Hauptstadt nach Sibirien verlegen

Hauptstadt nach Sibirien verlegen

Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu war in Nowosibirsk, um die Produktionsanlagen eines Luftfahrtunternehmens zu überprüfen. Er traf auch mit Wissenschaftlern der sibirischen Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften zusammen. Dort gab er eine Erklärung ab, die von den russischen Medien sofort aufgegriffen wurde. „Wir müssen drei oder besser fünf große Wissenschafts-, Industrie- und Wirtschaftszentren in Sibirien errichten, um es einfach auszudrücken – Städte mit 300.000 bis 500.000 Einwohnern, besser mit bis zu einer Million Menschen. Wir sollten nicht einfach nur eine Stadt bauen und die Hauptstadt hierher verlegen, sondern sie gezielt ausrichten“, sagte er bei dem Treffen am Donnerstag. Das Akademiemitglied Sergej Bagajew beschwerte sich bei dem Minister, dass er jede Woche nach Moskau pendeln müsse, um Fragen zu seinem Institut für Laserphysik zu klären.

Der Verteidigungsminister verwies auf Pläne zum Städtebau in Sibirien, die noch kurz vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion existierten. „Leider wurde das Projekt aus bekannten Gründen gestoppt“, fügte Schoigu hinzu und bezog sich dabei auf die Ereignisse Anfang der 1990er Jahre, die ihre Umsetzung verhinderten.

In einem Interview mit Regnum kommentierte der Wirtschaftswissenschaftler Eduard Koloschwari die Idee Schoigus mit den Worten, dass die Frage der Besiedlung des riesigen russischen Territoriums und insbesondere Sibiriens für die nationale und wirtschaftliche Sicherheit sehr wichtig sei. Damit die Märkte ordnungsgemäß funktionieren können, sollten es mindestens dreimal so viele Städte geben. Vor allem bräuchte man mehr Städte entlang der Transsibirischen Eisenbahn. „Aber heute entstehen kaum neue Städte weltweit, die Entwicklung bestehender Megastädte geht weiter“, so der Wirtschaftswissenschaftler.

In einem Interview mit dem Radiosender Echo Moskwy kommentierte der bekannte Journalist Maxim Schewtschenko die Idee des Ministers so: „Ich habe eine Frage an Sergej Kuschugeitowitsch (Schoigu), den Vorsitzenden der Parteiliste Einiges Russland: „Werden Sie sie auf dieselbe Weise beheizen, wie Sie Krasnojarsk, Irkutsk und Nowosibirsk mit Kohle heizen? Werden schwarze Wolken über diesen Städten hängen, wie sie jeden Winter über Krasnojarsk hängen?  Die Gasleitungen führen nicht dorthin. Die Gasleitungen östlich des Urals funktionieren nicht für Menschen. Wir sehen das Schicksal von Nowosibirsk, das Schicksal von Krasnojarsk. Es handelt sich um Städte, die vollständig den Oligarchen überlassen wurden. Warum müssen Sie mehr bauen? Wäre es nicht einfacher, Krasnojarsk aus dem Elend zu befreien, in dem es sich befindet? Es gibt große sibirische Städte: Irkutsk, die Universitätsstadt Tomsk. Welche weiteren Städte will Schoigu zusätzlich? Möchte er eigene oligarchische Strukturen schaffen?“

[hrsg/russland.NEWS]

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