„Hoffnung auf positive Tendenz“: Interesse an russischer Sprache sinkt dramatisch

„Hoffnung auf positive Tendenz“: Interesse an russischer Sprache sinkt dramatisch

Das Interesse an der russischen Sprache ist weltweit dramatisch gesunken. Das geht aus einem Bericht des Zentrums für soziologische Forschung (FGANU „Soziozenter“) hervor. Das Zentrum untersteht dem russischen Ministerium für Bildung und Wissenschaft. Die Zahl der Personen, die Russisch als Fremdsprache an Schulen, Hochschulen und Universitäten in der Welt studieren, ist seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion bis 2018 um etwa die Hälfte gesunken. Russisch kann man in 27 Ländern studieren und in Bezug auf die Verbreitung belegt die Sprache mittlerweile den zehnten Platz weltweit.

Dem Bericht des Bildungsministerium zufolge haben im Jahre 2018 weltweit 38,2 Millionen Menschen die russische Sprache gelernt. Zum Vergleich: Anfang der 90er Jahre gab es 74,6 Millionen Russischstudierende. Bis 2004 sank diese Zahl auf 51,2 Millionen und bis 2018 auf 38,2 Millionen. Berücksichtigte man die Länder der ehemaligen Sowjetunion in dieser Statistik nicht, so sänke diese Zahl in der postsowjetischen Zeit von 20 Millionen auf gut eine Million. Vor allem in Osteuropa und auf dem Balkan spricht man inzwischen weniger Russisch (im Jahre 2015 waren es noch 8 Millionen Menschen, verglichen mit 38 Millionen im Jahr 1990). In den Ländern der ehemaligen Sowjetunion gab es ebenfalls einen Rückgang von 119,5 Millionen auf 82,5 Millionen.

Gleichzeitig stieg die Zahl derjenigen, die Russisch sprechen in den USA, Kanada, Australien und Neuseeland von 1,2 Millionen auf 4 Millionen. Höchstwahrscheinlich handelt es sich hier jedoch mehrfach um Migranten aus Russland.

Experten des Soziozentrums gehen davon aus, dass bei einer Weltbevölkerung von 8 Milliarden Menschen bis 2025 der Anteil der russischsprechenden Menschen 2,7 Prozent oder 215 Millionen Menschen betragen wird. Im Jahr 2015 lag diese Zahl mit einer Bevölkerung von 7,5 Milliarden bei 243 Millionen oder 3,2 Prozent der Weltbevölkerung.

Wie sieht es nun mit der russischen Sprache in Deutschland aus? «Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das Interesse an der russischen Sprache vor einigen Jahren viel größer war», bestätigt Polina Sorel, die seit mehr als 20 Jahren an verschiedenen Projekten zur Unterstützung der russischen Sprache beteiligt ist. Sie ist Gründerin eines der größten Portale für Russischlernenden www.russian-online.net und Autorin von diversen Lehrbüchern und Russischbüchern für Anfänger. „Mein Portal gibt es schon seit 17 Jahren. 2014 ist im Zusammenhang mit den Ereignissen auf der Krim sofort deutlich geworden, dass das Interesse an Russisch zurückging. Ich denke, dass die Anzahl der Besucher auf meiner Website um etwa ein Drittel gesunken ist.

Ich würde meine Besucher in vier Gruppen einteilen. Das sind Leute aus der ehemaligen DDR, die einmal Russisch gelernt haben und aus irgendeinem Grund beschlossen haben, zum Russisch zurückzukehren. Die zweite Gruppe sind Russischlehrer und Schüler, die Russisch als Schulfach haben. Die dritte Gruppe bilden Menschen, die eher aus Neugier Russisch lernen wollen. Dies sind Touristen oder Menschen, die geschäftlich in Russland waren oder nach Russland reisen wollen. Und genau diese Gruppe ist nach 2014 stark zurückgegangen. Nun, die vierte Gruppe sind russischsprachige Migranten in Deutschland, die möchten, dass ihre Kinder Russisch sprechen. Im Laufe der Zeit wurde diese Gruppe so groß, dass ich eine spezielle Seite dafür entwickelt habe, die www.russisch-fuer-kinder.de heißt. Jetzt merke ich langsam, dass das Interesse zurückkehrt, aber das Niveau vom 2014 ist bei weitem noch nicht erreicht worden. Allerdings sah ich erst kürzlich einen Sprachführer für die russische Sprache in einem Buchladen – für viele Jahre war er aus den Regalen der Buchhandlungen verschwunden gewesen. Dies lässt hoffen, dass der positive Trend anhält“, so Sorel.

[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]

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