I can`t get no satisfaction… (Teil 2)

Seit Dienstag kommen die Russen nicht zur Ruhe. Der duellwillige General Solotow, der den Oppositionellen Nawalny zu einem Zweikampf herausforderte, ist schuld daran. Nicht nur die Internetcommunity ist total aufgewühlt. Auch das russische Parlament sorgte für eine Überraschung.

Der Duma-Abgeordnete von der Liberal-Demokratischen Partei Russlands (LDPR) Sergej Iwanow brachte einen Gesetzentwurf – einen Duellkodex – ins Parlament ein. Der Kodex soll Duelle zwischen Beamten erlauben und regeln. Sergej Iwanow hatte schon früher mit seinen fragwürdigen Gesetzinitiativen für Verwunderung gesorgt. So wollte er zum Beispiel die russischen Bürger gesetzlich vor „den Folgen des Knoblauchgebrauchs“ schützen. Allerdings kam dieser Vorschlag damals kurz vor dem 1. April. Aber jetzt? Meinte der Parlamentarier das etwa ernst?

Die unabhängige Zeitung Nowaja Gaseta berichtete über die Duellgeschichte mit einer Prise Ironie. Die Journalisten fanden den perfekten Ort für das Duell zwischen Solotow und Nawalny: „Wir schlagen vor, den Zweikampf auf einem weiträumigen Gelände eines luxuriösen Grundstücks mit Teichen, Wiesen und Gärten durchzuführen“.

Gemeint ist das neuntausend m² große Anwesen, das Roman Solotow, dem Sohn von General Solotow, gehört und sich in der teuersten Gegend der Moskauer Umgebung – Barwicha (auch Dorf der Milliardäre genannt) – befindet. Roman hat das nach Schätzungen der Zeitung 700 Millionen Rubel teure Grundstück im Alter von 23 Jahren erworben. Damals war sein Vater Chef des Sicherheitsdienstes des Präsidenten Putin.

Ein Kolumnist der Zeitung, der bekannte Dichter und Schriftsteller Dmitry Bykow, schrieb ein Gedicht zum Thema. Unter anderem schlägt er in seinem ironischen Werk vor, General Solotow soll doch selbst ins Gefängnis zum verhafteten Nawalny kommen und sich dort duellieren. Da würden doch tolle Bilder für „junge Blogger“ entstehen – der Chef der Nationalgarde unter den Insassen.

Der Ehefrau von Alexej Nawalny Julia ist allerdings nicht zum Scherzen zumute. „Das einzige Gefühl, das ich für Solotow empfinde, ist Verachtung“, schrieb sie auf Instagram. Sie nannte ihn einen Feigling, weil er ihren Mann zu einer Zeit zum Duell herausforderte, in der Nawalny eine Gefängnisstrafe absitzt und nicht persönlich antworten kann. Außerdem habe der Chef der Nationalgarde zu den Korruptionsvorwürfen keine Stellung genommen. Julia Nawalnaya fügte hinzu, dass sie Solotows Aufforderung als eine Bedrohung sieht, aber keine Angst vor ihm habe. „Unsere Familie lebt schon seit Jahren in der Atmosphäre, wo Durchsuchungen, Festnahmen und Drohungen zur Tagesordnung gehören“, sagte sie.

Das auf Politik spezialisierte Internetmagazin Republic.ru, das für seine Analysen geschätzt wird, schrieb, es sei der Eindruck entstanden, dass hinter der Duellaufforderung des Generals die ganze Fraktion der Silowiki stehe. Doch dem sei nicht so. Denn General Solotow, dieser “Profi-Bodyguard“, hat seine Karriere den Menschen zu verdanken, deren Leibwächter er war. Seine Dienstgrade hat er weder in Tschetschenien noch in Afghanistan, sondern auf dem „Kremlparkett“ verdient.

[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]

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