Huh, ein Fünftel Islands will zur WM-Party nach Russland

Spätestens seit der letzten Fußball-Europameisterschaft in Frankreich wird Island als Fußballnation wahrgenommen. Sogar von den Isländern selbst. Galt doch bis vor zwei Jahren eher Handball als populärste Sportart auf der Insel – allenfalls noch Glima, das traditionelle „Isländische Hosenlupfen“, eine volkstümliche Variante des Ringens. Nun haben die Isländer jedoch Fußballblut geleckt.

Was ging vor zwei Jahren für ein Raunen durch die Fachwelt, als die wackeren Mannen aus dem hohen Norden das Achtelfinale erreichten. Dieses respektvolle Staunen entlud sich in einem markerschütternden „Huh“ nachdem auch noch die haushoch favorisierten Engländer mit 2:1 düpiert und nach Hause geschickt wurden. Was war das damals für ein Jubel. Und jetzt haben sich die Wickinger um Tainer Heimir Hallgrimsson auch noch zum ersten Mal für die Endrunde der Fußball-WM in Russland qualifiziert. Ganz Island steht Kopf.

Mittlerweile genießen Hannes Þór Halldórsson, Jón Guðni Fjóluson, Gylfi Þór Sigurðsson und wie sie alle heißen, Kultstatus. Und das nicht nur in der Heimat. Aus der „sympathischen Maskottchentruppe“, wie der Spiegel die Überraschungskicker einst nannte, sind mittlerweile ausgewachsene Nationalhelden geworden. Bevor ihnen die isländische Bevölkerung jedoch eine eigene Saga schreibt, will sie sich noch ein eigenes Bild der Mannschaft vor Ort machen. Anders lässt sich die Flut der Kartenbestellungen bei der FIFA nicht erklären.

„Rund zwanzig Prozent der Bürger Islands haben Karten für die WM beantragt“, bestätigt die isländische Botschafterin Berglind Asgeirsdottir. Das entspricht bei der Einwohnerzahl Islands von knapp 350.000 Personen etwa 70.000 Isländern, die in Russland Party machen wollen. Ob sie tatsächlich alle hinfahren werden, muss sich erst noch zeigen. Eines jedoch ist sicher: Diejenigen die vor Ort sind, werden ihre Insel würdig vertreten. Moskau, Wolgograd und Rostow am Don und vielleicht noch weitere Städte dürfen sich freuen. Ein Huh auf die WM.

[mb/russland.NEWS]

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