Doping

Bei ZSKA lief es in letzter Zeit gar nicht rund – in der heimischen Premierliga liefert der Moskauer Klub keine überzeugende Leistung und liegt momentan weit abgeschlagen auf Platz drei. Ein Grund dafür ist das Verletzungspech, ein anderer die allzu kurze Bank, die im Winter aber kaum länger werden dürfte, weil das Geld zum Einkauf neuer, potenter Spieler fehlt. Und wären das nicht schon genug Sorgen, wurde unlängst Roman Jerjomenko, einer der Schlüsselakteure der Mannschaft, wegen Kokainkonsum für zwei Jahre gesperrt.

Auch scheint die Chemie zwischen Mannschaft und Trainer nicht mehr zu stimmen. Leonid Sluzki ist nach seinem Ausflug als Chefcoach der Sbornaja und der Pleite bei der Europameisterschaft sichtlich angeschlagen. Es wird bereits über einen Trainerwechsel gemunkelt.

Das Beste war das Ergebnis

Den Abschluss der Europawoche lieferten traditionell die Begegnungen in der Europa League. Krasnodar hatte Salzburg zu Gast und stellte sich in Durchgang eins an wie ein Regionalligist; es war schon fast peinlich, sich das anzusehen. Nach der Pause wurde das Spiel nicht sonderlich besser, aber Krasnodar hatte Schwein: Erst gelang spät der Ausgleichstreffer, und dann leistete Schalke mit seinem Sieg über Nizza Schützenhilfe.

Krasnodar kann sich also auf die Fortsetzung in den Play Offs im Februar freuen. Aber um dort etwas zu reißen, muss der Auftritt um Einiges besser werden.

Kerschakow schießt wieder Tore

Auch in St. Petersburg bekamen die Zuschauer nicht sonderlich gute Fußballkost geliefert, aber Zenit ließ nichts anbrennen. Das 2:0 gegen Maccabi Tel Aviv war ein schnöder Arbeitssieg. Aber die Nordlichter brauchten auch nicht mehr – der Gruppensieg war bereits vor dem Spiel eingetütet.

Das Highlight des Spiels kam ganz zum Schluss, als der eingewechselte Altstar Alexander Kerschakow einen Strafstoß verwandelte, indem er das Leder mit einem Donnerschuss durch die Mauer ins Netz beförderte. Das Publikum war aus dem Häuschen – einen besseren Abschluss des Fußballabends im Petrowski-Stadion konnte es nicht geben.

[sb/russland.NEWS]

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