Fußball-EM: Glanzvoller Auftakt für Russland – 4:1 gegen Tschechien

Breslau. Mit herzerfrischendem Fußball hat die Sbornaja gleich in ihrem ersten Spiel bei der Fußball-Europameisterschaft bewiesen was in der Mannschaft steckt. Der hochverdiente 4:1 (2:0) Sieg gegen Tschechien erinnerte über weite Strecken an die Super-Auftritte bei der EM vor vier Jahren. Alan Dsagojew mit einem Doppelpack in der 15. und 79. Minute, Roman Schirokow (24.) und Roman Pawljutschenko (82.) erzielten die Tore für Russland. Den Gegentreffer erzielte Vaclav Pilar in der 52. Minute.

Die äußeren Bedingungen waren tadellos. Gute Stimmung bei den Fans, aber auch das Wetter spielte halbwegs mit. Kurze Schauer und Sonnenphasen wechselten sich zu Beginn bei angenehmen 17 Grad ab. Leicht zu favorisieren war natürlich Russland, das immerhin seit Februar 2011 ungeschlagen ist und sich in einer allerdings eher leichten Gruppe auch recht sicher für die EM-Endrunde qualifizieren konnte. Tschechien musste in die Qualifikationsrunde und gestaltete diese gegen das Überraschungsteam aus Montenegro mit zwei knappen Siegen erfolgreich.

 

Das einzige Duell der beiden Teams in einem Turnier stammte von der EM im Jahre 1996. Und daran werden sich zumindest die Fußballfans sicherlich noch erinnern, denn seinerzeit gab es ein hochdramatisches 3:3 Unentschieden.

 

Eine wichtige Personalie blieb bis zuletzt offen – ob Russlands Stammtorhüter Akinfejew rechtzeitig fit wird. Das hatte nicht geklappt, also stand Malafejew vom Meister Zenit St. Petersburg zwischen den Pfosten. Schiedsrichter der Partie war einer der bekanntesten seiner Zunft, nämlich Howard Webb aus England.

 

Interessantes Detail: Es traf mit Russland ein Team ohne Legionäre auf einen Gegner mit neun Legionären in der Startformation.

 

Gleich von Beginn beide Mannschaften in der Offensive

 

Ein munterer Beginn prägte das Spiel in Breslau. Wie schon im Eröffnungsspiel zuvor ging es temporeich und ohne Abtastphase los. In der 13. Minute hatte die Sbornaja die erste größere Chance für sich. Arschawin holte die erste Ecke für Russland heraus und diese führte er auch selbst aus – an den kurzen Pfosten auf Denisow, dessen Kopfballverlängerung ging dann aber an Freund und Feind vorbei.

 

Zwei Minuten später lag der Ball dann doch im tschechischen Tor. Kerschakow setzte einen Kopfball an den Pfosten, den Nachschuss verwertet Alan Dsagojew humorlos zur Führung für die Elf von Dick Advocaat. Da blitzte plötzlich der technisch starke Kombinationsfußball der Sbornaja auf und schon wurde dieses mit der Führung belohnt.

 

Tschechien war danach bemüht, aber wirklich unter Druck setzen lies sich Russland nicht. Fast sogar das 2:0 in der 18. Minute. Kerschakow bediente Dsagojew ideal, der zielte aber am kurzen Pfosten vorbei. 24. Minute – dann aber doch 2:0 für Russland. Wieder technisch ganz stark gemacht – Arschawin mit einem Schnittstellenpass in den Strafraum, dort überwand Roman Schirokow den herausstürzenden Cech mit einem Lupfer.

 

Russland bekommt einen Elfmeter nicht

 

In der 26. Minute stürmt Arschawin in den tschechischen Strafraum und fällt. Webb hatte angeblich genau hingeschaut und kein Foul erkannt. Plasil hatte seinen Körper aber schon sehr vehement eingesetzt. Russland kontrollierte weiterhin bis zur Halbzeitpause das Spiel. Mehr Ballbesitz, mehr gewonnene Zweikämpfe, mehr Torschüsse. Alles sprach für Russland, einzig in der Eckenstatistik waren die Tschechen vorne.

 

Das war eine sehr verdiente 2:0-Pausenführung für eine ganz starke Sbornaja. Gegen das erfrischende Kombinationsspiel der Advocaat-Elf fanden die Tschechen kein Rezept und so war Tschechien mit den Toren von Dsagojew und Schirokow noch gut bedient. Alleine Kerschakow wäre für zwei weitere Treffer gut gewesen und Dsagojew vergab ebenfalls noch eine Großchance.

 

Zweite Halbzeit

 

In der Halbzeitpause wechselten die Tschechen – Tomas Hübschmann durfte für Jan Rezek ran. Irgendwie mussten sich die tschechischen Spieler in der Kabine an das heutige Eröffnungsspiel erinnert haben. Auch Griechenland war im ersten Spiel zur Pause eigentlich schon tot und begraben und hätte dann mit einer starken zweiten Halbzeit das Spiel fast noch gewonnen.

 

Mit einem toll herausgespielten Tor meldete sich auch tatsächlich Tschechien in der 52. Minute zurück. Ein idealer Pass von Plasil auf Pilar, der umkurvte Malafejew und traf dann aus spitzem Winkel zum 2:1.

 

Danach rannte Tschechien weiter an, konnte aber keine echte Chance mehr herausspielen. Russland hatte ein paar Minuten an dem Anschlusstreffer zu kauen, kam aber wieder schnell ins Spiel zurück. In der 62. Minute spielte Syrjanow einen Superpass in den Lauf von Kerschakow, der kam aber nicht an Hubnik vorbei.

 

Kerschakow hätte heute ein Haus nicht mit dem Ball getroffen

 

Zwei Minuten später spielte Arschawin erneut perfekt auf Kerschakow, der aber auch diese Großchance vergibt. Wiederum zwei Minuten später die nächste Eins-gegen-Eins Situation von Kerschakow gegen Hubnik. Kerschkow konnte seine Geschwindigkeitsvorteile ausspielen, aber der Abschluss geht wieder am Tor vorbei. Das war die fünfte Großchance, die Kerschakow in diesem Spiel vergab. Jetzt reichte es auch Dick Advocaat – er wies Pawljutschenko an, das er sich warm machen solle.

 

In der 72. Minute erfolgte dann der erste Wechsel von Dick Advocaat. Roman Pawljutschenko ersetzte den glücklosen Aleksander Kerschakow. Pawljutschenko bediente in der 79. Minute auch Dsagojew und der lies Petr Cech mit einem scharfen Schuss aus 17 Metern unter die Querlatte keine Chance – 3:1 für Russland. Die Einwechslung hatte sich gelohnt.

 

Nur drei Minuten später sorgte dann Pawljutschenko auch noch selbst für das 4:1. Gerade war er noch der Vorbereiter, jetzt machte Pawljutschenko es selber. Er tanzte erst Hubnik aus und trifft dann sehenswert zur endgültigen Entscheidung. Cech war noch mit den Fingerspitzen dran gewesen, konnte das Tor aber nicht verhindern.

 

Russland lies danach den Ball laufen, Tschechien hatte die Partie längst aufgegeben und wartete tiefstehend auf den Schlusspfiff. In der Nachspielzeit fast doch noch ein Treffer für Tschechien. Der eingewechselte Petrzela traf, stand dabei aber klar im Abseits. Das war dem Schiedsrichtergespann natürlich nicht entgangen.

 

Fazit

 

Nicht über die vollen 90 Minuten, aber doch über weite Strecken zeigte Russland, dass der Sieg in Gruppe A nur über die Sbornaja gehen wird. Das Angriffsspiel der Elf von Dick Advocaat hatte so ziemlich alles, was den modernen Offensivfußball ausmacht. Tempo, Passgenauigkeit, Kreativität, das Trio Dsagojew, Kerschakow und Arschawin erinnert da sehr an ein katalanisches Vorbild. Tschechien zeigte einen ähnlich hochwertigen Angriff, der auch mit einem Tor belohnt wurde, aber das war natürlich insgesamt einfach zu wenig.

 

„Das erste Turnierspiel zu gewinnen ist ganz wichtig. Das gibt uns aber keine Garantie für die zweite Partie. Wir haben teilweise guten Fußball geboten, müssen aber noch einige Fehler abstellen“, sagte Russlands niederländischer Coach Dick Advocaat.

 

Russland – Tschechien 4:1 (2:0)

 

Tore: 1:0 Dsagojew (15.), 2:0 Schirokow (24.), 2:1 Pilar (52.), 3:1 Dsagojew (79.), 4:1 Pawljutschenko (82.)

 

Russland: Malafejew – Anjukow, Beresuzky, Ignaschewitsch, Schirkow – Schirokow, Denisow, Syrjanow – Dsagojew (85.Kokorin), Arschawin – Kerschakow (73.Pawljutschenko)

Tschechien: Cech – Gebre Selassie, Sivok, Hubnik, Kadlec – Jiracek (76. Petrzela), Plasil – Rezek (46. Hübschman), Rosicky, Pilar – Baros (86. Lafata)

 

Schiedsrichter: Webb (ENG) Zuschauer: 40.803

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