Impfung gegen Coronavirus: Ja, aber freiwillig

Impfung gegen Coronavirus: Ja, aber freiwillig

Wissenschaftler auf der ganzen Welt versuchen in einem beschleunigten Tempo einen Impfstoff gegen das Coronavirus zu entwickeln. Nach Angaben der Nachrichtenagentur RIA Novosti werden in Russland zurzeit 47 Coronavirus-Impfstoffe entwickelt. Dies wurde auf einer Sitzung des Föderationsrates von der stellvertretenden Vorsitzenden des Koordinierungsrates für die Bekämpfung des Coronavirus, der stellvertretenden Premierministerin Tatiana Golikowa, angekündigt. Ihr zufolge wird auf 14 Plattformen an Impfstoffen gearbeitet. „Wir hoffen sehr, dass einige von ihnen zu greifbaren Ergebnissen führen werden“, sagte Golikowa.

Zuvor hatte Gesundheitsminister Michail Muraschko die Hoffnung geäußert, dass im Falle erfolgreicher klinischer Versuche der Coronavirus-Impfstoff bis Ende Juli erscheinen wird. Laut Muraschko gibt es bereits „ermutigende“ Ergebnisse.

Das Allrussische Meinungsforschungszentrum WZIOM führte eine Umfrage durch, um herauszufinden, was die Russen über Massenimpfung denken. Mehr als die Hälfte der Russen ist potenziell daran interessiert, sich impfen zu lassen: 59 Prozent sagen, dass, wenn sich ein Impfstoff als wirksam erweisen würde, sie genau oder eher dazu geeignet wäre, sich selbst oder Familienmitglieder gegen das Coronavirus zu impfen. Jeder Vierte gibt dabei an, dass er sehr zuversichtlich ist, den Impfstoff erhalten zu wollen (26 Prozent).

Die Mehrheit (70 Prozent) ist der Meinung, dass die Impfung gegen das Coronavirus freiwillig erfolgen sollte. Jeder Fünfte (21 Prozent) sprach sich für eine Pflichtimpfung aus. Interessanterweise waren 71 Prozent der Personen, die im vergangenen Jahr gegen Grippe geimpft worden waren, eher bereit, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Die Impfung ist in Russland eine freiwillige Angelegenheit, die Impfrate laut der WHO recht hoch. 2018 wurden mindestens 95 Prozent der Bevölkerung gegen die klassischen Gefahren durch Tuberkulose, Diphtherie, Tetanus gegen Hepatitis B und andere Krankheiten geimpft.

Etwa ein Drittel der Befragten (35 Prozent) sind einer Impfung gegenüber skeptisch und würden sich eher nicht impfen lassen. Die Russen, die bereit sind, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen, äußern für das Impfstoffherstellerland folgende Präferenzen: 47 Prozent der Befragten würden einen russischen Hersteller bevorzugen, 12 Prozent einen ausländischen, und mehr als ein Drittel gab an, dass es für sie keine Rolle spielt.

Die russischen Behörden sagen im Allgemeinen nicht viel zu der Impfproblematik. Das russische Morgenfernsehen berichtet beiläufig über jährliche Impfkampagnen, bei Instagram können Blogger Beiträge über die Gefahren von Impfstoffen veröffentlichen. Das Gesundheitsministerium arbeitet an einem Gesetz, das öffentliche Anti-Impf-Aufrufe verbietet. Das Gesetz wurde jedoch noch nicht verabschiedet.

Gestern forderte die Generalstaatsanwaltschaft Roskomnadzor auf, den Zugang zu Videos zu beschränken, in denen darauf hingewiesen wurde, dass die Verbreitung des Coronavirus eine besondere Operation zum „Chippen von Personen“ sei.

[hrsg/russland.NEWS]

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