Die Ruhe vor dem Sturm: Russland prognostiziert einen schwierigen Covid-19-HerbstFoto © russland.news

Die Ruhe vor dem Sturm: Russland prognostiziert einen schwierigen Covid-19-Herbst

Im Durchschnitt infizieren sich in Russland jeden Tag etwa 19.000 Menschen mit Covid-19. Auf der Grundlage dieser Zahlen hat das russische Gesundheitsministerium eine Prognose gewagt: Man erwarte vier Millionen neue Fälle in der zweiten Hälfte des Jahres. Einige Epidemiologen halten diese Prognose jedoch für zu pessimistisch.

Das Gesundheitsministerium rechnet mit einer neuen Pandemiewelle mit einem neuen Stamm, die nicht weniger schwerwiegend sein wird als in den letzten sechs Monaten, als etwa drei Millionen Menschen erkrankten. Es ist aber gar nicht sicher, dass dies geschehen wird. Allerdings ist das Geld für ein solches Szenario für den Haushalt bereits eingeplant.

Petr Tschumakow, ein führender Forscher auf dem Gebiet der Molekularbiologie, Virologie und Immunologie und Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften, glaubt, dass die neue, vierte Welle des Coronavirus innerhalb der nächsten drei Monate in Russland eintreffen wird. Und der Anstieg der Krankheitsfälle kann bereits Mitte September beginnen. Andere Wissenschaftler sind in ihren Prognosen weniger eindeutig. Einige glauben, dass wir einfach nicht genug über das neue Virus wissen, um vorherzusagen, wie es sich entwickelt. Zum Beispiel wurden Delta-Stämme erstmals im April entdeckt. Aber in Russland hieß es bis Ende Mai, dass sich die Krankheit nicht massenhaft ausbreite. Im Sommer war dann eine enorme Ausbreitung dieses Stammes über das ganze Land zu beobachten.

Die Prognosen des Gesundheitsministeriums sind erforderlich, um die Mittel zu schätzen, die der Staat bis zum Jahresende für die Bekämpfung des Covid-19 bereitstellen muss. Die medizinische Versorgung von Coronavirus-Patienten könnte den Staat mehr als 300 Milliarden Rubel (etwa 3,4 Milliarden Euro) kosten, hat der Föderale Krankenversicherungsfonds (CMIF) für die zweite Hälfte des Jahres 2021 errechnet. Dies geht aus einem Kurzbericht der Rechnungskammer 2021 hervor. Von den fast vier Millionen potenziellen neuen Fällen erfordern nur 20 Prozent eine stationäre Behandlung,  etwas mehr als 784.000 Krankenhauseinweisungen, so der CMIF.

Die Rechnungskammer wies darauf hin, dass der Fonds zusätzliche 65,4 Milliarden Rubel für die medizinische Versorgung in der zweiten Jahreshälfte bereitstellen muss. Darüber hinaus werden fast 60 Milliarden Rubel für die Entschädigung von Arbeitnehmern, Versorgungsunternehmen benötigt, heißt es in dem Memo.

Das Gesundheitsministerium geht also von dem pessimistischsten Szenario aus, um die notwendigen Mittel bereitzustellen. Zwar lässt sich nicht mit absoluter Sicherheit sagen, dass im Herbst eine weitere Covid-19-Welle in Russland einsetzen wird, doch gibt es dafür Gründe: ein allgemeiner Anstieg von Atemwegsinfektionen und die Mutation des Coronavirus. „Es besteht die Gefahr, dass die kollektive Immunität nicht funktioniert und diejenigen, die bereits erkrankt sind, erneut erkranken. Es ist also besser, wenn die Betten einsatzbereit sind, Medikamente beschafft werden“, erklärte der Epidemiologe Anton Bartschuck gegenüber RBK.

Seit Beginn der Pandemie wurden in Russland insgesamt 6,7 Millionen Covid-19 Fälle festgestellt.

[hrsg/russland.NEWS]

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