Gorbatschow nennt Tschetschenien-Krieg „tragischen Fehler“

Der frühere sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow hat den Krieg in Tschetschenien scharf verurteilt. Der erste russische Einmarsch in die abtrünnige Kaukasusrepublik 1994 sei „ein großer und tragischer Fehler“ gewesen,

sagte Gorbatschow anlässlich des zehnten Jahrestages der Invasion in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Interfax.

Der Einmarsch habe zu einer Militärkampagne und zu einem Terrorkrieg geführt: „Tausende Menschen starben, Teschetschenien ist katastrophal verwüstet worden und die Lage hat sich immer noch nicht beruhigt.“

Die Situation in Tschetschenien sei zwar zum Zeitpunkt des Einmarsches „alarmierend“ gewesen. Die Probleme seien jedoch „nicht unlösbar“ gewesen, sagte Gorbatschow. Am 11. Dezember 1994 hatte der damalige russische Präsident Boris Jelzin die Armee in Grosny einmarschieren lassen, um die erstarkende Unabhängigkeitsbewegung in der Kaukasusrepublik zu bekämpfen. Nach zwei Jahren blutigem Guerilla-Krieg eroberten die Rebellen im August 1996 Grosny zurück. Moskau ließ sich auf ein Friedensabkommen ein, in dem es die Eigenständigkeit Tschetscheniens de facto anerkannte.

Im Oktober 1999 ließ der russische Präsident Wladimir Putin die Armee ein zweites Mal in Tschetschenien einmarschieren, nachdem bei einer Bombenserie in Russland knapp 300 Menschen getötet worden waren. Im Tschetschenien-Konflikt starben inoffiziellen Schätzungen zufolge bislang rund 70.000 Zivilisten und mindestens 12.000 Soldaten.

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