„Es sind doch nur Frauen“ oder wie man argentinische Männer um Chancen bei russischen Frauen bringt

Der Chef des argentinischen Fußballverbandes AFA hat sich für die Veröffentlichung eines WM-Handbuchs entschuldigt, das diverse Ratschläge zum Umgang mit russischen Frauen enthielt. Diese Anleitungen seien irrtümlich in einem Handbuch mit Verhaltensregeln im WM-Gastgeberland erschienen. In einem Lehrgang mit dem Titel „Sprache und russische Kultur“ erhielten Journalisten, Funktionäre und Trainer Tipps für auf die Weltmeisterschaft in Russland.

Dies spiegele nicht die Einstellungen von AFA, noch die seines Präsidenten Claudio Tapia, noch die einer ihrer Direktoren“, sagte der Verband in einem Statement. Tapia besuchte am Mittwoch in Buenos Aires das Kulturinstitut Russia House, um sich persönlich für den Fauxpas zu entschuldigen.

Der Journalist Nacho Catullo hatte Passagen des Handbuch-Kapitels „Wie du Chancen bei russischen Mädchen hast“ über Twitter verbreitet. Nach heftiger Kritik in sozialen Netzwerken sammelten Mitarbeiter noch während der Schulung die Unterlagen ein und entfernten das Kapitel.

Die Sorgen der AFA um das Freizeitvergnügen seiner Funktionäre, Trainer und Journalisten in Form wenig fußballaffiner Flirttipps ging nach hinten los. Dieser Guide, so lächerlich er einem auch vorkommen mag, zeigt wie „Frauen als eine Art Beute“ gesehen werden, die man nur mit spezieller Jagdtechnik bekommen kann. Argentinische Männer stehen nicht weniger isoliert im Rampenlicht – als „Höhlenmenschen, denen man extra sagen muss, dass sie eine Frau nicht einfach über die Schulter schwingen und mit ihr hinter einem Busch verschwinden können“.

Welche Chancen gibt es nun, bei russischen Mädels zu landen? „Der erste Eindruck ist von großer Bedeutung, achte besonders auf Deine äußere Erscheinung“. Das gilt wohl weltweit und nicht nur in Russland. „Wenn Du sauber bist, gut riechst und gut angezogen bist.“ Wie wohl die Männer in Argentinien rumlaufen, wenn sie nicht auf Brautschau sind?

„Russischen Frauen gefällt es nicht, wenn sie als Objekt betrachtet werden.“ Klingt so als wären argentinische Frauen Objekte. „Achte auf ihren Wert und ihre Persönlichkeit und bedenke es sind Menschen, die das Gefühl haben wollen, dass sie wichtig und einzigartig sind.“ Aua, das tut weh.

Für Gespräche mit dem begehrten Geschlecht gibt es natürlich auch Hinweise. „Russische Frauen mögen Männer, die Initiative ergreifen“, heißt es. Aber erstmal voll im Gespräch, „gefällt es ihnen normalerweise nicht, wenn das Gespräch zu einseitig von dir ausgeht“.

Schwierig einzuhalten ist der Tipp „Sei sehr ehrlich, wenn du mit ihr sprichst“, denn über Sex soll man lieber nicht reden. „In Russland ist Geschlechtsverkehr etwas sehr Privates und man bespricht das Thema nicht in der Öffentlichkeit.“

Was tun, zumal „die Russinnen so schön sind“? Mit denen wollen doch bestimmt „viele Männer mit ins Bett“. Und oh Graus, es soll „russische Frauen, wie andere Frauen auch, geben, die daran Interessen zeigen“ könnten. Da kann selbst ein argentinischer Mann  nervös werden. Besonders reiche oder gutaussehende Gauchos sind in besonderer Gefahr, denn manche russische Frauen in Russland interessiere nur das, wird gewarnt.

Letztendlich wird der geplagte Mann von allzu großen Sorgen befreit, „Es gibt viele schöne Frauen in Russland und nicht alle sind für Dich. Sei wählerisch“.

Wer dennoch an den russischen Frauen verzweifelt, muss seine Einstellung ändern: „Entspann dich, es ist nur eine Frau, mehr nicht.“

 

In Argentinien stießen diese Anleitungen auf herbe Kritik. Claudio Presman, der Chef des Nationalen Instituts gegen Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, erklärte dem Fernsehsender TN Television: „Wir haben die AFA um eine Stellungnahme gebeten, dieser Text stigmatisiert Frauen.“

Der einzige, der die Sache nicht so eng sieht, ist Professor Eduardo Pennisi, der das Handbuch verteilt hat und Professor für russische Sprache ist. Laut FAZ verteidigte er in einer argentinischen Zeitung die Tipps und sprach nicht von einem Versehen. Er habe sie für die Schulung ausgewählt. Der AFA habe das komplette Material abgesegnet. Für ihn sei die Sache eher als lustig und kritisierte die Journalisten, die darüber twitterten. Für ihn seien das nur „unschuldige Ratschläge“.

Es ist bereits das zweite Mal, dass Argentinien für Schlagzeilen in der internationalen Fußball-Presse sorgte. Ein Werbespot eines argentinischen Sportsenders, in dem Video wird das Verbot von Homosexualität in Russland thematisiert, sorgte vor wenigen Tagen für Wirbel. Zu sehen waren Fans, die sich in die Arme fallen und küssen sowie nackte Spieler, die in der Kabine ihren Sieg feiern. Am Ende wird der russische Präsident Wladimir Putin direkt angesprochen: „Herr Putin, wenn die Liebe zwischen zwei Männern für Sie eine Krankheit ist, dann sind wir schwer krank. Und wissen Sie was? Es ist ansteckend.“ Nach Kritik, das Video würde Vorurteile noch weiterverbreiten, zog der Sender das Video wieder zurück.

Mehr als 40.000 Argentinier haben Tickets für die Spiele das Fußballspektakel gekauft, das am 14. Juni in Moskau beginnt. Der zweimalige Gewinner der Weltmeisterschaft, Argentinien wurde für Island, Nigeria und Kroatien nominiert.

Ob russische Frauen nach diesem Handbuch noch argentinische Männer  nominieren? Das wird schwierig. Vielleicht ein heimlicher Wunsch  des Professor Pennisi.

[hub/russland.NEWS]

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