Europa-Grüne fordern unabhängige Tschernobyl-Studie

Zwanzig Jahre nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl haben Europapolitiker der Grünen und Wissenschaftler eine unabhängige Schadenbilanz der Katastrophe gefordert. Die von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) dazu vorgelegten Zahlen verharmlosten die Situation, sagte die deutsche Grünen-Abgeordnete Rebecca Harms am Mittwoch in Brüssel.

So gehe eine neue wissenschaftliche Studie britischer Forscher davon aus, dass die Zahl der durch den Reaktor-Unfall verursachten zusätzlichen Todesfälle durch Krebs in der Zukunft zwischen 30.000 und 60.000 liegen werde. Die IAEA hatte im Jahr 2005 von nur etwa 4000 zusätzlich zu erwartenden Todesfällen gesprochen.

Die von den britischen Wissenschaftlern Ian Fairlie und David Sumner erstellte Studie TORCH stützt sich auf 280 amtliche und öffentlich zugängliche Berichte. Dabei seien Daten nicht nur für die besonders von dem radioaktiven Niederschlägen betroffenen Länder Weißrussland, Ukraine und Russland berücksichtigt worden, sondern für ganz Europa, sagte Fairlie.

Laut der neuen Studie gingen mehr als 50 Prozent des radioaktiven Niederschlags in anderen Ländern Europas nieder. Zu den höher belasteten Regionen in Westeuropa zählen unter anderem der Süden Deutschlands, Österreich, die Schweiz und der Osten Frankreichs. Anders als der IAEA-Bericht berücksichtigt die Studie laut Fairlie auch gesundheitliche Folgen niedrigerer Strahlenbelastung.

Unabhängige Daten soll nach dem Willen der Grünen auch die EU-Kommission liefern. Die Grünen wollen beispielsweise wissen, mit wie vielen zusätzlichen Todesfällen die Brüsseler Behörde rechnet und wie hoch die zusätzliche Strahlenbelastung der EU-Bürger seit 1986 durch den Genuss von Wildbeeren, Wildfleisch und Pilzen ist.

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