Diese Brücke hält seit einem Vierteljahrhundert

Diese Brücke hält seit einem Vierteljahrhundert

Ein „Perpetuum mobile“ sei das Deutsch-Russische Forum, meinte gestern einer der Teilnehmer an der Festveranstaltung zum 25-jährigen Bestehen dieser Organisation. Auch Vorstandsvorsitzender Matthias Platzeck verwies darauf, dass das DRF seit einem Vierteljahrhundert und gerade in dieser Zeit, da die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland sehr schwierig seien und viele Kontakte abgebrochen wurden, beständig den zivilgesellschaftlichen Dialog fördere.

Das sei aber kein Selbstläufer, der einmal angestoßen, ohne Widerstände seinen Weg geht. Vielmehr hätten die Hunderte Initiativen in Kultur, Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft und anderen Bereichen dazu beigetragen, dass das Deutsch-Russische Forum eine der wenigen Brücken zwischen den Menschen in beiden Ländern ist, die in letzter Zeit wieder stärker genutzt würden. Er verwies auf den zunehmenden Jugendaustausch, die wachsende Zahl von Städtepartnerschaften und den Petersburger Dialog als ganz konkreten Ausdruck des vertrauensvollen Miteinanders. „Sicher hätte ich mir manches einfacher vorgestellt, als ich vor fünf Jahren diese Aufgabe übernommen habe“, bekannte der ehemalige brandenburgische Ministerpräsident, „aber die aktuelle Entwicklung lässt mich optimistisch sein.“ So hätten sich zu den Potsdamer Begegnungen, die vom DRF organisiert gerade wieder in Moskau stattfinden, so viele Parlamentarier aus beiden Ländern angekündigt, wie lange nicht.

Diesen Eindruck eines wieder zunehmenden Interesses an Russland bestätigte Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin von Mecklenburg, die als Gastrednerin zu der Festveranstaltung eingeladen worden war. „Zu unserem Russland-Tag, der vor kurzem in Rostock stattfand, kamen rund achthundert Wirtschaftsvertreter aus beiden Ländern, die konkrete Möglichkeiten der Zusammenarbeit auch unter den gegenwärtigen Bedingungen von Sanktionen und Gegensanktionen ausloteten.“ Im Vorfeld der Reise nach Moskau sei sie zudem von vielen Bürgern in ihrem Land ermutigt worden, sich für bessere Beziehungen mit Russland einzusetzen. Das wolle sie auch in ihrer neuen Funktion als Vorsitzende der deutsch-russischen Freundschaftsgruppe im Bundesrat tun, um nach den Jahren des Stillstandes den Gesprächsfaden mit den russischen Kollegen im Föderationsrat wieder aufzunehmen. Ein erstes Treffen im Sommer in Schwerin sei sehr erfolgreich verlaufen.

Schwesig würdigte die Rolle des Deutsch-Russischen-Forums bei der Förderung der kommunalen und regionalen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Schon seit Langem gibt es eine enge Partnerschaft zwischen dem Land Mecklenburg-Vorpommern und dem Leningrader Gebiet, für die sie auf der Abschlussveranstaltung zum deutsch-russischen Jahr der kommunalen und regionalen Partnerschaften in Berlin eine Ehrenurkunde entgegennehmen konnte.

Die Ministerpräsidentin erinnerte an die entscheidende Rolle von Michail Gorbatschow bei der Beendigung des Kalten Krieges und der Herstellung der deutschen Einheit. Bei seiner Reise in ihr Bundesland vor über 25 Jahren habe er die Menschen begeistert und viele empfänden auch heute noch ein Gefühl der Dankbarkeit ihm gegenüber. Deshalb wurde beschlossen, den ehemaligen Präsidenten der Sowjetunion mit der Verdienstmedaille des Lands Mecklenburg-Vorpommern zu ehren. Die Auszeichnung nahm für den erkrankten Gorbatschow sein langjähriger Weggefährte, Ruslan Grinberg, entgegen.

Auch seine Heimatregion Kamtschatka habe den deutschen Freunden so Manches zu bieten, erklärte Senator Walerij Ponomarjow. Aber in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der russisch-deutschen Freundschaftsgruppe im Föderationsrat, dem Oberhaus des russischen Parlaments, kümmere er sich vornehmlich um die Entwicklung von Kontakten und Projekten mit Partnern in Deutschland. „Hier hat es in den vergangenen beiden Jahren deutliche Fortschritte gegeben, auch dank der Bemühungen des Deutsch-Russischen Forums und des persönlichen Engagements meines Freundes Matthias Platzeck und seiner Mannschaft.“

Der deutsche Botschafter in der Russischen Föderation, Rüdiger von Fritsch, sprach sich dafür aus, die bereits über Jahrhunderte bestehenden Beziehungen in Kunst und Kultur, Bildung und Medizin, zu pflegen und auszubauen, wozu das Deutsch-Russische Forum in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten einen wertvollen Beitrag geleistet habe.

Am Freitag diskutierten in Moskau auf Einladung des DRF deutsche und russische Parlamentarier zum Thema „Architektur einer neuen Weltordnung: Die Rolle Deutschlands, Russlands und der EU“ und am Samstag findet hier das III. Jugendforum ihm Rahmen der Potsdamer Begegnungen statt.

[hh/russland.NEWS]

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