Die Sbornaja – eine Bestandsaufnahme

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land tritt die russische Nationalmannschaft wesentlich verjüngt auf den Plan. Von der umjubelten „bronzenen“ Truppe der EM 2008 sind nur noch zwei Spieler mit dabei. Igor Akinfejew im Tor und Juri Schirkow im Mittelfeld.

Nachdem sich die Uralt-Abwehrmeister Sergej Ignaschewitsch und die Brüder Wassili und Alexej Beresuzki inzwischen von der nationalen Ebene verabschiedet haben, weht besonders in der hintersten Linie der Sbornaja ein frischer Wind. Der Kader im Überblick.

Die unbestrittene Nummer 1

Der 31 Jahre alte Igor Akinfejew steht seit 2004 für die russische Nationalelf zwischen den Pfosten und ist auch nach 103 Länderspielen immer noch die Nummer 1. Nach relativ schwachen Phasen mit diversen Patzern in entscheidenden Spielen steht Akinfejews Rolle in der Mannschaft wieder außer Frage. Im November ging endlich auch die unrühmliche Phase von 43 Europa-Cup-Spielen für seinen Heimatclub ZSKA Moskau mit mindestens einem kassierten Gegentor in Folge zu Ende.

Ein unzweifelhaftes Indiz für Akinfejews Stellung in der Sbornaja: Cheftrainer Stanislaw Tschertschessow erklärte ihn bereits Anfang Dezember zum Mannschaftsführer bei der kommenden Weltmeisterschaft.

Als Ersatz im Tor stehen Andrej Lunjow und Wladimir Gabulow bereit. Während der 26 Jahre alte Lunjow sich innerhalb kürzester Zeit vom Nobody zum Hauskeeper bei Zenit St. Petersburg entwickelte, ist der 34-jährige Gabulow ein alter Bekannter. In den letzten zehn Jahren stand er immer wieder einmal auf dem Posten der Nummer 1, kommt aber insgesamt nur auf zehn Länderspiele.

Frischer Wind in der letzten Reihe

Die Zeit der Dinosaurier in der russischen Abwehr ist endgültig vorbei. Die bereits oben erwähnten drei alten Herren gehen stark auf die Vierzig zu und haben ein paar jungen Hungrigen Platz gemacht, wobei anzumerken ist, dass Ignaschewitsch und die Beresuzkis immer noch bei ZSKA aktiv sind.

Aber erst einmal zur älteren Riege: Igor Smolnikow (Zenit) und Viktor Wassin (ZSKA) sind beide 29 Jahre alt. Während Smolnikow seit 2013 so gut wie gesetzt ist und bereits 23 Mal im Nationaltrikot auflief, kam Wassins Länderspielkarriere eigentlich erst 2017 richtig in Fahrt, als er an sieben Spielen beteiligt war. Der 30-jährige Fjodor Kudrjaschow (Rubin Kasan) ist erst vor gut anderthalb Jahren in den Blickwinkel der Nationaltrainer geraten, ist seitdem aber ständig dabei und hat inzwischen 16 Länderspiele absolviert.

Naturalisierte“ Ausländer als Vaterlandsverteidiger

Dem unbedarften Leser fallen in der Spielerliste natürlich sofort drei Namen auf, die so gar nicht Russisch klingen – Neustädter, Rausch und Fernandes. Bei den ersten beiden handelt es sich um Nachfahren von Russlanddeutschen, die vor kurzem ihre deutschen gegen russische Pässe eingewechselt haben, um auf Nationalmannschaftsebene agieren zu können.

Roman Neustädter (29) kickt aktuell bei Fenerbahçe Istanbul in der Türkei, Konstantin Rausch (27) versucht mit dem 1. FC Köln, sich aus dem Tabellenkeller der Bundesliga zu befreien.

Der dritte „naturalisierte“ Spieler ist der Brasilianer Mario Fernandes, der bereits seit 2012 für ZSKA Moskau aufläuft. Er ist schon seit Juli 2016 „Russe“ und hat bisher drei Länderspiele absolviert.

Die Jungspunde

Nun zu den Nesthäkchen in der Abwehr: Ilja Kutepow (24) steht erst seit diesem Jahr im Profikader von Spartak Moskau und hat seit 2016 fünf Länderspiele auf dem Buckel.

Erfolgreicher und bekannter ist sein gleichaltriger Clubkollege Georgi Dschikija. Vor dem Confederations-Cup hatte die FIFA ihn zum „aussichtsreichsten jungen Spieler Russlands“ gekürt, zwischen Juni und November 2017 präsentierte Dschikija acht makellose Auftritte für die Sbornaja.

Alte Bekannte und neue Gesichter im Mittelfeld

Es liegt in der Natur einer Fußballmannschaft, dass der Kader im Mittelfeld am breitesten aufgestellt ist. Hier treffen wir auf ein paar Altbekannte. Den schon erwähnten Juri Schirkow (34, Zenit), Denis Gluschakow (30, Spartak Moskau), Alan Dsagojew (27, ZSKA), Dmitri Kombarow (30, Spartak) und Alexander Jerochin (30, Zenit). Allesamt sind sie seit Jahren gesetzt, müssen sich jetzt aber gegen die jüngere Konkurrenz durchsetzen.

Einer der relativen Frischlinge ist Alexander Golowin von ZSKA Moskau. Der 21-Jährige hat bereits 15 Länderspiele absolviert und gilt als eines der größten Nachwuchstalente im russischen Fußball, genau wie der 22 Jahre alte Alexej Mirantschuk von Lokomotive Moskau. Hier muss auch Delar Kusjajew erwähnt werden – der 24-Jährige entwickelte sich seit seinem Wechsel zu Zenit St. Petersburg zu einem der perspektivreichsten russischen Spieler und steht erst seit letztem Oktober im Kader der Nationalmannschaft.

Zenit im Angriff

Etwas dünner sieht es zurzeit im Angriff aus. Von den vier gesetzten Stürmern spielen zwei (Alexander Kokorin und Dmitri Polos) bei Zenit St. Petersburg, und ein weiterer bekannter Petersburger Kicker – Artjom Dsjuba – hat es in den eigenen Beinen, bis zur WM in den Offensivkader der Nationalelf zurückzukehren.

Wegweisend im Angriff ist neben Kokorin auch Fjodor Smolow (Krasnodar), beide sind 26 Jahre alt. Smolow trat zuletzt beim furiosen 3:3 gegen Spanien als doppelter Torschütze in Erscheinung. Der vorerst vierte im Bunde ist Anton Sabolotny, der in dieser Saison mit dem FK Tosno aus der Ersten Division in die Premierliga aufgestiegen ist.

[sb/russland.NEWS]

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