Die Prügel-Kicker und ein Präsident

Die Prügel-Kicker und ein Präsident

Ein Mann greift einen Stuhl und prügelt damit auf den Gast eines Moskauer Cafés ein. Ein Freund eilt ihm zur Hilfe, eine Schlägerei beginnt – mittendrin zwei Stars der russischen Fußballszene, Alexander Kokorin (27) von Zenit St. Petersburg und Pavel Mamaev (30) vom FK Krasnodar.

Die brutale Attacke wurde von einer Überwachungskamera dokumentiert und kurz darauf tauchten bei YouTube weitere Aufnahmen auf: die beiden „Athleten“ hatten einige Stunden zuvor einen Mann auf offener Straße verprügelt. Dieser Skandal erschütterte die russische Öffentlichkeit Anfang Oktober. Seitdem sitzen die zwei Kicker in Untersuchungshaft. Den beiden droht eine lebenslange Sperre als Fußballer und eine Strafe von bis zu fünf Jahren Gefängnis wegen „Hooliganismus“. Und obwohl sich Kokerin und Mamaev offiziell für ihre „skandalösen Taten“ entschuldigten, ging das Gericht auf eine Freilassung gegen Kaution nicht ein. Bis zum 8. Dezember bleibt das Gefängnis ihr Zuhause.

Weder Kokorin noch Mamaev spielen in der Nationalmannschaft, dennoch verurteilte der russische Fußballverband ihr Benehmen scharf. Das Vorstandsmitglied Igor Lebedev sparte nicht mit harten Worten. Die beiden seien „als Fußballer gestorben“. Vor einigen Jahren sorgte das „süße Pärchen“ schon einmal für negative Schlagzeilen. Nach einer beschämenden Niederlage der Sbornaja bei der EM in Frankreich feierten die beiden in Monaco ausgiebig und sollen alleine für Champagner 250.000 Euro ausgegeben haben.

Nun hat sich der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow in die Diskussion eingemischt. Egal wie die Sache ausgeht, er würde Kokorin und Mamaev in den FK Achmat (Grosny) aufnehmen. „Weder das Gefängnis noch das Straflager werden aus Pavel und Alexander gute Menschen machen. Aber wir werden versuchen mit ihnen zusammen die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren, falls uns das erlaubt sein wird“, schrieb Kadyrow auf seinem Account im russischen sozialen Netzwerk vk.com. „Ich will sie nicht rechtfertigen, aber wenn man berücksichtigt, dass sie Reue gezeigt haben, sehe ich keinen Sinn darin, sie als Fußballer zu verlieren und sie einzusperren. Ich war schon immer gegen jegliche Gewalt und beschützte die Schwachen“, zitiert die Nachrichtenagentur TASS seine Worte.

Der Generaldirektor von Achmat stimmte zwar seinem Präsidenten zu, aber ohne große Begeisterung. Im Moment werden sich die meisten russischen Erstliga-Clubs davor hüten, mit Kokorin und Mamaev einen Vertrag zu unterschreiben.

Die sportliche Zukunft der beiden Prügelknaben ist noch völlig unklar. Während der FK Krasnodar den Vertrag mit seinem Mittelstürmer kündigen will, ist man bei Zenit Petersburg vorsichtiger. Im Falle des eines Vertragsbruchs müsste der Verein dem Stürmer Kokorin eine satte Abfindung zahlen müssen.

[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]

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