Die sicherste WM aller Zeiten?

Die russische Regierung hat keine Kosten und Mühen gescheut, mit einem Sicherheitskonzept zu glänzen, wie es noch nie zuvor in der Geschichte einer Fußball-Weltmeisterschaft zu sehen war. Mehr als 100.000 Sicherheitskräfte werden im Einsatz sein, die Kosten auf Summen im Milliardenbereich geschätzt.

Der bisherige Maßstab für den Aufwand, eine sportliche Großveranstaltung so sicher wie nur möglich abzuhalten, war bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014. Damals waren zwischen 50.000 und 70.000 Sicherheitskräfte abgestellt, die Kosten lagen bei rund 1,4 Milliarden Euro. Dieses Jahr ist Russland der Ausrichter der 21. Endrunde der Fußball-WM und anders als bei Olympia, gilt es mehr als nur einen Großraum am Schwarzen Meer zu schützen.

Insgesamt verlangen elf Großstädte mit ihrem Ballungsraum besondere Aufmerksamkeit, von der Baltischen See bis an den Ural verteilt. Dazu kommen noch die verstreut liegenden Unterkünfte und Trainingslager der 32 Endrundenteilnehmer. 40.000 Sicherheitskräfte stellt der Zivilschutz, 14.000 private Sicherheitsorganisationen. Der Rest setzt sich aus Kräften der Polizei sowie Einheiten der Nationalgarde und der Armee zusammen. Ungewöhnlich für Europäer wirkt sicherlich das Mitwirken des Geheimdienstes zum Schutz der Einrichtungen.

Die aufwändigsten Sicherheitsvorkehrungen in der Geschichte des Fußballs

Ob die Baltische Flotte, die vor der Küste Kaliningrads kreuzt, nun extra wegen der Fußball-WM dort im Einsatz ist, sei dahingestellt. Ein Gefühl der verstärkten Sicherheit vermittelt sie allemal. Auch der leitende Sicherheitsbeauftragte des Fußball-Weltverbandes FIFA, Helmut Spahn, sieht die WM in Russland ausreichend geschützt, wie er gegenüber der deutschen Nachrichtenagentur dpa erläuterte. Er sieht die „höchsten Sicherheitsstandards“ in die Tat umgesetzt, ohne dass Besucher und Teilnehmer dabei merklich eingeschränkt würden.

„Ich glaube, das ist sehr gut unter Kontrolle“, findet Spahn. Es gäbe seiner Meinung nach sehr gute präventive Konzepte, mögliche Gewalt bereits im Vorfeld einzudämmen. „Ich sehe das Risiko als gering an, dass wir Hooligan-Ausschreitungen wie in Marseille auch in Russland erleben werden.“ Selbstverständlich steht auf der Sicherheitsagenda des WM-Ausrichters auch das Thema Terrorismus ganz weit oben. Zwei schnelle Anti-Terror-Boote vor der Baltischen Küste, Luftabwehrsysteme und Panzer sollen komplexe Terrorangriffe abwehren.

„Die Terrorgefahr ist ähnlich hoch, vielleicht sogar insgesamt gesehen etwas geringer als in Frankreich, England oder Deutschland“, wägt Spahn ab. Die deutschen WM-Fans könnten laut dem Sicherheitsbeauftragten „absolut“ ohne Angst vor Ausschreitungen oder Anschlägen nach Russland reisen. „Meine Frau wird mit meinen beiden jüngeren Söhnen, die sind sieben und neun Jahre alt, ganz privat durch Russland reisen und sich einzelne Spiele anschauen. Wenn ich nur die kleinsten Bedenken hätte, dass dies irgendwie problematisch wäre, hätte ich gesagt: Mach‘ das nicht“, erklärt der 57-jährige Familienvater abschließend.

[mb/russland.NEWS]

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